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Entkoppelung von Finanzmärkten und Realwirtschaft Niedrigzinsen sind Teil der Schere

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Die Kurse dieser Aktien wurden während der Krise durch verbesserte Gewinnaussichten – aber auch durch sinkende Zinssätze in die Höhe getrieben. Die Gewichtungen der Mega-Cap-Werte im S&P 500-Index in den USA haben daher stark zugenommen: Das kombinierte Gewicht von Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft macht nach Bloomberg-Berechnungen nun über 20 Prozent des Index aus. Besonders eindrucksvoll: Die Indexgewichtung von Amazon hat sich im Jahr 2020 mit fast 5 Prozent fast verdoppelt.

Bei den Schwellenländer-Indizes gab es eine ähnliche Entwicklung, wobei Bloomberg zufolge allein vier Aktien inzwischen 25 Prozent des MSCI Emerging Markets Index ausmachen. Auch die Anleiheindizes spiegeln den Trend wider: 15 Prozent der Emittenten machen 50 Prozent der Marktkapitalisierung des Euro-High Yield-Index aus, wie Bloomberg berichtet.

Niedrigzinsen wirken auf Aktienkurse

Doch hat es wirklich eine Abkopplung der Finanzmärkte von der Realwirtschaft gegeben? Wohl kaum: Die starke Gewichtung von Wachstumswerten wurde durch den beispiellosen Rückgang der US-Realzinsen verstärkt. Die Preise von Wachstumstiteln steigen, wenn die Zinssätze nachlassen, da der zukünftige Cashflow der Unternehmen mit einem niedrigeren Zinssatz diskontiert wird. Ihre Gewichtungen in den globalen Indizes nehmen daher zu. Die Auswirkungen der Zinsen auf den US-Index sind in der folgenden Grafik dargestellt, wobei das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Sicht der kommenden zwölf Monate im S&P 500 erstaunlich parallel zum Abwärtstrend der US-Zinssätze verläuft (Grafik).

Ist 2021 mit einer teilweisen Wiederannäherung von BIP- und Kursentwicklung zu rechnen?

In den nächsten Monaten wird das Tempo der Erholung von der Pandemie entscheidend sein. Gute Nachrichten von den Impfstoffherstellern sind hier sehr willkommen: Die von Pfizer und Biontech angekündigte Wirksamkeit ihres Impfstoffes von mehr als 90 Prozent löste eine historische Outperformance von Value-Aktien gegenüber Wachstumswerten aus.

So fielen Aktien des IT-Sektors um 4 Prozent, während der Hotelsektor um 19 Prozent zulegte und der Luftfahrtsektor an nur einem Handelstag um 15 Prozent an Wert gewann. Die Lage an den Märkten dürfte sich daher normalisieren, sobald sich im nächsten Jahr die Sektorrotation weiter fortsetzt.

Absehbar ist: In einem Umfeld, in dem die Realzinsen aufgrund massiver öffentlicher und privater Verschuldung nicht wesentlich werden steigen können, dürfte eine Diskrepanz bei der Entwicklung der Finanzmärkte und der Realwirtschaft weiterhin bestehen bleiben.

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