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Nobelpreisträger James Mirrlees: „Die Schuldenkrise ist gar keine Krise“

Wirtschaftsnobelpreisträger James Mirrlees
Wirtschaftsnobelpreisträger James Mirrlees
Sonniger Tag in den italienischen Alpen. Menschen schwitzen und lassen Wasser durch die Gurgel nachlaufen. Innen im niedlichen Hotel in Iseo kämpfen die Klimaanlagen wacker und kühlen die Hitze auf ein erträgliches Maß.

In einem dieser Räume sitzt Sir James Mirrlees, Nobelpreisträger, Gastredner beim European Colloquia 2011, einem Kongress der Fondsgesellschaft Pioneer Investments. Vor Mirrlees sitzen Journalisten aus ganz Europa, neben ihm eine Dolmetscherin für italienische Kollegen. Das zerfährt die Diskussion etwas und kostet viel Zeit. Was folgt, ist ein Ritt durch einige Themen, so heiß wie der Tag in Iseo.

Wie soll das neue Konjunkturprogramm von US-Präsident Barack Obama funktionieren? Die Leute werden doch aus Zukunftsangst und Unsicherheit nicht mehr Geld ausgeben als zuvor.

James Mirrlees: Ich glaube nicht, dass die aktuelle Lage die Lust der Leute auf Geld-Ausgeben allzu sehr ausheben wird. Sicherlich glauben einige Ökonomen, dass die Leute bei zu hohen Staatsschulden zu sparen beginnen, weil sie ans Abzahlen in der Zukunft denken. Ich halte das aber für absurd.

Was würden Sie der Europolitik raten, um die Schuldenkrise zu lösen?

Mirrlees: Die erste Frage lautet ja, wer kann die Probleme lösen. Das kann nur Deutschland, und zwar indem es mehr Geld ausgibt, um die Konjunktur anzukurbeln. Die SPD sieht das genauso und wird schon stärker im Land.

Das macht die Schuldenkrise nicht besser. Im Gegenteil.

Mirrlees: Die Schuldenkrise ist in meinen Augen keine Krise, und sie ist auch nicht das Problem. Das Problem sind Arbeitslosigkeit und das schwache Wirtschaftswachstum, vor allem im Mittelmeerraum.

Wenn wir uns die Renditen am Euro-Bond-Markt ansehen, erkennen wir sehr wohl eine Krise.

Mirrlees: Das sind zwar durchaus Schuldnerprobleme. Aber die verursachen nicht das echte Leid. Das entsteht nur durch die hohe Arbeitslosigkeit. Und die müssen wir bekämpfen. Das ist viel wichtiger als irgendwelche Renditen.

Gibt es ein Maximum, wie viel Schulden ein Staat, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, vertragen kann?

Mirrlees: Nein, das kann man so pauschal nicht sagen. Nehmen wir Griechenland und Japan. In Griechenland sind die Schulden zum Problem geworden. In Japan sind sie kein Problem.

Japans Wirtschaft ist aber nicht sonderlich gewachsen.

Mirrlees: Doch. Zwar nicht so stark wie in USA und Europa aber durchaus respektabel.

Und dann war die Frage-Antwort-Zeit auch schon um.

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