LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in AktienfondsLesedauer: 7 Minuten

DZ-Bank-Spezialist Noch keine neue Aktienkultur in Deutschland

Seite 2 / 3

Eine nachhaltige Aktienkultur hat mehrerer Dimensionen. Sie betrifft insbesondere Anleger, die die besonderen Renditechancen von Aktien für eine ausgewogene Portfoliostruktur nutzen. Dabei spielt die Altersvorsorge als Anlagemotiv eine zentrale Rolle. Das gilt vor allem auch, weil die als „Generationenvertrag“ organisierte gesetzliche Rente durch den Altersstrukturwandel unserer Gesellschaft immer weniger in der Lage ist, für angemessene Einkünfte nach der Erwerbsphase zu sorgen.

Aus diesem Blickwinkel beinhaltet eine nachhaltige Aktienkultur eine breite Risikostreuung durch unterschiedliche Aktien bei begrenztem Anteil am Gesamtportfolio, einen langfristigen Anlagehorizont sowie eine möglichst kontinuierliche Neuanlage in Aktien, Aktienfonds und entsprechende Zertifikate. Zu einer soliden Aktienkultur gehören aber auch Unternehmen, die sich Risikokapital für die Finanzierung von Wachstum und Innovationen durch Wertpapieremissionen beschaffen.

Tatsächlich nimmt das Interesse privater Anleger an Wertpapieren, insbesondere in Form von Aktien, seit einiger Zeit zu. War nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 eine lang anhaltende tendenzielle Abkehr von der Wertpapieranlage zu beobachten, die später durch die Finanzmarktkrise, eine teils abschreckende Neuregulierung des Anlegerschutzes sowie die Niedrigzinsphase gestützt wurde, die Zahl der Wertpapier-Depots privater Haushalte seit 2017/18 wieder zu. Vor allem im letzten Jahr hat die Neueröffnung von Depots kräftig Fahrt aufgenommen. In nur zwölf Monaten stieg die Zahl privater Depots um rund 1,7 Millionen auf mehr als 25 Millionen. Angetrieben wurde der jüngste Boom durch zwei Phänomene: den Einstieg vorwiegend junger Anleger ins Wertpapiergeschäft sowie ein wachsendes Interesse an Fondssparplänen.

Neo-Broker und Fondssparpläne

So lassen sich in jüngster Vergangenheit verstärkt Aktieninvestments von jungen Anlegern beobachten, die häufig auf sogenannte Neo-Broker zurückgreifen. Diese zeichnen sich durch die Bereitstellung eines einfachen preisgünstigen Börsenzugangs – oft mit dem Smartphone – auch bei kleinen Anlagebeträgen aus, allerdings in der Regel ohne persönliche individuelle Beratung. Dabei kennt das Phänomen junger Anleger bei Neo-Brokern beide Motive:

  • den planvollen langfristigen Vermögensaufbau, meist in Form von Aktien- oder Fondssparplänen mit regelmäßigen Anlagebeträgen, die gerne auch in Exchange Traded Funds (ETFs) investiert werden, sowie
  • die Spekulation, die durch einen leichten technischen Zugang gefördert wird und die oft mit häufigem Kauf und Wiederverkauf von Aktien einhergeht.

Das zweite Phänomen, eine stabile Geldvermögensbildung durch den verstärken Einsatz von Fondssparplänen, betrifft private Anleger unabhängig von der Altersklasse. So berichtet beispielsweise die DWP Bank als führender Dienstleiter für Wertpapierservice in Deutschland über einen Anstieg der Sparpläne im abgelaufenen Jahr um 63,1 Prozent auf 703.000. Die Transaktionen, die auf Sparpläne zurückzuführen sind, wuchsen im gleichen Zeitraum sogar um 85 Prozent auf 6,5 Millionen.

Der Antreiber für ein wachsendes Interesse am regelmäßigen Sparen in Form von Investmentfonds und ETFs ist vor allem auch die langanhaltende Phase extrem niedriger Zinsen. Durch sie verlieren Banksparpläne, die sich in der Vergangenheit bei höheren Zinsen großer Beliebtheit erfreuten, an Attraktivität.

Tipps der Redaktion