

In welcher Form hat der Ukraine-Krieg die Zielsetzungen Ihres Fonds beeinflusst?
Christiansen: Das war in der Tat ein Stresstest. Einerseits haben viele unserer Firmen nach Kriegsbeginn massiv an Wert gewonnen. Die Aktienkurse vieler Stahlproduzenten sind regelrecht explodiert. Auf der anderen Seite wurde etwa in Deutschland angesichts der Gasknappheit wieder mehr Kohle verbrannt, so dass die Emissionsbilanz vieler Konzerne sich zumindest vorübergehend verschlechterte. Langfristig könnte der Krieg aber den Umbau der Energieversorgung beschleunigen, so dass zum Beispiel Wind- oder Solarkraft eine wichtigere Rolle spielen könnten.
Bei der Dekarbonisierung setzen viele auf Wasserstoff als universalen Energieträger. Sie klangen vorhin sehr skeptisch. Können Sie das näher erläutern?
Christiansen: Bei Wasserstoff sind wir eher skeptisch, denn die technischen Probleme bei Herstellung und Transport sind noch nicht gelöst. Wasserstoff wäre für Teile der Industrie sicherlich eine gute Lösung für ein klimaneutrales Geschäftsmodell, aber diese Technologie ist noch zu unausgereift.

Sie bevorzugen also andere Technologien.
Christiansen: Es wird nicht den einen Königsweg geben, sondern verschiedene Technologien müssen je nach Branche und Anwendungszweck zusammenkommen. Wir analysieren daher jeden Kandidaten für unser Anlageuniversum sehr detailliert: Welche dieser Technologien will er in welchem Umfang und Zeitrahmen zum Einsatz bringen? Ist dieser Plan schlüssig und realisierbar? Wo gibt es Abhängigkeiten oder Hindernisse, die den Erfolg gefährden können? Anhand dieser Kriterien schätzen wir die Erfolgsaussichten ein und treffen dann unsere Anlageentscheidung.
Sie haben wie eingangs erwähnt Ihre Karriere eher zufällig in diesem Bereich begonnen. Hat sich im Laufe der Jahre Ihre persönliche Perspektive auf das Thema Nachhaltigkeit verändert?
Christiansen: Definitiv. Das fing schon bei meinem vorherigen Arbeitgeber an, weil ich durch meinen Aufgabenbereich tief in die Problematiken rund um Emissionen eintauchen konnte. Je mehr ich mich dann mit Nachhaltigkeitsthemen beschäftigt habe, umso klarer wurde mir: Wir alle tragen hier eine Riesenverantwortung für künftige Generationen. Das Thema ist aber natürlich auch für meinen persönlichen Alltag viel relevanter und präsenter geworden. Ich habe jetzt drei Kinder und mache mir sehr wohl Gedanken, welche Zukunft sie einmal vorfinden werden. Gleichzeitig empfinde ich es als große Chance, dass ich heute aktiv an Lösungen für eine nachhaltigere Wirtschaft mitarbeiten kann. Als Investorin Einfluss auf globale Konzerne zu nehmen und im besten Fall etwas zum Positiven zu bewegen, ist eine erfüllende Aufgabe.
Noch eine persönliche Frage: Wenn Sie heute am Anfang Ihrer Karriere stünden - was würden Sie jetzt anders machen mit dem Wissen von heute, worauf würden Sie anders blicken?
Christiansen: Ich hätte gerne noch früher erkannt, wie wertvoll Zusammenschlüsse und gemeinsames Engagement mit anderen Investoren sind. Gerade Initiativen wie Climate Action 100+ verschaffen uns Hebelwirkung. Denn viele der globalen Herausforderungen rund um Klima und Nachhaltigkeit können wir nur gemeinsam angehen.