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Notenbanken Wie eine Rückkehr zu „normaler“ Geldpolitik aussehen könnte

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Ziele der Europäischen Zentralbank

Die Ziele der EZB sind noch nicht erreicht. Aber die Euro-Zone ist auf dem besten Weg dahin. Mit seinem am 26. Juli geprägten Satz „whatever it takes“ wollte Mario Draghi mit allen Mitteln den Bestand der Euro-Zone und den Euro verteidigen und auf diese Weise die Rückkehr einer Finanzkrise vermeiden. Seine Aussage machte Draghi angesichts von faulen Krediten in den Bankbilanzen der hoch verschuldeten südeuropäischen Länder, die zudem unter Arbeitslosigkeit und schwachem Wirtschaftswachstum litten.

Fünf Jahre nach der beispiellosen Rettungsaktion durch die EZB ist das Wirtschaftswachstum in den Euro-Staaten wieder in Schwung gekommen. Im zweiten Quartal 2017 wurde ein Rekordanstieg von 2,2 Prozent verzeichnet. Überdurchschnittlich gut lief es sogar in Spanien. Bei der Inflationsrate liegt aktuell der jährliche Anstieg des Konsumentenpreisindex bei 1,5 Prozent, noch 0,5 Prozent von der Zielvorgabe der EZB von zwei Prozent entfernt, die im Februar 2017 einmalig berührt wurde.

Die Arbeitslosenrate im Euroraum liegt aktuell mit 9,1 Prozent zwar drei Prozent unter den Spitzenwerten von Mitte 2013, ist aber vom Niveau immer noch zu hoch. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt sogar auf dem doppelten Niveau der Arbeitslosenrate insgesamt. Dem Krisenland Griechenland ist die erfolgreiche Rückkehr an die Kapitalmärkte gelungen.

Die Bankenbranche und viele deutsche Ökonomen fordern zwar von Draghi, dass die EZB sich von den sehr niedrigen Zinsen abwenden und den Weg zurück zur Normalität beschreiten soll. Doch in Anbetracht der schwierigen Situation auf den Arbeitsmärkten vieler südeuropäischer Länder und politischer Unsicherheiten durch den anstehenden Brexit und die jüngsten Terrorattacken erscheint eine Kehrtwende in der Zinspolitik unwahrscheinlich.

Noch im Juni zeigte sich Mario Draghi zuversichtlich hinsichtlich der Wachstumsaussichten der Euro-Wirtschaft. Er äußerte sich optimistisch, dass die Notenbank ihr Inflationsziel erreichen werde und sprach die Möglichkeit einer graduellen Anpassung der Geldpolitik an. Mittlerweile ist er allerdings aufgrund der heftigen Marktreaktionen zurückgerudert und sieht erst im Herbst Diskussionsbedarf für mögliche Änderungen im Anleihekaufprogramm.

Seit März 2015 entnimmt die EZB dem Markt Anleihen im Umfang von monatlich 60 Milliarden Euro. Wenn die Anleihekäufe Ende 2017 auslaufen, beträgt das Gesamtvolumen der Ankäufe knapp zwei Billionen Euro. Bei einem später notwendigen Abbau (= Verkauf) der Anleihen wird das Problem entstehen, wie man das große Anleihevolumen schonend (ohne beträchtliche Kursverluste) am Markt wieder unterbringen kann.

Für einen „geordneten Ausstieg“ plädiert auch der Bundesbankpräsident Jens Weidmann. Die EZB kann sich als potenzieller Nachahmer am Beispiel der Fed anschauen, wie man die Umstellung von einer extrem expansiven Geldpolitik auf eine normale Geldpolitik bewerkstelligt.

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