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Notenbankpolitik „Die dritte Deflationswelle ist vorbei“

Dominic Rossi, Global CIO für Aktien bei Fidelity International
Dominic Rossi, Global CIO für Aktien bei Fidelity International
„Die Notenbanken haben mit ihren Aktivitäten in den vergangenen Monaten berechtigte Kritik von allen Seiten provoziert“, meint Dominic Rossi. Der Aktienstratege selbst bemängelte vor allem die Kommunikationsfehler, die völlig unnötig die finanziellen Bedingungen verschärft und zu Kursschwankungen an den Aktienmärkten geführt hätten. Vor allem die Dollarstärke habe zur Verschlimmerung der Lage in den vergangenen Jahren beigetragen. „Die globalen Finanzmärkte und die Rohstoffe werden in Dollar gehandelt. Eine Dollaraufwertung bedeutet daher, dass der Wert dieser Vermögenswerte fallen musste“, erklärt Rossi.

Er ist sich durchaus bewusst, dass die Gründe für die Dollar-Aufwertung vielfältig und nicht nur der US-Notenbank Fed zuzuschreiben sind. „Aber nur die Fed kann Dollar drucken und hat damit letztlich die Verantwortung, dass die Währung die Finanzaktivitäten nicht hemmt“, so Rossi.

Leider haben die einzelnen Notenbanken ihre eigenen nationalen Ziele verfolgt und der Dollar wertete zusehends weiter auf. „Dies war ein Fehler“, ist Rossi überzeugt. „Glücklicherweise scheinen die Notenbanken jetzt aber klar erkannt zu haben, dass der Dollar durch die unabhängig voneinander ergriffenen Maßnahmen auf dieses so hohe Niveau gestiegen ist, dass er zu einer Bedrohung der Finanzstabilität wurde.“

Notenbankaktivitäten sind jetzt besser abgestimmt

Die jüngsten Notenbankaktivitäten scheinen hinsichtlich der Auswirkung auf die Währung besser abgestimmt zu sein. Dabei denkt Rossi nicht an offizielle Absprachen wie beim Plaza- oder Louvre-Abkommen in den 1980er Jahren. Damals einigten sich mehrere Staaten zunächst auf eine Abwertung des US-Dollars, um dieser dann über das zweite Abkommen entgegenzuwirken. „Vielmehr scheinen sich die großen Notenbanken einig zu sein, dass keiner von einer weiteren Dollar-Aufwertung profitieren würde“, so Rossi.

So hat die chinesische Notenbank klar erklärt, dass der Renminbi nicht abgewertet wird. Und in Europa zeigte sich Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank, besorgt, dass seine weiteren Lockerungsmaßnahmen als ein Instrument zur Schwächung des Euros wahrgenommen werden könnten. „Daher hat er in der Pressekonferenz nach der Sitzung im März verkündet, dass es keine weiteren Zinssenkungen geben werde und erzielte damit den erwarteten Effekt, der Euroschwäche entgegenzuwirken“, so Rossi.

Die Fed hat eine Woche später ihren überambitionierten Kurs der Zinserhöhungen vom Dezember korrigiert und strebt nur noch zwei statt vier Zinserhöhungen in diesem Jahr an. „Mit dieser revidierten Position ist die Fed jetzt auf einer Linie mit den Markterwartungen, und in der Folge hat der Dollar abgewertet“, so Rossi. Zwar sieht er diese Entwicklung nicht als Beginn eines deutlichen Abwertungstrends. „Ich denke aber, die Aufwertungsphase, die wir in den vergangenen zwei Jahren erlebt haben, ist vorbei. Das erleichtert sofort die Finanzierungsbedingungen, was die Kurschwankungen an den Finanzmärkten reduzieren dürfte.“

Stabiles Wachstum statt US-Rezession

Gleichzeitig zeige sich immer deutlicher, so Rossi, dass die Industrieländer die Auswirkungen der dritten Deflationswelle gut gemeistert haben. „Zwar gab es einen Volumens- und Preisschock sowohl bei den Handelsgütern als auch in der Industrieproduktion, aber die US-Binnenwirtschaft hat sich weiterhin gut entwickelt, und auch Europa und Japan haben sich gut gehalten. Die Ängste vor einer US-Rezession waren deutlich übertrieben“, meint der Fidelity-Experte.

In den vergangenen Monaten hat die Welt die in den Emerging Markets ausgelöste dritte deflationäre Welle nach der Finanzkrise 2008/2009 und der europäischen Staatsschuldenkrise 2011/2012 erlebt. „Die Welle ist nun vorüber und mit ihr die Phase der Dollaraufwertung. Die Industrieländer haben diese Welle, die von den Schwellenländern ausgegangen ist und in der Welthandel und Produktion unter Druck geraten sind, unbeschadet überstanden“ so Rossi. Jetzt sieht Rossi die Deflationsgefahr gebannt und freut sich auf ein stabiles Wachstum mit freundlichen finanziellen Bedingungen, die die Grundlage für einen weiteren Aufwärtstrend an den Aktienmärkten bilden. Voran laufen sollte wieder der US-Aktienmarkt.

Eine Abwertung in China sieht Rossi durchaus als Risiko für seine zuversichtlichen Erwartungen. Sie könnte sogar eine weitere Deflationswelle auslösen. „Dieses Risiko scheint aber weitgehend gebannt zu sein“, ist Rossi zuversichtlich. Er erwarte jedoch, dass der jüngste Auftrieb in den Schwellenländern und bei den Rohstoffen von den sehr angespannten Niveaus sehr wahrscheinlich wieder abklingen wird. Es brauche noch Jahre, bis die strukturellen Herausforderungen in beiden Bereichen gemeistert sind. Rossi: „Stattdessen sollten die Sektoren, die von den jüngsten Entwicklungen am wenigsten beeinträchtigt waren, wieder die Führung übernehmen. Das sind solche mit einem hohen Anteil immaterieller Werte und geistigem Eigentum, wie Informationstechnologie oder das Gesundheitswesen."

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