Nothilfen für die US-Wirtschaft „Fed hat nahezu alle Mittel ausgeschöpft“
Ankäufe von US-Staatsanleihen und hypothekenbesicherten Anleihen in unbegrenzter Höhe, dazu ein ganzes Bündel von Kreditprogrammen: Die US-Notenbank Federal Reserve hat ein umfangreiches Notprogramm angekündigt, mit der die Währungshüter den Geldmarkt stabilisieren und gleichzeitig der US-Wirtschaft unter die Arme greifen wollen. Die Maßnahmen sollen in der voraussichtlich noch andauernden Corona-Krise stabilisierend wirken. Inwiefern können sie auch eine Rezession abmildern?
„Alles richtig gemacht“
In den vergangenen Wochen hätten viele Anleger zwecks Risikominimierung ihre Anlagen verkauft und sich in Liquidität geflüchtet, erinnert Tiffany Wilding, Ökonomin bei der auf Anleihen spezialisierten US-Fondsgesellschaft Pimco. Stark volatile Märkte für Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Anleihen (Mortgage backed securities, MBS) hätten die Fluchtbewegung noch verstärkt. Auch die Kurse von US-Unternehmensanleihen und strukturierten Produkten seien in Mitleidenschaft gezogen worden. Da im Epizentrum der Markteinbrüche – anders als in der Finanzkrise – diesmal auch Unternehmen außerhalb der Finanzindustrie stünden, habe die Fed noch umfangreichere Maßnahmen ergriffen. „Summa summarum hat die Bilanz der Fed bereits jene 4,5 Billionen US-Dollar überschritten, die den Rekord nach der 2008er Finanzkrise markierten“, so Wilding. „Wir glauben, dass letzten Endes sogar die Grenze von 6 Billionen US-Dollar gut und gerne überschritten werden könnte.“
Die Staatsanleihenkäufe und Stabilisierungshilfen könnten „dazu beitragen, langfristige Schäden zu vermeiden und die wirtschaftliche Erholung zu beschleunigen“, glaubt Wilding. Eine Rezession könnten sie jedoch nicht komplett verhindern. Zu sehr leide die US-Wirtschaft an den Schocks in Form von weltweiten Handelsunterbrechungen, behördlich angeordneten Geschäftsschließungen und stotternder Kreditversorgung. „Tatsächlich legen die laufenden Daten den Schluss nahe, dass sich die USA bereits in einer Rezession befinden“, so Wilding. Die Pimco-Expertin billigt den Finanzhilfen durch die Fed jedoch zumindest die Kraft zu, die Wirtschaft vor dem Abrutschen in eine tiefgreifende und langfristige Krise zu bewahren.
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„Notenbank-Hilfen müssen staatliche Maßnahmen folgen“
„Wir können derzeit einen sprichwörtlichen Schwarzen Schwan in all seiner Tragweite beobachten“, sagt Fondsmanager Michael Blümke aus dem Luxemburger Fondshaus Ethenea. Eine globale Rezession sei mittlerweile nicht mehr nur wahrscheinlich, sondern sogar sicher. Dabei sei nicht das Corona-Virus an sich, sondern die vielerorts getroffenen Gegenmaßnahmen für das Abgleiten der Wirtschaft verantwortlich. Mit weitreichenden Folgen an den Märkten: Anleger hätten sich nicht nur massenhaft von als Risikoassets eingestuften Vermögenswerten getrennt, sondern auch von vermeintlich sicheren Anlagehäfen wie Staatsanleihen und Gold. „Egal, um welche Assets es sich handelt, alles wird verkauft“, beobachtet Ethenea-Chef Luca Pesarini. Der Ausverkauf erinnere ihn in seiner Wucht an die Finanzkrise 2008.
Um der Entwicklung gegenzusteuern, müssten den geldpolitischen Impulsen unbedingt auch staatliche Maßnahmen folgen, fordert man bei Ethenea. „Zwar zeigen diese ihre Wirkung erst über eine gewisse Zeit, für die Kapitalmärkte kann die Aussicht allein jedoch beruhigend wirken“, erläutert Blümke.