LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 27.05.2020 - 16:26 Uhrin MeinungenLesedauer: 5 Minuten

Nothilfen für die US-Wirtschaft „Fed hat nahezu alle Mittel ausgeschöpft“

Seite 2 / 2

„Fed hat kaum noch Asse im Ärmel“

Oliver Blackbourn
Foto: Janus Henderson

Die Fed hatte bereits zuvor Hilfsmaßnahmen verkündet. Allerdings sei die Feuerkraft nach Geschmack der US-Währungshüter dann wohl zu schnell verpufft, sagt Oliver Blackbourn, Fondsmanager bei Janus Henderson Investors. Mit dem Versprechen, Staatsanleihen in unbegrenzter Höhe kaufen zu wollen, sendet die Fed ein neues machtvolles Signal: Man wolle die Märkte nicht außer Kontrolle geraten lassen. Ob es hilft? Der Janus-Henderson-Profi ist skeptisch: „Es ist möglicherweise der letzte strategische Schritt einer Zentralbank, der mittlerweile kaum noch Asse auf der Hand verbleiben, die sie eigenständig ausspielen kann.“

Die Ankündigung der Anleihenkäufe sei möglicherweise die am stärksten wahrgenommene Maßnahme der Fed gewesen. Das US-Finanzministerium habe sogar verlustabsorbierendes Eigenkapital zur Verfügung gestellt, damit die Fed in den stark in Seenot geratenen Markt der US-Investmentgrade-Unternehmensanleihen vordringen könne – was ihr bislang gesetzlich verwehrt war. Mit ihrem aktuellen Versprechen, Anleihen sowohl am Primärmarkt als auch am Sekundärmarkt zu erwerben, kann die Fed jetzt in den Markt der Unternehmensanleihen-ETFs vordringen.

Damit Vermögenswerte allerdings wieder zu neuen Kursanstiegen ansetzen könnten, müsste zum einen zunächst die US-Regierung umfangreiche Steuererleichterungen schaffen, so Blackbourn. Zum anderen müsse auch das Virus unter Kontrolle gebracht werden. Um Schaden von der Wirtschaft zu wenden, sei es angezeigt, dass Politiker sich nicht in Details verhedderten, sondern möglichst schnell handelten.  

„Als letztes Mittel bleiben Aktienkäufe“

Andreas Busch
Foto: Bantleon

Auch Bantleon-Senior-Analyst Andreas Busch befürchtet, dass die Fed mit ihren jüngsten Maßnahmen so gut wie  alle ihre verbleibenden Möglichkeiten in den Ring geworfen habe. Selbst bislang tabu gewesene Unternehmensanleihen rückten nunmehr auf die Kaufliste. Mit der Kreditvergabe an Unternehmen und Verbraucher übernehme die US-Notenbank zunehmend die Rolle eines Kreditgebers der letzten Instanz („Lender of Last Resort“). Als wirklich letztes Mittel blieben jetzt allein noch Aktienkäufe.

„Mit der Aussage, so viel Staatsanleihen zu erwerben wie nötig, bereitet sie darüber hinaus Helikoptergeld den Weg und stellt sich schon jetzt einem Renditeanstieg entgegen, der von der ausufernden Staatsschuld sonst ausgelöst werden könnte“, so Busch.

Die massiven Hilfen der Fed sollten die Finanzierungsengpässe im Pandemie-bedingten eingrenzen und auch breit gestreute Unternehmenskonkurse und ausufernde Arbeitslosigkeit abmildern können, schätzt der Bantleon-Profi. Das bedeute allerdings noch lange nicht, dass alle Risiken damit nicht vom Tisch seien. „Und an dem Grundproblem, dass die US-Wirtschaft auf den tiefsten Wachstumseinbruch der Nachkriegszeit zusteuert, ändern die Maßnahmen der Fed auch nichts.“

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen