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Nüchterne Analyse Wie man auf die Geldflut der Zentralbanken reagieren sollte

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Verkehrte Welt 2:

Durch das schon 2018 begonnene und 2020 extrem beschleunigte Wegbrechen von Unternehmensgewinnen haben die Aktienmärkte in Summe heute die höchsten Bewertungen seit vielen Jahrzehnten erreicht. Die für die Altersvorsoge überaus wichtige unternehmerische Beteiligung an Produktivkapital und somit die langfristige Partizipation an erwirtschafteten Gewinnen kerngesunder Unternehmen tritt somit gegenüber der sehnsüchtigen Hoffnung auf weitere Kursgewinne objektiv immer weiter in den Hintergrund.

Des Weiteren legen Anleger zunehmend unterschiedliche Qualitätsmaßstäbe an die beiden Haupt-Assetklassen Aktien und Anleihen an. Versucht man im Aktiensegment irgendwie noch die eine oder andere relative Qualitätsrosine zu picken, macht sich in der Auswahl von Anleihen eine immer weiter grassierende gefährliche Sorglosigkeit breit. Selbst der kometenhafte Absturz der Anleihen des Autovermieters Hertz - von der Qualität von US-Staatsanleihen auf tiefes Schrottniveau - wird wahrscheinlich keinen Prozess des Nachdenkens auslösen. Unzählige Qualitätsabstufungen, zu erwartende exponentielle Ausfallraten und Billionen US-Dollar kurz vorm Schrottniveau. Who cares?

Beispiel 3:

Anlageberater und Vermögensverwalter wissen es seit langem: Privatanleger denken meist nicht in relativen Ertragszahlen sondern in absoluten. Und das nachvollziehbar und zu Recht. Es interessiert die wenigsten, ob sie statt der minus 15 Prozent eines Vergleichsindex nur 12 Prozent verlieren, und damit eine um 20 Prozent „bessere“ relative Performance erzielen.

Verkehrte Welt 3:

Umso erstaunlicher ist es, dass oft die gleichen Investoren auf die hanebüchene Argumentation der angeblichen relativen Preiswürdigkeit von Aktien wegen des durch massivste Marktverzerrung aktuell faktisch nicht vorhandenen Zinsertrags bei Anleihen, Sparbüchern und Kontoguthaben hereinfallen. Mit jedem Prozentpunkt, den die Aktienmärkte auf Basis dieser Argumentation über ihren langfristigen Gewinntrend steigen, sinkt die künftige reale Renditeerwartung der zur Altersvorsorge eigentlich dringend benötigten investierten Aktien und Aktienfonds.

Vor wenigen Tagen erläuterte selbst Jamie Dimon, der Chef der US- Investmentbank JP Morgan, dass allein die ungedeckte Geldflut der Notenbank für den Anstieg von Aktien verantwortlich ist. Im Original sagte er: „The Fed's liquidity, bringing out the bazooka, is propping up stock prices as well as all other asset classes.” Kurz vorher legte der Fed-Chef Jerome Powell im CBS-Interview vor, indem er lakonisch klarstellte, dass die Notenbank die Rettungsbillionen einfach digital druckt.

Dem privaten Vermögensinhaber droht also Gefahr von mindestens zwei Seiten: Je mehr nicht durch Wirtschaftsleistung gedeckte Rettungsbillionen in den Markt gedrückt werden, desto mehr stellt sich die bereits oft diskutierte Frage nach Inflationsgefahren.

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