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Nullzinspolitik der EZB Vater Staat drückt sich vor dem Unterhalt

Gottfried Urban, Vorstand von Bayerische Vermögen in Traunstein
Gottfried Urban, Vorstand von Bayerische Vermögen in Traunstein
Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank stellt den Erfolg der privaten Altersvorsorge in Frage. Versicherungen müssen seit Jahren ihre Ablaufleistungen immer weiter nach unten korrigieren.

Das trifft Riester- und Rürup-Renten ebenso wie den Großteil der betrieblichen Altersvorsorgemodelle. Und der Staat? Schaut zu - statt endlich die Anlage in Aktien und Aktienfonds stärker zu fördern.

Es ist ein Trauerspiel: Nicht einmal jeder siebte Bundesbürger besaß Ende 2013 Aktien oder Aktienfonds. Kein Wunder, ist doch der Wunsch nach Sicherheit größer denn je. 94 Prozent der Befragten stellten in einer groß angelegten Sparkassenumfrage diesen Aspekt weit über die Rendite.

Das sah Mitte der 1990er Jahren noch anders aus. Damals drängte die Politik die Bürger zur zusätzlichen privaten Altersvorsorge. Die Fondsbranche reagierte, indem sie 1998 die „AS-Fonds“ abgekürzten Altersvorsorge-Sondervermögen als eine Alternative zu Kapitallebensversicherungen schuf.

Diese gesetzlich besonders regulierten Mischfonds dürfen in Aktien, Renten, Immobilien und Beteiligungen investieren. Der Gesetzgeber ließ sich aber nie zu einer Förderung bewegen und die Anlageidee verschwand wieder.

1996 der Börsengang der Deutschen Telekom: Als "Volksaktie" pries Vater Staat damals die Anteile an dem Unternehmen an, das er versilbern wollte.

Für jeden Kleinanleger sei die T-Aktie geeignet, selbst in der dritten Tranche Mitte 2000 noch, bei einem Ausgabepreis von 66,50 Euro. Die privaten Sparer griffen beherzt zu.

Was folgte ist bekannt: Die Blase der Internetökonomie platzte, die Kurse stürzten weltweit, beschleunigt durch den Terrorakt vom 9. September 2001. Die Begeisterung der Deutschen für Aktien kühlte rapide ab. Gefragt waren stattdessen Versicherungen, festverzinsliche Papiere und allenfalls noch Immobilienfonds.

Falsche Anreize


Auch Vater Staat reagierte. Aber anders, als die Fondsbranche gehofft und erwartet hatte: Anstatt die Anlage in die durchaus sinnvoll konstruierten AS-Fonds zu fördern, verlangte die Politik Kapitalgarantien. Das Geld der Sparer wurde und wird damit gezielt in versicherungsförmige und rentenlastige Vorsorge-Instrumente gelenkt.

Das aber konterkariert die Grundidee der kapitalgedeckten Rente: Damit am Ende eine auskömmliche Rendite steht, müssen die Produkte zu Beginn ihrer Laufzeit Risiken eingehen. Garantieprodukte werden dies aber vermeiden.

Das rächt sich jetzt. Das anhaltend niedrige Zinsniveau zerstört manchen Renditetraum und gefährdet die Altersversorgung einer ganzen Generation.

Selbst die Riesterrente wird nach Einschätzung des Instituts für Transparenz in der Altersvorsorge die Beitragsrenditen der vergangenen zehn Jahre nicht mehr halten können. Ohnehin speiste die sich schon bisher überwiegend aus der staatlichen Förderung.

Und nur der Förderung wegen halten die Bundesbürger an den vermeintlich so sicheren Produkten fest. Sicher ist, dass am Ende in vielen Fällen nach Steuern und Inflation weniger als das eingezahlte Kapital zur Verfügung steht. Sicher ist außerdem, dass die Staaten so weiterhin ihre Anleihen billig platzieren und auf Kosten der Sparer entschulden können.

Kontrolliert Risiken eingehen


Die Finanzkrise zeigt eindrucksvoll, dass Vermögensaufbau langfristig nur unter Einbezug von Produktivkapital erfolgreich sein kann. Will der Staat die private und betriebliche Altersvorsorge ernsthaft voranbringen, muss er die Anlage in Aktien stärker fördern.

Der steuerliche Freibetrag für Belegschaftsaktien liegt mit 360 Euro im internationalen Vergleich am unteren Ende. In Österreich liegt die Grenze bei 1.460 Euro, in den Niederlanden dürfen mehr als 1.200 Euro steuerfrei ins Unternehmen des Arbeitgebers investiert werden.

Die Einkommensgrenzen, bis zu denen die Arbeitnehmersparzulage für Vermögenswirksame Leistungen gezahlt wird, schließen einen großen Teil der Erwerbstätigen aus.

Mit risikolosen Anlagen kann der Kapitalerhalt nach Inflation nicht mehr gewährleistet werden. In der langfristigen Altersvorsorge müssen deshalb kontrolliert Risiken eingegangen werden, zum Beispiel durch die Investition in solide Aktien beziehungsweise Aktienfonds. Die Bereitschaft dazu muss der Staat (finanziell) fördern.

Doch den falsch verstandenen Anlegerschutz wird die Politik wohl erst revidieren, wenn mal wieder ein gehöriges Stück Tafelsilber verkauft werden soll. Vielleicht kommt das Umschwenken mit der nächsten "Volksaktie" - ein Börsengang der Bahn ist ja immer noch geplant.

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