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Erneuerbare Energien, Infrastruktur und Gesundheit „Nur saubere Aktien und Anleihen schaffen es ins Portfolio“

Robert-Jan van der Mark, Portfoliomanager bei Aegon AM
Robert-Jan van der Mark, Portfoliomanager bei Aegon AM: Der Nachhaltigkeitsfonds Aegon Global Sustainable Diversified Growth wird als Multi-Asset-Strategie mit einem Schwerpunkt auf alternativen Anlagen geführt. | Foto: Aegon AM

Herr van der Mark, Aegon Asset Management hat unlängst den Aegon Global Diversified Growth Fund auf eine nachhaltige Multi-Asset-Anlagestrategie umgestellt. Um diese Änderung zu verdeutlichen, ist der Fonds in Aegon Global Sustainable Diversified Growth Fund umbenannt worden. Inwieweit wurde das globale Multi-Asset-Portfolio umgestellt?

Robert-Jan van der Mark: Sie müssen sich das als längeren Prozess vorstellen. Schon eine ganze Zeit lang haben wir den Fokus nach und nach auf mehr Nachhaltigkeit gelegt und verstärkt Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien, E-Mobilität und Gesundheitswesen ins Portfolio aufgenommen. Weltweit schieben die neuen politischen Rahmenbedingungen, die darauf abzielen, die CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren, die Umstellung zu mehr Nachhaltigkeit an. Unternehmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen beim Erreichen der Ziele helfen, stehen vor einem dynamischen, langanhaltenden Wachstum. Unser Portfolio, dessen 80 bis 100 Positionen von unserem Responsible-Investment-Team jeweils genau überprüft werden, bildet diese Entwicklung ab und kommt den Bedürfnissen der Anleger entgegen.

Wie definieren Sie und Colin Dryburgh, der zusammen mit Ihnen den Fonds managt, eigentlich Nachhaltigkeit?

Van der Mark: Wir investieren in Geschäftsmodelle, die ganz entschieden mit einer Reihe von Nachhaltigkeitsthemen übereinstimmen. Dazu gehören der Klimawandel, ökologische Lösungen in den unterschiedlichsten Bereichen, Ressourceneffizienz, Fortschritt zum Wohl der Menschen, saubere Luft und nachhaltiges Wachstum. Darüber hinaus stehen wir der Geschäftsführung der Unternehmen im Portfolio zur Seite, um sie auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu begleiten – sowohl bei den Produkten und Dienstleistungen als auch bei den Geschäftspraktiken.

Mit Blick auf den Aktien-Baustein im Portfolio: Auf welche Unternehmensgrößen setzt das Management des Aegon Global Sustainable Diversified Growth Fund?

Van der Mark: Anstelle von Large Caps investieren wir im Bereich Aktien und alternative Anlagen in Unternehmen mittlerer Größe. Sie haben gute Aussichten für weiteres, kräftiges Wachstum.

Anders als andere Asset Manager setzt Aegon AM auf alternative Anlagen im Portfolio-Mix. Könnten Sie diesen Ansatz näher erläutern?

Van der Mark: Alternatives haben die gesuchte Eigenschaft, dass sie robuste, verlässliche Erträge bei niedrigen Risiken bringen. Wir erwarten von unseren alternativen Anlagen eine inflationsbereinigte Rendite von 4 Prozent: Die meisten alternativen Anlagen zeichnen sich durch regelmäßigen Cashflow aus, womit ein guter Inflationsschutz gegeben ist. Das Risiko-Level ist aufgrund der zugrundeliegenden guten fundamentalen Eigenschaften nur halb so hoch wie bei Aktien.

Könnten Sie uns einige Beispiele für den Einsatz von alternativen Anlagen nennen?

Van der Mark: Im Bereich erneuerbare Energien haben wir die Investmentgesellschaft Greencoat Renewables, die hauptsächlich in europäische Windparks und Infrastrukturen für erneuerbare Energien investiert, im Portfolio. Im Bereich Infrastruktur sind wir mit dem globalen Infrastrukturfonds INPP, der sich in der Errichtung von Schulen, Krankenhäusern und Wasserstoffanlagen engagiert, breit aufgestellt. Aber auch American Waterworks, der größte börsennotierte Wasserversorger in den USA mit einer Marktkapitalisierung von umgerechnet 27 Milliarden Euro, verhilft uns zu steten, verlässlichen Erträgen. Im Gesundheitssektor vertrauen wir auf Omega Healthcare Investors, ein in den Vereinigten Staaten und Großbritannien tätiger, börsennotierter Immobilien-Investmenttrust in der Gesundheits- und Pflegebranche.

Asset Manager haben bekanntlich Ausschlusskriterien; der Aegon Global Sustainable Diversified Growth Fund schließt zusätzlich Staatsanleihen bestimmter Länder aus. Warum müssen diese Länder außen vor bleiben?

Van der Mark: Ganz einfach: Der Nachhaltigkeits-Score dieser Länder entspricht nicht unseren Vorgaben. Um den Anleihebaustein im Multi-Asset-Portfolio zu festigen, holen wir uns stattdessen nur saubere Anleihe-Emittenten ins Portfolio. Bei der Auswahl von Staatsanleihen greifen wir dabei auf die Expertise von Anleihespezialisten bei Aegon Asset Management zurück. Hintergrund ist, dass die Bandbreite staatlicher Aktivitäten die Bewertung eines Landes als Anleiheemittenten wesentlich komplexer als die eines Unternehmens macht. Manche ESG-Investoren verzichten daher lieber komplett auf Staatsanleihen. Anders Aegon AM: Unsere Spezialisten ermitteln Score-Werte für die einzelnen Länder, erkennen Verbesserungen oder zeigen uns Verschlechterungen an. Verbessern Länder ihren Nachhaltigkeits-Score, prüfen wir, inwieweit sie infolgedessen für uns von Interesse sein könnten. Wir gehen hier wie bei Aktienunternehmen vor: Nur saubere Aktien und Anleihen schaffen es ins Portfolio.

Um welche Länder handelt es sich, die ausgeschlossen werden?

Van der Mark: Etwa um ein Land, das immer wieder für Schlagzeilen sorgt, im Guten und im Schlechten – China. Zwar hat die „Werkbank der Welt“ bedeutende Fortschritte in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gemacht. Unsere Anleihespezialisten weisen aber immer wieder auf Probleme im Bereich Governance hin, beispielsweise im Umgang der Staatsführung mit den Medien. Wir schließen aber auch Länder wie Malaysia, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate aus.

Australien gehört nach Meinung von Aegon AM ebenfalls zu diesem unrühmlichen Kreis. Warum?

Van der Mark: Bei Strategien zur Bekämpfung des Klimawandels ist Down Under nicht unbedingt ganz vorne mit dabei. Die Politik hat zwar etliche Zusagen gemacht, aber bei der Umsetzung hapert es noch. Abholzung, die Umwandlung von landwirtschaftlich genutzten oder naturbelassenen Flächen in Siedlungs- und Verkehrsflächen und der anscheinend unaufhaltsame Export von Kohle ziehen den Nachhaltigkeits-Score des Landes nach unten. Wir haben Alternativen!

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