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Green Bonds: Zuverlässig grün

Wichtig für umweltbewusste Anleger ist vor allem die Transparenz darüber, was mit ihrem Geld geschieht. Green Bonds nehmen dabei im Spektrum nachhaltiger Geldanlagen eine Sonderrolle ein. Denn hier gibt es seit 2014 die Green Bond Principles (GBP), ein gemeinsamer Standard, auf den sich Emittenten in der International Capital Markets Association (ICMA) geeinigt haben.
Green Bonds sind Anleihen, deren Emissionserlöse ausschließlich zur anteiligen oder vollständigen (Re-)Finanzierung geeigneter grüner Projekte verwendet werden. Dabei kann es sich um neue oder bereits bestehende Projekte handeln.
Etabliertes Regelwerk
Die Green Bond Principles sind freiwillige Prozessleitlinien, die Emittenten zu Transparenz und Offenlegung anhalten, um die Integrität bei der Weiterentwicklung des Green-Bond-Marktes zu fördern. Dazu geben sie eine klare Vorgehensweise bei der Emission von Green Bonds vor. Die vier Kernkomponenten für die Übereinstimmung mit den GBP sind:
1. Verwendung der Emissionserlöse (Use of Proceeds)
2. Prozess der Projektbewertung und -auswahl
3. Management der Erlöse
4. Berichterstattung (Reporting)
Die geeigneten grünen Projektkategorien umfassen unter anderem Erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Verschmutzungsprävention und -kontrolle, ökologisch nachhaltiges Management von lebenden natürlichen Ressourcen und Landnutzung, die Erhaltung der terrestrischen und marinen Artenvielfalt, sauberer Transport, nachhaltiges Wassermanagement, Anpassung an den bereits existierenden Klimawandel, umweltfreundliche Gebäude sowie für die Kreislaufwirtschaft geeignete Produkte, Produktionstechnologien und Prozesse. Inzwischen hat die EU Kommission mit den EU Green Bond Standards das erste gesetzliche Regelwerk für die wachsende Anlageklasse verabschiedet und will mit diesem weltweit Maßstäbe setzen.
Enormer Finanzierungsbedarf
Die notwendige Transformation, um die Klimaziele von Paris zu erreichen, erfordert in den nächsten Jahrzehnten ein hohes Maß an Investitionen. Festverzinsliche Wertpapiere sind eine wichtige Anlageklasse, um die Finanzierung solcher Vorhaben in der Breite zu gewährleisten und Anlegern eine kalkulierbare Rendite in Aussicht zu stellen. So bieten nachhaltige Anleihen Anlegern eine direkte Möglichkeit, spezifische Projekte zu finanzieren, die zur Umgestaltung der Wirtschaft beitragen können.
Der Markt für nachhaltige Anleihen, die neben Green Bonds auch Social Bonds (zum Beispiel zur Bekämpfung von Armut oder für sozialen Wohnungsbau) und Sustainability Bonds (sowohl ökologische als auch soziale Zielsetzungen werden berücksichtigt) umfassen, wächst rasant. Das Volumen der ausstehenden Emissionen hat sich seit 2020 von rund 250 Milliarden Euro auf aktuell circa 1,3 Billionen Euro verfünffacht. Rund drei Viertel davon sind Green Bonds. Das sind gute Nachrichten für Anleger. Denn mit der zunehmenden Zahl von Emittenten haben sich nicht nur die Diversifikationsmöglichkeiten, sondern auch die Marktliquidität verbessert.
Hinzu kommt, dass nachhaltige Anleihen ein relativ geringes Kreditrisiko aufgrund eines soliden Ratingprofils und ein defensives Sektorprofil aufweisen, da staatsnahe Einrichtungen und nicht-zyklische Unternehmen dominieren. Dennoch ist wie bei allen Anleihen für die Selektion eine eingehende Kreditrisikoanalyse absolut notwendig.
Innovativer Managementansatz
Während beim Management von traditionellen Fixed-Income-Portfolios einzelne Manager vermehrt auf Laufzeitstrategien setzen, ist dies bei Green und Sustainability Bonds noch nicht üblich. Das dürfte sich angesichts der Verbreiterung der Emittentenbasis und der wachsenden Emissionstätigkeit ändern.
Schließlich können Anleger damit mehrere Ziele zugleich erreichen. Neben der fondstypischen Diversifikation und der auf Kreditrisikoanalyse basierenden aktiven Auswahl der Papiere lassen sich mit einem auf eine Endfälligkeit hin strukturierten Portfolio die für Einzelanleihen charakteristischen Vorteile erzielen: Mit der Restlaufzeit sinken die Volatilität und das Ausfallrisiko der Wertpapiere.
Dadurch bieten Laufzeitfonds Anlegern eine höhere Transparenz in puncto ihrer erwarteten Zielrendite. Hinzu kommt die Zweckbindung und die hohe Transparenz und ausführliche Dokumentation im Hinblick auf die Verwendung der angelegten Gelder bei Sustainability Bonds. Anleger können dann in den Fondsunterlagen nachlesen, was mit ihrem Geld geschieht.

Über den Autor:
Eugen Biller ist Portfoliomanager für Anleihen beim Fondsanbieter Oddo BHF Asset Management.