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Oddo BHF Manager Peter Rieth im Gespräch
„Wir sind sicher, die Verluste von 2022 wieder aufholen zu können“
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Oddo BHF Manager Peter Rieth im Gespräch „Wir sind sicher, die Verluste von 2022 wieder aufholen zu können“

Von in InterviewsLesedauer: 8 Minuten
Fondsmanager Peter Rieth (links) mit Redakteur Sven Stoll
Fondsmanager Peter Rieth (links) mit Redakteur Sven Stoll: Rieth ist Manager des defensiven Mischfonds Oddo BHF Polaris Moderate und will durch eine flexible Allokation des Vermögens größere Kurseinbrüche vermeiden. | Foto: Sven Stoll

Die Turbulenzen an den Aktien- und Rentenmärkten waren im vergangenen Jahr sicherlich für den einen oder anderen Anleger ein Grund zur Sorge. Vor allem für eher vorsichtig orientierte Anleger stellt sich die Frage, wie sie ihr Geld anlegen sollen, um zumindest die Inflation auszugleichen und das bei überschaubarem Risiko. Eine mögliche Alternative bieten defensive Mischfonds. Diese investieren in erster Linie in Anleihen und Geldmarktinstrumente, sind aber auch in der Lage, in einem gewissen Rahmen die Chancen des Aktienmarktes zu nutzen.

Der Oddo BHF Polaris Moderate wurde 2005 als erster Fonds der Polaris-Reihe aufgelegt und weist das defensivste Risikoprofil aller Polaris-Fonds auf. Fondsmanager Peter Rieth kann die Aktienquote je nach Markteinschätzung zwischen null und 40 Prozent steuern. Sein Ziel ist es, größere Rückschläge durch Kursschwankungen zu vermeiden und einen Mehrertrag gegenüber einer Rentenanlage zu erzielen. Seit Fondsauflage erzielte er mit seiner Strategie eine jährliche Rendite von 2,6 Prozent. DAS INVESTMENT sprach mit ihm über die Herausforderungen, die das aktuelle Kapitalmarktumfeld mit sich bringt.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

DAS INVESTMENT: Herr Rieth, sie managen den Oddo BHF Polaris Moderate, die defensivste Variante der Mischfonds-Strategien ihres Hauses. Wie stellen sie das Portfolio zusammen?

Peter Rieth: Nun, defensive Fonds haben defensive Kunden und die mögen keine Verluste. In diesem Zusammenhang muss ich an meinen Vater denken, er ist jetzt 85 Jahre alt und wäre quasi eine Zielperson des Fonds. Kapitalerhalt spielt eine große Rolle. Bei den Anlageentscheidungen steht die Frage im Mittelpunkt: Kann ich einen absoluten Wert generieren? In der Vergangenheit kam der Großteil der Erträge aus dem Aktienanteil. Dort setzen wir auf Unternehmen, die langfristig strukturell wachsen, und unsere Philosophie ist: Wenn wir sie einmal gekauft haben, wollen wir sie auch lange halten.

Ein Beispiel ist Microsoft, deren Aktie wir vor zehn Jahren für 30 Dollar gekauft haben und die sich bis heute mehr als verzehnfacht hat. Wir sind auf der Suche nach solchen Microsofts, um sie dann langfristig zu halten. Dabei orientieren wir uns an strukturellen Trends wie der Digitalisierung, dem demografischen Wandel oder dem veränderten Konsumverhalten. Wir alle kaufen heute online ein, bezahlen mit Paypal, Visa und Mastercard oder buchen Reisen über booking.com.

Etwas im Hintergrund läuft der vierte Trend, der Aufstieg der Mittelschicht in den Schwellenländern. Ein Unternehmen, das davon profitiert, ist LVMH. In Frankfurt muss man einmal in die Goethestraße gehen. Dort hat LVMH einen neuen Luxustempel gebaut und die Leute stehen Schlange, um hineingelassen zu werden. Während man in Europa erst ab einem Jahreseinkommen von 100.000 Euro Luxusgüter kauft, liegt die Schwelle in Asien schon bei 40.000 Euro. LVMH verdient gut daran.

In den vergangenen drei Jahren haben sich Value-Aktien und Titel aus dem Energiesektor wieder besser entwickelt. Kommen diese auch infrage?

Peter Rieth: Lange Zeit hatten wir keine klassischen Aktien der Old Economy. Doch gerade im Zuge der Ukraine-Krise haben wir uns vor allem mit Energiewerten beschäftigt. Wir gehen davon aus, dass die Gaspreise noch längere Zeit auf einem höheren Niveau als in der Vergangenheit bleiben werden, weil Russland kein Gas mehr liefert. Dementsprechend haben wir in Unternehmen investiert, die davon profitieren. Wir haben die norwegische Equinor und die französische Total Energies gekauft, beides große Anbieter im Gasgeschäft.  Bei Banken bleiben wir vorsichtig. Das Dumme ist, dass man bei den Banken eine Krise im Vorfeld gar nicht erkennen kann. Sie kommen wie bei den Regionalbanken in den USA über Nacht. Bei der Crédit Suisse konnte man es vielleicht erahnen.

 

Gleichzeitige Verluste bei Aktien und Anleihen haben den Oddo BHF Polaris Moderate im vergangenen Jahr hart getroffen. Mit minus 10 Prozent war der Verlust der größte in der Geschichte des Fonds....

Rieth: Das stimmt! Wir waren mit dem Ergebnis überhaupt nicht zufrieden. Im Herbst 2021 habe ich gesagt, wenn die Zinsen steigen, wird uns nicht viel passieren. Wir waren bei den Anleihen vorsichtig positioniert und hielten viel Liquidität. Womit wir nicht gerechnet hatten, war, dass die Zinsen so schnell und so stark steigen würden. Obwohl wir nur kurze Restlaufzeiten hatten, sind unsere Anleihen stark gefallen. Hinzu kam, dass auch die Aktien in den Keller rutschten. Was mich am meisten ärgert, ist die Tatsache, dass es uns noch nicht gelungen ist, die Verluste aufzuholen, aber ich gehe davon aus, dass wir das in absehbarer Zeit schaffen werden. Wir haben unsere Strategie dahingehend geändert, dass wir die Anleihequote von 50 auf 70 Prozent erhöht haben und auch die Laufzeiten. Die durchschnittliche Verzinsung liegt jetzt bei 3,8 Prozent.

Und sollten die Zinsen wieder sinken?

Rieth: Noch werden die Zinsen ja erhöht. Wenn die Zinsen wieder sinken, steigen unsere Anleihen im Wert und wir können Gewinne realisieren. Darauf setzen wir. Perspektivisch verdienen wir dann nicht die 3,8 Prozent pro Jahr, sondern eher 6 bis 8 Prozent.

Spielen nachhaltige Überlegungen bei ihren Anlageentscheidungen eine Rolle?

Rieth: Ja, wir berücksichtigen schon lange nachhaltige Kriterien bei Aktien und Anleihen, weil wir so auch Fehler vermeiden können. Zum Beispiel hatten wir vor etwa drei Jahren die Aktie von TeamViewer im Portfolio. Wir haben die Aktie aber verkauft, als der Werbevertrag mit Manchester United abgeschlossen wurde. Wir haben nicht verstanden, warum ein kleines deutsches Unternehmen für 40 Millionen Euro einen Werbedeal mit Manchester United machen will. Und dann stellte sich heraus, dass sie zu dem Zeitpunkt keinen Marketingchef hatten. Der alte war weg, der neue noch nicht im Amt. Das ist aus Governance-Gründen extrem schwierig, wenn man kein richtiges Konzept hat. Deswegen haben wir den Titel zum Glück relativ schnell verkauft.

Welche Sektoren sind aktuell besonders interessant?

Rieth: Auf der Aktienseite bieten die nicht-zyklischen Sektoren, also IT oder Automatisierung, aber auch das Thema alternde Bevölkerung und Medizin, unserer Meinung nach Potenzial. Bei Einzeltiteln sind wir zum Beispiel bei Novo Nordisk oder Roche investiert. Im Gesundheitssektor wollen wir auch von neuen Trends profitieren. Wir schauen zum Beispiel auf Impfstoffe, die auf neuen Technologien basieren. Hier setzen wir auf Zulieferer wie Thermo Fisher oder Danaher aus den USA.

Investieren sie auch direkt in Schwellenländer?

Rieth: Wir konzentrieren uns auf die Industrieländer, insbesondere Europa und die USA. Wir hatten auch schon verstärkt in China investiert, aber die politischen Spannungen sind uns zu groß geworden und wir haben uns zurückgezogen. Derzeit haben wir mit der AIA Group nur noch eine asiatische Versicherung im Portfolio.

Welche Vorteile bietet der Fonds im Vergleich zur Konkurrenz?

Rieth: Keine einfache Frage. Wir bieten den Fonds nicht nur als Fonds, sondern auch als Strategie für sehr vermögende Kunden an. Die mögen unseren Ansatz. Die haben viel Geld und wollen möglichst nicht ärmer werden. Ein Kunde hat mal zu mir gesagt: Mach aus meinem großen Vermögen kein kleines. Das heißt: Kapitalerhalt plus Wachstum ist das Ziel. Und das bekommen wir ganz gut hin.

 

Es gibt eine ganze Reihe von Polaris-Fonds mit unterschiedlichen Risikoprofilen und Managern. Stehen sie untereinander im Austausch?

Rieth: Das ist keine One-Man-Show. Wir sind 15 Leute, die in einem Großraumbüro sitzen. Wir haben einen ausgeprägten Teamgeist. Ohne den anderen könnten wir nicht die Leistung erbringen, die wir als Team erbringen. Wir stehlen einander Ideen, es ist ein Geben und Nehmen. Die Philosophie unserer Fonds ist die gleiche, auch wenn die Manager unterschiedlich sind.

Wie sind sie zu ihrem Beruf bekommen und wie haben sie ihr erstes Geld verdient?

Rieth: Ich erinnere mich noch gut daran. Zweimal in der Woche habe ich Zeitungen ausgetragen. Da habe ich jedes Mal 20 Mark verdient. Ich bin in der Nähe von Frankfurt aufgewachsen und habe dann eine Banklehre gemacht. Portfoliomanager bin ich eher zufällig geworden. Das war kein Berufswunsch. Nach dem Abitur über den zweiten Berufsweg bin ich Optionshändler geworden, das war damals sehr in. Ich habe mit Derivaten gehandelt. Das kann man eigentlich nur machen, wenn man jung ist. Als mir das zu stressig wurde, bin ich Aktienanalyst geworden. Das habe ich sechs Jahre gemacht und dann wurde ich gefragt, ob ich mir zutraue, Kundengelder zu verwalten. Das habe ich dann ab 2007 gemacht und es bis heute nicht bereut.

Wie investieren sie privat?

Rieth: Ich bin 55 Jahre alt, Aktienoptimist und investiere mein Geld ausschließlich in Aktien. Das zahlt sich langfristig aus, auch wenn die Ausschläge nach unten durchaus heftig sein können. Meine Frau ist etwas defensiver und hat auch ein paar Anleihen im Depot.

Über den Interviewten: Vor seiner Tätigkeit als Fondsmanager war Peter Rieth insgesamt zwölf Jahre als Optionshändler und Buy-Side-Analyst bei der BHF-Bank tätig. In seinem Absolute-Return-Fonds verfolgt er einen opportunistischen Anlagestil, bei dem er auf sein eigenes Wissen zurückgreift und regelmäßig Derivate einsetzt. Rieth studierte an der Fachhochschule Trier und der University of Southampton. 

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