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Ökonomen-Diskurs Was ist der Auslöser der nächsten großen Rezession?

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Die Autoren der Studie sitzen damit zwischen zwei Stühlen in der Debatte. Sie sagen, dass Verschuldung gefährlich ist - sie ermöglicht in Boomzeiten größere Spekulationen, die die Preise zu hoch treibt, nur um später wieder fallen. Sie sagen auch, dass Verschuldung kein guter Weg ist, um sich gegen Risiko abzusichern, und zu kostspieligen und ineffizienten Rechtsvorgängen wie Zwangsvollstreckungen führen kann. Doch sie machen kurz davor halt, das Konzept einer Bilanzrezession zu befürworten.

Andere Volkswirte, die die Arbeit von Mian und seinen Kollegen weiterverfolgt haben, sprechen sich klar für Bakers Ansicht aus. So wiederholten beispielsweise Greg Kaplan, Kurt Mitman and Giovanni Violante die Analyse von Mian et al. auf Basis öffentlich verfügbarer Daten. Sie konzentrierten sich auf Gebiete, in denen die Hauspreise stärker fielen, und überprüften, ob der Konsum an solchen Orten stärker abnahm. Das Team schaute sich vor allem Veränderungen zwischen 2006 - vor dem epischen Einbruch am Immobilienmarkt - und 2009 an, dem Tiefpunkt der Rezession.

Kaplan und seine Mitstreiter verzeichneten starke Vermögenseffekte auf den Konsum

Die Tatsache, dass Kaplan auf der Suche nach Korrelationspunkten zwischen Vermögen und Konsum so fündig wurde, bedeutet im Grunde: Wenn die Hauspreise fallen, geben die Menschen viel weniger aus. Allerdings machten sie 2006 keinen messbaren Effekt des Verschuldungsgrads bei Immobilien auf den Konsum aus. Und anders als bei Mian et al. zeigte sich nicht, dass sich der Vermögenseffekt dadurch verschlimmerte. Damit fanden Kaplan et al. solide Argumente für die Vermögenseffekt-Hypothese und gegen die Idee einer Bilanzrezession.

Wie also kann die historische Erkenntnis, dass Verschuldung die Blasenbildung verschärft, mit den mikroökonomischen Beweisen in Einklang gebracht werden, dass Vermögenseffekte der größte Faktor waren? Eine Möglichkeit wäre, dass Baker recht hatte und dass Immobilienblasen - bei denen generell mehr Schulden involviert sind - die Mittelklasse einfach stärker treffen als Aktienmarktblasen. In diesem Fall würde das bedeuten, dass unser Fokus der letzten Zeit auf den Verschuldungsgrad von Haushalten deplatziert ist. Die eigentliche Aufgabe der Politikverantwortlichen dürfte somit nicht sein, die Kreditaufnahme der Menschen einzuschränken, sondern dafür zu sorgen, dass ihr Vermögen nicht jäh einbricht. Blasen und Einbrüche an den Anlagemärkten zu verhindern dürfte daher die höchste Priorität unserer Politik sein, um eine Wiederholung von 2008 zu verhindern.

Dieser Kommentar spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung von Bloomberg LP oder deren Eigentümern wider.

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