IW-Experte Michael Grömling
Corona und Krieg: So hoch sind die Verluste

IW-Experte Michael Grömling
Die deutsche Wirtschaft befindet sich aus dem unheilvollen Zusammenwirken von anhaltender Pandemie und dem Krieg in der Ukraine im nunmehr dritten Krisenjahr. Die globalen Produktionsnetzwerke leiden noch immer unter den pandemiebedingten Verspannungen. Die kriegsbedingten Versorgungsprobleme mit Energie und Rohstoffen sorgen für bislang ungekannte Kostenschocks. Zudem leidet die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in ihrer vollen Breite. Nach den Konsumeinschränkungen infolge der bisherigen Infektionswellen zehren nunmehr hohe Inflationsraten an der Kaufkraft der Haushalte. Angesichts anhaltend unsicherer Wirtschaftsperspektiven halten sich Unternehmen mit ihren Investitionen weiter zurück. Die Weltwirtschaft verliert wieder an Schwung und dies setzt dem deutschen Exportgeschäft zu.
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Die deutsche Wirtschaft befindet sich aus dem unheilvollen Zusammenwirken von anhaltender Pandemie und dem Krieg in der Ukraine im nunmehr dritten Krisenjahr. Die globalen Produktionsnetzwerke leiden noch immer unter den pandemiebedingten Verspannungen. Die kriegsbedingten Versorgungsprobleme mit Energie und Rohstoffen sorgen für bislang ungekannte Kostenschocks. Zudem leidet die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in ihrer vollen Breite. Nach den Konsumeinschränkungen infolge der bisherigen Infektionswellen zehren nunmehr hohe Inflationsraten an der Kaufkraft der Haushalte. Angesichts anhaltend unsicherer Wirtschaftsperspektiven halten sich Unternehmen mit ihren Investitionen weiter zurück. Die Weltwirtschaft verliert wieder an Schwung und dies setzt dem deutschen Exportgeschäft zu.
Infolge der unmittelbaren Pandemielasten und ihrer Folgewirkungen sowie durch den Krieg in der Ukraine haben sich mittlerweile hohe wirtschaftliche Kosten in Deutschland aufgebaut. Um diese Einbußen quantifizieren zu können, bieten sich zumindest zwei Perspektiven an: Zum einen kann ein Vergleich mit der Wirtschaftsleistung vor der Pandemie (etwa dem vierten Quartal 2019 oder dem Jahresdurchschnitt 2019) gewählt werden. Das Wirtschaftsleben hätte sich allerdings ohne die Pandemie und die Kriegslasten weiterentwickelt und wäre wahrscheinlich nicht auf dem Niveau von 2019 stagniert.
Um diese potenzielle Dynamik zu berücksichtigen, kann der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung ein kontrafaktischer Konjunkturverlauf gegenübergestellt werden (Grömling, 2022). Dabei wird von einem ökonomischen Umfeld ausgegangen, in dem es die Pandemie und den Krieg in der Ukraine sowie ihre jeweiligen ökonomischen Effekte nicht gegeben hätte. Aufbauend auf der IW-Prognose vom Dezember 2019 wird der damals erwartete Konjunkturverlauf für das Jahr 2020 unterstellt und diese Prognose wird dann für die beiden Jahre 2021 und 2022 mit einem Verlaufstempo fortgeschrieben, das sich an der trendmäßigen Konjunkturdynamik in der Vergangenheit orientiert.
Ein solche Gegenüberstellung von faktischem und kontrafaktischem Konjunkturverlauf liefert eine grobe Orientierung für die bislang aufgelaufenen Wirtschaftsverluste infolge der Pandemie und neuerdings durch den Krieg. Um den Charakter einer groben Orientierungsrechnung zu unterstreichen, werden gerundete Werte ausgewiesen. Demnach ergibt sich bislang in Deutschland ein Gesamtverlust an preisbereinigtem BIP in Höhe von 420 Milliarden Euro. Damit nähert sich das Ausmaß der gegenwärtigen Wertschöpfungsverluste jenen 500 Milliarden Euro infolge der globalen Finanzmarktkrise (Grömling et al., 2022). Die Abbildung veranschaulicht, wie sich die bisherigen Einbußen infolge von Pandemie und Krieg auf die Jahre und Quartale verteilen:
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