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Aktualisiert am 08.09.2022 - 16:25 Uhrin Stolls FondseckeLesedauer: 8 Minuten

Stolls Fondsecke Öl, Gold, Vola, Alternatives: ETFs und Fonds gegen den Putin-Crash

Protest
Protest: Weltweit versammeln sich tausende Menschen zu Kundgebungen gegen den Angriff der russischen Armee auf die Ukraine | Foto: Imago Images / ZUMA Wire

Die Lage im Russland-Ukraine-Konflikt ist eskaliert. In der Nacht zum Donnerstag startete Russland den Angriff auf das Nachbarland. Die westliche Welt reagiert mit Sanktionen. Spätestens jetzt dürften alle Hoffnungen auf die Fortsetzung der Börsenparty zerstört sein. Die Zeichen stehen auf Sturm. Der Risikoappetit ist verflogen. Bereits seit mehreren Wochen sind die Schwankungen an den Finanzmärkten enorm gestiegen.

Am gestrigen Donnerstag verzeichnete der deutsche Leitindex Dax herbe Verluste, zwischenzeitlich sogar mehr als fünf Prozent. Zahlreiche Experten gehen davon aus, dass die Kursschwankungen anhalten. Es dürfte holprig bleiben: „Wir sehen im Allgemeinen stark ansteigende Aktienrisikoprämien, welche Potenzial für weitere Kursrücksetzer bieten“, schreiben etwa die Experten der DZ Bank.

Geopolitische Risiken sorgen für Schwankungen

Wer sein Geld in Aktien anlegt, muss mit Schwankungen rechnen. Das ist der Preis für langfristig höhere Renditechancen. Das aktuelle Problem: Die Preisbildung am Aktienmarkt geschieht nicht aufgrund guter oder schlechter Geschäftszahlen, sondern wegen der enorm gestiegenen geopolitischen Risiken. Dass politische Börsen nicht immer die kürzesten Beine haben – wie eine Börsenweisheit besagt –, zeigt ein Blick nach China. Die Eingriffe der Staatsführung belasten die dortigen Börsen bis heute.

Grundsätzlich hilft es schon, nie alles auf eine Karte zu setzen, sondern sein Vermögen breit zu streuen – auf verschiedene Anlageklassen, Regionen, Branchen und Währungen. Situative Beimischungen können das Depot zusätzlich schützen. In der jetzigen Lage empfehlen sich Rohstoffe als Absicherung gegen Inflationsdruck und geopolitische Verwerfungen.

Energiepreise dürften weiter steigen

Der Krieg mit der Ukraine dürfte die Energiepreise weiter in die Höhe treiben. Bereits im Januar hob die niederländische Rabobank für den Fall eines Krieges ihre Prognose für den Ölpreis auf bis zu 175 Dollar pro Barrel an. Insgesamt immerhin 12 Prozent des weltweit verkauften Öls stammen aus Russland. Ein Boykott von russischem Öl und Gas würde den westlichen Ölmultis in die Karten spielen, deren Gewinne bereits im vergangenen Jahr kräftig sprudelten. So ist der Gewinn von Exxon Mobil im vergangenen Jahr um satte 23 Milliarden US-Dollar nach oben geschossen. Wer weniger Wert auf Nachhaltigkeit legt und vom aktuell guten Umfeld für schmutzige Energieträger wie Kohle, Öl und Gas profitieren möchte, kann sich die Branche via ETF oder Fonds als Paket ins Depot kaufen – satte Dividenden inklusive, denn die Energiebranche ist bekannt für hohe Ausschüttungen.

Ölgesellschaften im ETF-Paket

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Exxon Mobil ist mit einem Gewicht von fast 25 Prozent der dominierende Wert im iShares S&P 500 Energy Sector UCITS ETF (ISIN: IE00B42NKQ00). Der ETF steigerte seinen Wert im laufenden Jahr bereits um 20 Prozent. Auf ein Jahr gesehen verteuerten sich die Anteilscheine um rund 60 Prozent. Der Index-Tracker repräsentiert die amerikanische Ölbranche und spiegelt die Wertentwicklung der 26 führenden US-Ölmultis wider. Neben Exxon Mobil sind Chevron (17 Prozent) und Conoco Phillips (9,3 Prozent) die größten Positionen.

Aktiver Ansatz: Black Rock Global Fund World Energy A2

Alastair Bishop, BlackRock

Ein aktiver und weltweit investierender Fonds für die Energiebranche ist der Black Rock Global Funds World Energy Fund A2 EUR (ISIN: LU0171301533).

Manager Alastair Bishop legt weltweit mindestens 70 Prozent seiner Fondsmittel in Aktien von Unternehmen an, die überwiegend in der Erforschung und Erschließung von Energiequellen sowie der Energieerzeugung und -versorgung tätig sind.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Zu den größten Werten zählen die französische Mineralölgesellschaft Total Energies (9,5 Prozent) und die britische Shell (9,4 Prozent).

Gold als Krisenschutz

Gold wird seinem Ruf als Krisenwährung wieder gerecht. Während die Kriegsgefahr fast alle Anlageklassen in den Keller beförderte, stieg der Goldpreis seit Wochen stetig an. Seit Putins Invasion kratzt er nun an der magischen 2000-US-Dollar-Marke. Von der Flucht ins Edelmetall profitieren auch die zuletzt gemiedenen Minenwerte. Preislich sind sie ohnehin attraktiv.

„Die Fehlbewertung von Goldminen, die bei den meisten Kennzahlen so niedrig wie nie zuvor bewertet sind, wird noch deutlicher, wenn man sie mit anderen Anlageklassen wie Wachstumsaktien vergleicht. Diese Anlageklassen preisen auf Jahre hinaus negative Realzinsen ein, während Goldminenwerte einen sehr unwahrscheinlichen starken Anstieg der Realzinsen einpreisen. Darüber hinaus sind die Bilanzen der Goldminenunternehmen viel besser als die der meisten anderen Branchen“, sagt Goldexperte Walter Wehrli und fügt in seinem Ausblick hinzu: „Ich bin davon überzeugt, dass sich diese erhebliche Unterbewertung auflöst, sobald die Investitionsnachfrage auf den Goldmarkt zurückkehrt. Dies wird sich höchstwahrscheinlich sehr positiv auf die stark unterbewerteten Goldminen-Unternehmen auswirken.“

Ähnlich sieht das auch Vermögensverwalter Jens Erhardt, der im Interview mit EuramS vorrechnet: „Alle nordamerikanischen Minen zusammen kosten nur rund 250 Millionen Dollar. Das ist nichts im Vergleich zu den mehr als zwei Billionen Börsenwert von Apple oder Alphabet.“

Walter Wehrli, Konwave

Der von Wehrli gemanagte Konwave Gold Equity Fund EUR B (ISIN: LU0223332320) zählt zu den Spitzenfonds der letzten drei Jahre. Sein Preis hat sich in diesem Zeitraum nahezu verdoppelt. Wehrli ist Geschäftsführer seiner eigenen Gesellschaft und managt ausschließlich Goldminenaktienfonds.

In seine Analyse fließen sowohl Bottom-Up- als auch Top-Down-Überlegungen ein.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Im Top-Down-Ansatz des Goldaktienfonds werden die Gewichte der einzelnen Regionen und die Aufteilung zwischen Aktien und physischen Metallen festgelegt, der Bottom-up-Ansatz beinhaltet die Auswahl und die Gewichtung der einzelnen Titel.

Wehrli setzt vor allem auf mittelgroße Gesellschaften. Über 60 Prozent der Titel stammen aus Kanada, von denen Kinross (6,8 Prozent) und Yamana (6,7 Prozent) die größten Positionen sind.

Für ETF-Anleger ist der iShares Gold Producers UCITS ETF (ISIN: IE00B6R52036) eine Option. Er bietet Zugang zu den größten Goldproduzenten der Welt, darunter Barrick Gold oder Newmont Mining.

Auf der Crashwelle reiten

Gilbert Keskin, Amundi

Ein völlig anderes Konzept verfolgt Gilbert Keskin. Um erfolgreich zu sein, braucht der Franzose Schwankungen als Motor für Rendite. Nur dann funktioniert seine Strategie. Seine beiden Volatilitäts-Fonds haben sich in der Vergangenheit vor allem in Crashphasen bewährt und bieten eine gute Absicherung für ein Aktienportfolio. Die letzte große Bewährungsprobe war der Flash-Crash 2020 während der Corona-Krise. Damals schnellte der Fondspreis innerhalb weniger Tage um 20 Prozent nach oben, während die Aktienmärkte massiv unter Druck standen.

Die beiden Fonds Amundi Funds Volatility Euro A (ISIN: LU0272941971) und Amundi Volatility World A (ISIN: LU0319687124) entwickeln sich umso besser, je stärker die Kurse schwanken. Die erste Feuertaufe kam für Keskin in Form der Finanzkrise im Jahr 2008 sowie den Folgejahren bis etwa 2012, die von ständigen Berg- und Talfahrten am Aktienmarkt geprägt waren. In diesem Zeitraum gewann der Fonds stetig hinzu, insgesamt mehr als 50 Prozent.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

In den Jahren danach verfing das Konzept wenig, denn die Märkte kletterten meist ohne große Zerwürfnisse nach oben.

Umgesetzt wird die Strategie mit Optionen auf den Euro Stoxx 50 in der Europavariante und Optionen auf Indizes aus den USA, Europa und Japan im globalen Fonds. Sollten die nächsten Monate von Unsicherheit geprägt sein, wofür derzeit vieles spricht, sind die Fonds als Schutzausrüstung in Extremsituationen ein Diversifikationsbaustein fürs Depot.

Long/Short-Strategie für jedes Börsenklima

Hubertus Clausius, Seahawk Investments

Der Seeadler (engl. Seahawk) steht für Weitblick, Kraft und Sicherheit bei jedem Wetter und ist Namensgeber des eigentümergeführten Spezialfondsanbieters Seahawk Investments. Und wie ein Adler, der ruhig über die brausende See gleitet, soll auch der Seahawk Equity Long Short Fund (ISIN: LU1910829313) unabhängig vom Börsenwetter eine positive und risikoadjustierte Performance erzielen.

Manager Hubertus Clausius investiert ausschließlich in Unternehmen aus dem Bereich Infrastruktur, insbesondere aus den Branchen Energie und Transportwesen. Auf dem Kaufzettel stehen Ölkonzerne, Versorger und Anbieter von erneuerbaren Energien sowie Unternehmen aus Schifffahrt, Logistik, Eisenbahn, Luftfracht-und Luftverkehr. Innerhalb der Sektoren wendet Clausius einen fundamentalen Long/Short-Ansatz an, der mit striktem Risikomanagement einhergeht.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Im Vergleich zur klassischen Aktienanlage strebt die Strategie eine niedrigere Volatilität an. Besicherte und unbesicherte Anleihen werden dem Fonds opportunistisch beigemischt. Zu den Long-Positionen zählt das Frachtschiffunternehmen Himalaya Shipping aus Bermuda oder die im Öl- und Gassektor tätige Norwegian Energy Company. Eine Shortposition ist der S&P 500 Futures. Allein im vergangenen Monat gewann der Fonds gegen den Markttrend fast 10 Prozent hinzu. Über ein Jahr beträgt sein Plus mehr als 20 Prozent.

Mein Fazit: Die vorgestellten Fonds stellen gute Diversifizierungsbausteine dar, die in schwierigen Zeiten für Stabilität sorgen können. Als alleiniges Investment sind sie hingegen weniger geeignet.

Hinweis: Es handelt sich hierbei um keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung. Die Geldanlage am Kapitalmarkt ist mit Risiken verbunden. Aus Wertentwicklungen in der Vergangenheit lässt sich nicht auf künftige Wertentwicklungen schließen. Stand der Fonds-Daten: 25. Februar 2022.

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