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ICM-Vorstand Norbert Hagen
„Ölaktien sind günstig“
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ICM-Vorstand Norbert Hagen „Ölaktien sind günstig“

Norbert Hagen, ICM Investmentbank.
Norbert Hagen ist Vorstandssprecher der ICM Investmentbank. | Foto: ICM

Öl der Sorte WTI hat sich seit dem zyklischen Hoch im Juni bis heute um gut 40 Prozent verbilligt. Die Gründe liegen auf der Hand: Eine schwache konjunkturelle Entwicklung im Westen, aber vor allem in China. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, die sonst Rohstoffe weltweit regelrecht aufsaugt, schwächelt seit nunmehr zweieinhalb Jahren.

Statt auf mRNA-Impfstoffe zum Schutz gegen Corona zu setzen, verfolgt Peking bislang eine strikte Null-Covid-Strategie mit immer neuen harten Lockdowns. Doch jetzt scheint Präsident Xi Jingping die Maßnahmen zu lockern – aus Angst vor eskalierenden Protesten der Bevölkerung. Doch ein Leben mit Covid so wie im Westen kann sich China erst leisten, wenn weite Teile der Bevölkerung mit nachweislich wirksamen Impfstoffen aus dem Westen behandelt wurden.

 

 

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Eine tiefgreifende Lockerung ohne Vakzine hätte eine rapide Ausbreitung des Virus zur Folge, was das Gesundheitswesen in China wahrscheinlich zusammenbrechen ließe. Genau diese Entwicklung drohte im Sommer in Taiwan, wo ebenfalls nur wenige Menschen geimpft waren.

China hat mittlerweile den Impfstoff von Biontech zumindest für in der Volksrepublik lebende Ausländer zugelassen. Viele Analysten erwarten, dass dies auch für die eigene Bevölkerung der Fall sein wird. Wenn die Machthaber in Peking die Wirtschaft nicht vollständig gegen die Wand fahren lassen wollen, wird ihnen kaum etwas anderes übrigbleiben, auch wenn dies wahrscheinlich einen Gesichtsverlust bedeuten würde. Wenn Chinas Wirtschaft im kommenden Jahr wieder Gas gibt, steigt natürlich auch die Nachfrage nach Energierohstoffen, also nach Kohle, Öl und Flüssiggas (LNG).

Kurzfristig betrachtet besteht außerdem im Bereich von 70 Dollar je Barrel Öl der Sorte WTI Unterstützung. US-Präsident Joe Biden hatte im März den Verkauf von 180 Millionen Barrel Öl aus der strategischen Reserve freigegeben, um den Preisanstieg zu begrenzen. Diese Menge ist jetzt weitgehend ausgeschöpft. Mehr noch: Biden hat angekündigt, die Reserve ab einem Preis von 70 Dollar je Fass wieder aufzufüllen.

Gleichzeitig gelangt weniger Öl aus Russland auf den Weltmarkt. Nach den USA boykottieren jetzt auch die Europäer die Einfuhr des fossilen Energierohstoffs aus dem Osten. Zwar nehmen Indien oder China gerne Öl der Sorte Urals zu Dumpingpreisen ab, doch es mangelt an einer adäquaten Infrastruktur. Im Gegensatz zum Westen gibt es in Richtung Osten nur eine Pipeline. Das Öl muss also überwiegend per Tanker transportiert werden, was Zeit und Geld kostet.

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