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Öldruck dank Opec Kaum ein Analyst rechnet mit stark steigenden Ölpreisen

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Opec: Ende November trafen sich Repräsentanten der Organisation Erdöl exportierender Länder, Opec, in Wien. Sie hatten ein Jahr zuvor beschlossen, die Förderung um 1,8 Millionen Barrel am Tag zu drosseln, was den Ölpreis einige Monate später hatten steigen lassen. Jetzt verlängerten sie den Plan bis Ende 2018. Diesmal sind sogar Nigeria und Libyen mit im Boot, was dem Beschluss mehr Tragweite verleiht.

Fracking: Die Frage ist, ob die Amerikaner den Ausfall durch die Opec ausgleichen können. Die Amundi-Leute nehmen nicht an, dass die US-Ölförderung plötzlich stark steigt, es ist zumindest nicht ihr Basisszenario. Auch der Geologe und Gründer von Earth Resource Investment, Joachim Berlenbach, ist skeptisch, dass die Fracker die Lücke füllen. Zumal die Nachfrage nach Öl weltweit zusätzlich steigt.

Nachfrage: 2018 könnte das denkwürdige Jahr werden, in dem die Welt zum ersten Mal mehr als 100 Millionen Barrel Öl verbraucht – am Tag. Was nebenbei zeigt, wie weit sie noch davon entfernt ist, sich von fossilen Energieträgern zu lösen. Ein Grund ist die Konjunktur. „Das Wirtschaftswachstum übertrifft die allgemeinen Schätzungen gleichermaßen für Industrie- und Schwellenländer. Das ist zum ersten Mal seit der globalen Finanzkrise der Fall“, sagt Rohstoffchef David Donora von der Investmentgesellschaft Columbia Threadneedle. Der zweite Grund ist – zumindest kurzfristig – der schwache Dollar. Da Öl in Dollar gehandelt wird, wird es über den niedrigeren Wechselkurs für alle Länder außer die USA billiger. Was die Nachfrage zusätzlich steigen lässt.

Lagerbestände: Wie die Grafik zeigt, bewegt sich der Ölpreis stark entgegen den Ölvorräten der USA. Die lagen in den vergangenen Jahren deutlich über ihrem langfristigen Durchschnitt, was auch der Opec ein Dorn im Auge ist. Seitdem sie die Förderung drosselte, gehen die Vorräte zurück. Jetzt besagt eine interne Analyse, dass sie im dritten Quartal 2018 ihren Durchschnitt erreicht haben sollen.

Weitere Umstände: Die Ölunternehmen schütten lieber Dividenden an Aktionäre aus, anstatt nach Öl zu suchen. Saudi-Arabien hat mit Mohammed bin Salman einen Kronprinzen, der seine Macht konsequent ausbaut und sich mit Katar und dem Iran anlegt. Russland braucht Geld, will nicht noch mehr Anteile auf dem Ölmarkt verlieren und drosselt deshalb nur ungern seine Förderung. Und China will sich von der Werkbank zum Dienstleister der Welt umbauen – was am Ende den Ölverbrauch langsamer wachsen ließe als bisher.

Jeder Analyst gewichtet die Komponenten anders und kommt so zu einer anderen Prognose für den Ölpreis. Von einem starken Anstieg geht jedoch kaum einer aus. Berlenbach und Invesco-Mann Greenwood halten den Ball ganz flach. David Donora rechnet zumindest mit stark schwankenden Preisen. Einer der wenigen Bullen ist Investmentstratege Michael Harnett von der Bank of America Merrill Lynch. Er geht von 70 Dollar je Fass zur Jahresmitte aus – was immerhin fast 20 Prozent wären.

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