Ölpreis und Konsum stärken Konjunktur Unternehmen machen Märkte – nicht die Politik
Derzeit halten viele Investoren hohe Bestände an flüssigen Mitteln und warten mit ihren Investitionen ab. Eine Erklärung dafür ist ein hohes Maß an politischer Unsicherheit. Dies konzentriert sich auf die anstehenden Wahlen und Referenden in Europa, umfasst aber auch geopolitische Spannungen in Asien und dem Mittleren Osten sowie die Herausforderungen der neuen Trump-Regierung.
Anleger profitieren von Marktkenntnis
Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass die Politik nur einer von vielen Faktoren ist, die Märkte treiben. In der Regel sind politische Ereignisse der Ausfluss bereits existierender Trends, auch wenn diese erst im Lichte der auf das Ereignis folgenden medialen Aufmerksamkeit sichtbar werden. So begann der moderate Anstieg des globalen Wirtschaftswachstums bereits, bevor fiskalische Impulse wirksam wurden. Anleger werden deshalb mehr profitieren, wenn sie ein besseres Verständnis davon gewinnen, welche verschiedenen Faktoren die Unternehmensgewinne im Zeitverlauf beeinflussen.
Ölpreis und Konsum stärken Gewinnwachstum
Weil das so ist, wollen wir uns hier auf die tiefer liegenden Einflussfaktoren auf die Unternehmens¬gewinne konzentrieren. Deren Verständnis ist für Investoren entscheidend für eine erfolgreiche Vermögensverteilung. Drei Faktoren sollten zu einer weiteren Ankurbelung der Konjunktur in diesem Jahr führen.
Erstens die Haltung der OECD, die den Ölpreis über 50 US-Dollar pro Barrel stabilisiert und einen positiven Zyklus für die Investitionsausgaben im wichtigen Energiesektor ausgelöst hat. Dies dürfte gut für das globale Wachstum sein, solange die Energiekosten nicht weiter steigen. Zweitens finden die Konsumausgaben in vielen Ländern dank verbesserter Arbeitsmärkte Unterstützung. Und drittens öffnet der Schwung, den die Republikaner aus den US-Wahlen mitgenommen haben, die Tür für eine Mischung aus Steuersenkungen und einer Revision regulatorischer Vorschriften. Unter dem Strich sollte das alles dazu führen, dass das Gewinnwachstum bei den Unternehmen zurückkehrt.
S&P500-Unternehmen: Ergebniswachstum bis zu fünf Prozent
Analysten erwarten für die kommenden Quartalsberichte ein Ergebniswachstum für Unternehmen aus dem S&P 500 zwischen null und fünf Prozent – nach 0,8 Prozent Ergebnisrückgang in der abgelaufenen Gewinnsaison.
Ein Großteil der Verbesserungen kommt von der Stabilisierung im Energiesektor. Zugleich unterstützt eine steilere Zinsstruktur die Finanzwerte. Auch die von den Republikanern angekündigte Reform der Unternehmenssteuern spielt eine große Rolle. Wie stark die Unternehmensgewinne letzten Endes steigen hängt darüber hinaus auch von dem komplexen Zusammenhang zwischen Löhnen und Produktivitätswachstum, Energiekosten und dem Ausmaß der Dollaraufwertung ab.
Höhere Inputkosten gefährden Unternehmensgewinne
Ohne Zweifel lastet aber auch Druck auf den Unternehmensgewinnen. So kann Inflation gut oder schlecht für Firmen ein. Während höhere Verkaufserlöse gut für den Cashflow sind, gibt es weitere Faktoren zu berücksichtigen: steigende Lohnkosten bei sinkender Arbeitslosigkeit, höhere Rohstoff- und insbesondere Ölpreise sowie die Auswirkungen starker Wechselkursschwankungen – vor allem beim US-Dollar.
Unternehmen müssen ihre Produktivität so weit steigern, dass sie die Auswirkungen höherer Inputkosten auf ihre Margen ausgleichen können. Wie weit Unternehmen ihre Preise am Markt durchsetzen können wird deshalb eine der wichtigsten Variablen sein, die den kommenden Monate zu beobachten ist. Dies geht einher mit der Erkenntnis, dass die Zinsen weltweit noch für einige Zeit niedrig bleiben.
Chancen in den Sektoren Hochzins, Schwellenländer und Immobilien
Das bestärkt uns in unserer sehr ausgeprägten Positionierung in US-Hochzinsanleihen, Schwellenländeranleihen und europäischen Real-Estate-Investment-Trusts (REITs), um Erträge zu erzielen. Zudem sind wir moderat übergewichtet in globalen Aktien. Diese konzentrieren sich auf die USA, Japan und die aufstrebenden europäischen Märkte, was die zugrunde liegenden Gewinntrends widerspiegelt.
Hingegen bremsen die leicht überdehnten Bewertungen, vermutlich weiter steigende Leitzinsen sowie die politischen Risiken in Europa und den USA unseren Risikoappetit. Aktien in den aufstrebenden Märkten werden zudem Gegenwind in Form höherer Finanzierungskosten in US-Dollar sowie einem steigenden Dollar bekommen – und möglicherweise auch in Form von Handelsbeschränkungen.