LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 20.03.2020 - 17:41 UhrLesedauer: 4 Minuten
ANZEIGE

Ölpreisabsturz Warum die Marktteilnehmer weiche Knie bekommen

Ölförderanlage: Die Märkte stehen nach Saudi-Arabiens überraschender Ankündigung, die Produktion zu erhöhen, unter Druck.
Ölförderanlage: Die Märkte stehen nach Saudi-Arabiens überraschender Ankündigung, die Produktion zu erhöhen, unter Druck. | Foto: imago images / Science Photo Library
Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity International

Die Ölpreise sind stark unter Druck: Das Treffen der Allianz OPEC+ in Wien endete am Freitag, 6. März im Streit. Russland war nicht zu weiteren Produktionskürzungen bereit, weshalb Saudi-Arabien am Sonntag darauf ankündigte, den Markt mit Öl zu fluten. Das Königreich will seine Ölproduktion erhöhen und den offiziellen Verkaufspreis für Käufer in Asien, den USA und Europa senken. Saudi-Arabien hat dadurch effektiv einen Preiskrieg erklärt, um Russland zurück an den Verhandlungstisch zu holen.

Gleichzeitig breitet sich das Coronavirus in Europa, Nahost und Nordamerika immer weiter aus. Die Einrichtung regionaler Sperrzonen sowie Absagen und Stornierungen verschiedenster Art unterbrechen Reisepläne und Lieferketten. Das belastet die weltweite Nachfrage nach Öl – zusätzlich zur ohnehin schwächeren Nachfrage aus China.

Was billiges Öl für die Märkte bedeutet

Ein niedriger Ölpreis klingt wie ein Segen für viele Unternehmen, da ihre Kosten dadurch fallen. Doch der Schaden, den dieser gerade in der US-Wirtschaft anrichten kann, dürfte schwerer wiegen.

Ein dauerhaft niedriger Ölpreis birgt große Risiken für US-Energieunternehmen. Die Schieferölindustrie des Landes ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen und hat die USA von einem Ölimporteur zu einem Exporteur gemacht. Der Energiesektor hat am US-Markt für die relativ riskanten High-Yield-Anleihen heute ein Gewicht von 14 Prozent. Eine Pleitewelle würde die Kreditmärkte daher in große Schwierigkeiten bringen.

Der Renditeverfall bei zehnjährigen US-Treasuries auf weniger als 0,5 Prozent ist symptomatisch für die Reaktion der Anleihemärkte. Die starke Konvergenz der Renditen in den USA und Europa sowie der recht schwache US-Dollar lassen vermuten, dass die US-Notenbank Fed bei ihrer nächsten Sitzung am 18. März weitere drastische Maßnahmen einleiten dürfte.

Auch andere Regionen, die stark vom Öl- und Gasexport abhängen, sind gefährdet. Nicht nur Iran und Venezuela geraten bei einem Ölpreis von 30 US-Dollar in große finanzielle Not. Auch die Haushalte von Saudi-Arabien und Russland gehen dann nicht mehr auf. Unseren internen Berechnungen nach basiert deren Haushaltsplanung auf einem Ölpreis von 50 US-Dollar. Lediglich für den Netto-Ölimporteur China könnte der Preisverfall Vorteile haben.

Zentralbanken bleibt kaum noch Spielraum

Ausgehend von den Kreditmärkten breiten sich die Sorgen über die gesamten Kapitalmärkte aus. Die Inflation sinkt dadurch weiter und macht es den Zentralbanken noch schwerer, auf eine Krise zu reagieren. Helikoptergeld, also die Auszahlung von frisch gedrucktem Geld an Staaten oder Bürger, rückt damit vielleicht auch im Westen näher, um Konsum und Inflation anzuheizen. Weitere fiskalische Maßnahmen der Staaten werden sicherlich folgen.

Der Einbruch der Ölpreise ist somit der erste Dominostein, der in den kommenden Wochen noch weitere zum Fallen bringen könnte. Ob eine Einigung der OPEC-Mitglieder beziehungsweise fiskalische oder geldpolitische Maßnahmen dem Kursrutsch Einhalt gebieten können, muss sich erst noch zeigen. Klar ist in jedem Fall: Das Coronavirus wird die Märkte noch eine ganze Weile verunsichern.

Das könnte Sie auch interessieren:

  • Die Ausbreitung des Coronavirus hinterlässt erste Spuren in der Wirtschaft. Erfahren Sie, wie unsere Profis die Lage einschätzen und mit welchen Strategien Sie Marktschwankungen meistern können. Mehr erfahren

Wichtige Informationen:

Diese Unterlage ist eine Marketinginformation. Eine Anlageentscheidung sollte in jedem Fall auf Grundlage des Kundeninformationsdokuments „Wesentliche Anlegerinformationen“ und des veröffentlichten Verkaufsprospekts, des letzten Geschäftsberichts und – sofern nachfolgend veröffentlicht – des jüngsten Halbjahresberichts getroffen werden. Diese Unterlagen sind die allein verbindliche Grundlage des Kaufs. Anleger in Deutschland können diese Unterlagen kostenlos bei der FIL Investment Services GmbH, Postfach 200237, 60606 Frankfurt am Main, anfordern. FIL Investment Services GmbH veröffentlicht ausschließlich produktbezogene Informationen und erteilt keine Anlageempfehlung. Die im Text genannten Unternehmen dienen nur der Illustration und sind nicht als Kaufs- oder Verkaufsempfehlung zu verstehen. Der Wert der Anteile kann schwanken und wird nicht garantiert. Informationen aus externen Quellen werden hinsichtlich ihrer Richtigkeit oder Vollständigkeit von Fidelity International nicht garantiert. Ebenso haftet Fidelity International nicht für entstandene Verluste aus der Verwendung der Informationen. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Indikatoren für zukünftige Erträge. Fidelity International, das Fidelity International Logo und das „F-Symbol“ sind eingetragene Warenzeichen von FIL Limited. FIL steht für FIL Limited (FIL) und ihre jeweiligen Tochtergesellschaften. Herausgeber für Deutschland: FIL Investment Services GmbH, Postfach 200237, 60606 Frankfurt am Main. Stand, soweit nicht anders angegeben: März 2020. MK10832

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.