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Themen-Experte Aus Tradition die Zukunft im Blick

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Aktualisiert am 11.03.2021 - 15:46 Uhrin Aus Tradition die Zukunft im BlickLesedauer: 4 Minuten
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Kupfer und Co. Ohne Bergbau keine nachhaltige Wende

Kupfermine im Norden Schwedens
Kupfermine im Norden Schwedens: Grüne Technologien wie Elektromobilität und regenerative Energien benötigen große Mengen des stromleitenden Industriemetalls. | Foto: IMAGO / imagebroker

Minen- und Bergbaugesellschaften dürften Investoren nicht zuerst in den Sinn kommen, wenn es um eine nachhaltigere Zukunft geht – eher im Gegenteil: Viele denken bei der Branche insbesondere an massiven Land- und Wasserverbrauch sowie fragwürdige Arbeitsbedingungen. Die Medaille hat aber zwei Seiten: Ohne Rohstoffe kann die grüne Wende nicht gelingen. Denn auch saubere Technologien benötigen Metalle und Mineralien, und zwar eher mehr als weniger.

Ein Beispiel sind erneuerbare Energien, deren Ausbau für das Erreichen der Pariser Klimaziele eine wichtige Rolle spielt. Wir gehen zum Beispiel davon aus, dass die weltweit produzierte Windenergie in den kommenden zehn Jahren um das drei- bis vierfache zunehmen könnte. Für den Bau von Windturbinen bedarf es Materialien wie Stahl, Kupfer, Aluminium, Beton, Seltene Erden in Form von Neodym und Dysprosium sowie Kohlefaser oder auch Polyurethan.

Ganz ähnlich verhält es sich bei Solarenergie, der führenden regenerativen Energieform. Der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien (International Renewable Energy Agency, IRENA) zufolge könnte sich die Kapazität in den kommenden zehn Jahren versechsfachen und bis 2050 auf mehr als 8.500 Gigawatt (GW) ansteigen. Das bedeutet, dass die installierte Gesamtkapazität bis dahin fast fünfzehnmal höher ist als 2019.

Die wichtigsten Materialien für Photovoltaikanlagen sind Glas, Polymer, Aluminium, Silizium, Kupfer und Silber. Obwohl Letzteres nur weniger als 0,1 Prozent eines Solarmoduls ausmacht, werden weltweit etwa 9 Prozent der gesamten Silberproduktion für deren Herstellung benötigt. Kupfer spielt ebenso wie bei der Windenergie als Stromleiter eine wichtige Rolle.

Ein Elektroauto benötigt viermal so viel Kupfer wie ein Verbrenner

Der Trend zur Elektromobilität dürfte ebenfalls die Rohstoffnachfrage ankurbeln. Die Verkaufszahlen von vollelektrischen Autos und Hybridfahrzeugen dürften in den kommenden zwei Jahrzehnten die von traditionellen Verbrennungsmotoren überholen – unterstützt von ambitionierten Zielen der Politik. Großbritannien zum Beispiel hat beschlossen, den Verkauf von Benzin- oder Dieselfahrzeugen ab 2035 zu verbieten.

Auch aufgrund dieser Vorschriften haben die Automobilhersteller ihre Investitionen in die Elektrifizierung ihrer Fahrzeugflotte erhöht, neue Modelle auf den Markt gebracht und neue Technologien entwickelt. Der Automarkt wird bald mit neuen Elektroauto-Modellen geflutet werden, mit erheblichen Auswirkungen auf ihren Preis: Sie dürften zunehmend erschwinglicher werden.

Die Hersteller können einen Großteil des Herstellungsprozesses eines Verbrennungsfahrzeugs an die Produktion von Elektrofahrzeugen anpassen. Es gibt aber große Unterschiede bei den benötigten Materialien. Wenig überraschend wird ein bedeutender Anteil des Kupferbedarfs für die Batteriekomponente benötigt. Aber auch bei der Herstellung des restlichen Fahrzeugs wird aufgrund der vielen Kabel fast doppelt so viel davon gebraucht wie bei einem Verbrenner. Insgesamt muss für ein E-Fahrzeug viermal so viel Kupfer aufgewendet werden als für einen Benziner oder Diesel. Ähnlich ist es bei Aluminium: Hier ist der Bedarf nahezu doppelt so hoch. Dazu kommt der massive Rohstoffbedarf zum flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur.

Insgesamt dürfte das Wachstum sauberer Technologien zu einem deutlichen Anstieg der Rohstoffnachfrage führen – allein bis 2030 könnte sie um das Zwei- bis Sechsfache steigen. Daher dürften auch die Preise anziehen.

Gleichgewicht zwischen Versorgung und Verantwortung

Betrachtet man das aktuelle Gleichgewicht von Produktion und Reserven sowie die Orte, an denen sich die meisten Rohstofflagerstätten befinden, konzentrieren sich die wichtigsten Materialien auf wenige Schwellenländer, in denen sich die Arbeits- und Umweltvorschriften noch entwickeln. Dies führt zu Konflikten bei der Mineralienbeschaffung, wie es sie zum Beispiel in der Demokratischen Republik Kongo bei Kobalt gegeben hat. Abgesehen von diesen Problemen spielen oft auch Bestechung und Korruption sowie Gesundheits- und Sicherheitsbedenken eine Rolle. So sehr wir uns aber einen idealen Bergbaubetrieb wünschen, müssen Investoren und Unternehmen, die diese Produkte benötigen, ein Gleichgewicht zwischen Versorgungssicherheit und verantwortungsvollem Bergbau finden. 

Dies ist von besonderer Relevanz für Investoren wie Carmignac. Denn wir haben die treuhänderische Pflicht, das Geld unserer Kunden sowohl für die finanzielle Rendite als auch für das ökologische und gesellschaftliche Wohl der heutigen und zukünftigen Generationen zu investieren. Daher ist es unsere Pflicht, die Industrien zu verstehen und zu unterstützen, die das Gedeihen grüner Technologien ermöglichen. Wir halten es für unverantwortlich, nur in die rein grünen Unternehmen zu investieren – Unternehmen aber auszuschließen, die grüne Technologien erst möglich machen. Wie eben Bergbauunternehmen, trotz höherer CO2-Emissionen oder Kontroversen in der Vergangenheit.

Dialog mit den Unternehmen schafft Bewusstsein

Darüber hinaus sind wir der Meinung, dass die Auseinandersetzung mit Bergbauunternehmen zu diesen Themen zu einem erhöhten Bewusstsein und zur Behebung von Umwelt- oder gesellschaftlichen Problemen führt. Es ist wichtig, erneuerbare Energiesysteme und grüne Mobilitätslösungen zu entwerfen, die das verfügbare Angebot an Metallen und Materialien und die potenziellen ESG-Herausforderungen bei ihrer Beschaffung und Produktion berücksichtigen. Es wird immer deutlicher, dass der grüne Übergang ohne Mineralien und unterstützende Sektoren nicht möglich sein wird.

Obwohl es in der Branche zahlreiche Innovationen gibt, etwa im Bereich Recycling: Um die grünen Ambitionen und die Begrenzung der Klimaerwärmung auf 1,5 Grad einzuhalten, werden wir weiterhin Rohstoffe abbauen müssen. Bei der Gewinnung und Nutzung ist jedoch ein maßvollerer und umweltfreundlicherer Ansatz erforderlich. Durch eine ganzheitlichere Betrachtung grüner Technologien werden wir in der Lage sein, den Nutzen für die Umwelt gegen den Schaden abzuwägen und eines sicherzustellen – dass unsere grünen Technologien wirklich grün sind.

Die gesamte Studie lesen Sie hier (englisch)

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.