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Vermögensverwalter Albrecht, Kitta & Co. Ohne Wasserstoff kann der Green Deal nicht gelingen

Wasserstoff-Tankstelle in Hamburg
Wasserstoff-Tankstelle in Hamburg: Die Wasserstoff-Technologie birgt auch für Anleger glänzende Aussichten, sagt Oliver Zastrow von Albrecht, Kitta & Co. | Foto: imago images / Laci Perenyi
Oliver Zastrow
Foto: Albrecht, Kita & Co.

Die Ziele des Green Deal sind ambitioniert. Die EU will in den kommenden 30 Jahren in der gesamten europäischen Wirtschaft die CO2-Emissionen auf null runterfahren. Vor allem die Industrie und der Verkehr stehen vor einer Mammutaufgabe. Hier ist der klimaneutrale Umbau nur mit einem massiven Einsatz von grünem Wasserstoff zu stemmen.

Zwar werden in Europa schon heute nach Angaben der EU 9,8 Millionen Tonnen Wasserstoff (H2) pro Jahr produziert. Doch dabei handelt es sich ganz überwiegend um sogenannten grauen Wasserstoff. Hier wird Erdgas unter Hitze in H2 und Kohlendioxid (CO2) aufgespalten. Doch gerade der Ausstoß von CO2 soll ja in Zukunft vermieden werden.

Was gebraucht wird, ist sogenannter grüner Wasserstoff. Dieser lässt sich durch die Elektrolyse von Wasser gewinnen. Wenn dabei grüner Strom, also insbesondere Solar- und Windkraft, eingesetzt wird, ist der Prozess klimaneutral, es finden also keine Emissionen von CO2 statt. Die entsprechende Technologie heißt Power-To-X.

Bislang wird in Europa so gut wie kein sauberer Wasserstoff hergestellt. Die EU peilt jedoch schon bis 2024 die Produktion von einer Million Tonnen grünem Wasserstoff an. Bis zum Jahr 2030 soll das Volumen schon auf zehn Millionen Tonnen per annum steigen. Um das zu erreichen, gibt es in den verschiedenen Ländern umfangreiche Förderprogramme. Der deutsche Staat unterstützt beispielswese die vergleichsweise neue Technologie im Rahmen ihrer „Nationalen Wasserstoffstrategie“ mit mindestens sieben Milliarden Euro.

Zwar ist vor allem grüner Wasserstoff preislich noch nicht konkurrenzfähig. Aber die erneuerbaren Energien haben gezeigt, dass in einem überschaubaren Zeitraum eine Kostenparität mit fossilen Energieträgern erreichbar ist. Mittlerweile wird in Deutschland mehr Wind- und Solar- als Kohlestrom produziert - vor allem, weil die Alternativen mittlerweile preislich günstiger sind. Eine ähnliche Entwicklung dürfte sich in den kommenden Jahren auch bei grünem Wasserstoff abspielen. Einen ersten großen Schritt sollte der Wegfall der EEG-Umlage für Strom bedeuten, der für die Produktion von grünem Wasserstoff eingesetzt wird. Für den Rest dürfte der technologische Fortschritt sorgen.

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Für verschiedene Unternehmen eröffnet der Umstieg auf den klimaneutralen Energieträger ganz neue Umsatzpotenziale. Experten rechnen mit einem Milliardenmarkt. Wie so häufig blicken die Börsianer auch bei diesem Thema weit in die Zukunft voraus. Aktien, die mit Wasserstoff zu tun haben, sind in den zurückliegenden Monaten zum Teil sehr gut gelaufen. Sowohl der Ein- beziehungsweise Umstieg der Realwirtschaft in grünen Wasserstoff als auch die entsprechende Entwicklung an den Aktienmärkten dürften aber erst am Anfang stehen.

Wie weitreichend solche technologischen Entwicklungen seien können, zeigt sich am Beispiel Teslas. Am Anfang belächelt mischt mittlerweile der amerikanische E-Autopionier weltweit die gesamte Autobranche auf. Im Gegensatz zu VW und Co. schrieb Tesla auch während der Corona-Pandemie schwarze Zahlen. Und die Aktie ist in den zurückliegenden zehn Jahren um fast 10.000 Prozent gestiegen. Das Unternehmen ist mittlerweile wertvoller als die gesamte deutsche Automobilindustrie zusammengenommen. Ähnliches könnte sich im Bereich Wasserstoff wiederholen.

Die Krux mit Wasserstoff-Aktien

Allerdings ist es keineswegs trivial, in das Thema zu investieren. Das geht schon einmal damit los, dass es kaum sogenannte pure plays gibt, also Unternehmen, die wie ITM Power, Powercell Sweden oder Nel ASA ganz überwiegend oder sogar ausschließlich mit Wasserstoff ihr Geld verdienen. Außerdem sind diese Unternehmen häufig noch vergleichsweise klein und analog die entsprechenden Aktien recht illiquide. Anleger sollten das Thema also breiter adressieren und auch Unternehmen in Betracht ziehen, bei denen Wasserstoff noch eine untergeordnete, aber wachsende Bedeutung spielt. Außerdem sollten sie entlang der gesamten Wertschöpfungskette investieren.

Das fängt an mit den erneuerbaren Energien. Somit sollten auch die Hersteller von Windkrafträdern wie Vestas oder Siemens Gamesa zum Wasserstoff-Investment-Universum gehören. Dasselbe gilt für Energieversorger, die beispielsweise im großen Stil Wind- oder Solarparks betreiben, wie das dänische Unternehmen Ørsted oder die „neue“ deutsche RWE. Bei Gase-Herstellern wie Linde und Air Liquide liegt es auf der Hand, dass sie auch mit Wasserstoff Geld verdienen. Natürlich sind auch die Hersteller von Brennstoffzellen nicht zu vergessen.

Schließlich sollten Anleger ihre Wasserstoff-Investments breit streuen. Denn die entsprechenden Aktien sind vergleichsweise volatil. Das gilt vor allem dann, wenn es sich um kleinere Werte handelt.


Über den Autor:
Oliver Zastrow arbeitet in der Position eines Direktors beim unabhängigen Vermögensverwalter Albrecht, Kitta & Co. in Hamburg. 

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