Schlimme Finger im Oktober 2024 Vor diesen Finanzdienstleistern warnt die Bafin
Im Oktober musste die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) wieder einmal diverse Finanzmarktteilnehmer verwarnen und Ermittlungen einleiten. Besonders häufig ging es um Bankgeschäfte oder Finanzdienstleistungen ohne die dafür nötige Erlaubnis nach deutschem Kreditwesengesetz (KWG) oder Wertpapierinstitutsgesetz (WpIG). Auch gegen Betrug im Namen bekannter Finanzunternehmen, eine falsche Behörde sowie dubiose Aktiengeschäfte schritten die Finanzaufseher ein. Hier kommt der Überblick:
Finanzdienstleistungen ohne Erlaubnis
Um in Deutschland Bankgeschäfte zu betreiben, benötigen Unternehmen eine Erlaubnis der Bafin. Immer wieder bieten Firmen ohne Zulassung Geldanlage-Produkte im Internet an. Die Finanzaufsicht, das Bundeskriminalamt und die Landeskriminalämter raten, bei Finanzdienstleistungen im Internet äußerst vorsichtig zu sein und vorab gründlich zu recherchieren, um Betrugsversuche rechtzeitig zu erkennen. Oft fehlen auf kriminellen Internetseiten etwa Angaben zum Firmensitz und Impressum. Ob ein Unternehmen von der Bafin zugelassen ist, lässt sich in der Unternehmensdatenbank der Finanzaufsicht nachschauen.
Immer wieder kommt es vor, dass Betrüger mehrere Online-Plattformen parallel verwenden. Aktuell warnt die Bafin vor Handelsplattformen, die auf ihrer Startseite mit dem Slogan „Erweitern Sie Ihr Trading mit [Name des Betreibers]“ werben. Bekannt sind der Finanzaufsicht die Websites swisspro24.io, northunion.io und diamondwhale.pro, über die ohne Erlaubnis Finanzdienstleistungen angeboten werden. Der Inhalt der Seiten sei nahezu identisch, heißt es von den Bafin-Aufsehern.
Das trifft auch auf Online-Plattformen zu, die auf ihrer Startseite die Slogans „Optimieren Sie Ihr Trading mit…“ oder „Betreten Sie mit [Name der Website] selbstbewusst die Handelsarena“ verwenden. Konkret warnt die Bafin vor den Internetpräsenzen finflex.info, equitygeneraleu.com, ifsinvesting.com, kapitalwert.pro und cmc-central.net. Im letzteren Falle liege zudem ein Identitätsmissbrauch vor. Die Betreiber stünden in keinerlei Geschäftsbeziehung zu der bei der Bafin registrierten und in Frankfurt am Main ansässigen CMC Markets Germany GmbH, stellt die Finanzaufsicht klar.
Unerlaubt handelt auch Michael Sawer aus Wuppertal, der über die Website robotrend.de Bankgeschäfte und Finanzdienstleistungen anbietet. Konkret werbe er mit dem Handel Aktien, Indizes, Rohstoffen und Währungen um Kunden, heißt es von der Bafin.
Vorsichtig sollten Verbraucher zudem bei den Angeboten von Hetiz Corporate sein. Das Unternehmen mit angeblichem Sitz in Dresden bietet auf seiner Website hetitz-c.com Kredite und Darlehen an. Dabei werde der Anschein erweckt, die Firma kooperiere mit lizenzierten Banken und werde auch von diesen beaufsichtigt. Beides sei nicht der Fall.
Fehlt die Erlaubnis der Finanzbehörde, erfindet man einfach eine eigene: Das werden sich die Initiatoren der Crypto Assets Control gedacht haben. Auf der Website cryptoassetscontrol.com werde der Eindruck erweckt, es handele sich um eine behördliche Finanzaufsicht. Das sei aber nicht der Fall, so die Bafin. Die Crypto Assets Crontol sei nicht befugt, Unternehmen die Erlaubnis für Finanzdienstleistungen zu erteilen – das könne nur die Bafin. Angebote oder Aufforderungen, die auf die falsche Behörde verweisen, sollten daher immer abgelehnt werden. Ein Beispiel dafür ist InvestiRay, Betreiber der Website investi-ray.com.
Vorsicht ist immer geboten, wenn Firmen versprechen, gegen eine Gebühr angebliche Gewinne auszuzahlen. Aktuell nehmen Unbekannte per Post und E-Mail Kontakt zu Verbrauchern auf und werben mit einer „Auszahlungsgarantie“ von Gewinnen aus Investitionen in Kryptowährungen. Besonders dreist: Die Betrüger verwenden fälschlicherweise den Namen der in Gräfeling ansässigen CoinTracking GmbH und begehen damit zusätzlich Identitätsdiebstahl.
In diesem Monat hat die Bafin zudem Ermittlungen gegen folgende Firmen aufgenommen, die Finanzdienstleistungen ohne Erlaubnis angeboten haben:
- OTC Europa, Beitreiber der Websites otceuropa.com, otceuropa.info und otc-500.support
- GRMcapitalsPRO, Betreiber der Website grmcapitalspro.com
- Finanzwerk AG, Betreiber der Website finanzwerk.ag
- Betreiber der Krypto-Handelsplattform yolocash-finanzen.de
- Eurobitx, Betreiber auf der Website eurobitx.info
- Spar International Inc., Betreiber von spar-inc.com und spar24check.com
- Investment PTE LTD / Performance Investment PTE LTD, Betreiber von investment-pte.com
- Immediate Phoenix, Betreiber der Website rykequy.pics
- Quanta Capital, Betreiber von quantacapital.com.co
- Betreiber der Plattform rubelliuscap.com
- Inter-Algo, Betreiber der Websites inter-algo.com und inter-algo.net
- Green-Vest Investment Company mit angeblichem Sitz in Dallas, USA, Betreiber von green-vest.net
- IMC-Capital Ltd, Betreiber von capital-imc.net
- BYDFI, Betreiber von bydfiwo.com
- OC Finanz Vermögensverwaltung GmbH, Betreiber der Website o-c-finanz.com
- FIPS Finance & Development, Betreiber von fips-finance.com
Vorsicht, Quishing
Eine neue Betrugsmasche, mit der Betrüger aktuell verstärkt versuchen, sensible Daten von Verbrauchern abzufischen, ist das sogenannte Quishing – das Wort setzt sich aus QR-Code und Phishing zusammen. Die Kontaktaufnahme erfolgt per Brief, E-Mail, SMS oder Whats App, die Absender geben sich als Banken aus. Wer einen solchen QR-Code scannt, wird entweder zu einer gefälschten Website weiterleitet oder lädt eine schadhafte Software, eine sogenannte Malware, herunter.
Die Bafin empfiehlt, QR-Codes nur zu scannen, wenn klar sei, wohin diese führen. Smartphones sollten zudem so eingestellt werden, dass Links erst angezeigt und nicht direkt aufgerufen werden.
Finanzgeschäfte unter falschem Namen
Um zu verschleiern, dass ihnen die Erlaubnis für Finanzgeschäfte fehlt, nutzen Betrüger häufig die Namen bestehender Unternehmen. Unter dieser falschen Identität werden dann vermeintliche Finanzangebote unterbreitet – teilweise kopieren Kriminelle dafür ganze Internetseiten.
Im Oktober traf es erneut gleich mehrere bekannte Finanzunternehmen. So warnt die Bafin vor dem E-Mail-Absender [email protected], über den angebliche Mitarbeiter der Börse Stuttgart Kontakt zu Verbrauchern aufnehmen. Laut der Finanzaufsicht fordern die unbekannten Betrüger die Herausgabe sensibler Informationen und Dokumente und versuchen, Anleger zur Zahlung von „Steuern“ oder „Gebühren“ zu bewegen. Anschließend, so das Versprechen, würden angebliche Handelsgewinne ausgezahlt. Nach Erkenntnissen der Bafin handele es sich um einen Betrugsversuch, heißt es.
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Eine Verbindung mit der DWS suggerieren die Betreiber der Website dwsmarkets.pro, die als DWS Markets auftreten. Es besteht der Verdacht, dass dort ohne Erlaubnis Finanz- und Wertpapierdienstleistungen angeboten werden, so die Bafin. Die Finanzaufsicht hat bereits im August vor dem identischen Angebot auf der Website dws-markets.trade gewarnt. „DWS Markets“ sei nicht mit einem von der Bafin beaufsichtigten Unternehmen der DWS-Gruppe verbunden, stellt die Finanzaufsicht klar.
Den Namen der in Hamburg ansässigen Intreal International Real Estate Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH nutzen Unbekannte für ihre Webpräsenz Bytreal.com. Eine Verbindung bestehe nicht, es handele sich um Identitätsmissbrauch. Intreal wird von der Bafin beaufsichtigt und tritt im Internet unter www.intreal.com auf.
Die Anlagenagentur powered by Raisin täuscht eine Zusammenarbeit mit der Raisin Bank AG und der Raisin GmbH vor. Konkret bietet das Unternehmen über die Website anlagenagentur.de Tages- und Festgeldgeldanlagen sowie den Handel mit Aktien, Fonds und ETFs an. Die Bafin warnt davor, auf die Angebote einzugehen. Es bestehe keine Verbindung zu Raisin.
Die Bafin warnt zudem vor angeblichen Festgeldangeboten auf den Websites waystone-im.de (zuvor: waystone-im.com) und wim-finanzberatung.de. Diese Angebote stammen nicht von Waystone Investment Management. Das Unternehmen stehe in keiner Verbindung zu den Websites oder zur angeblichen Waystone Investments. Es handele sich um Identitätsmissbrauch. Die unbekannten Betreiber erwecken zudem den Eindruck, von der Bafin beaufsichtigt zu sein. Das sei nicht der Fall.
Identitätsdiebstahl liegt nach Erkenntnis der Bafin auch im Fall der Internetseite friheden.de vor. Die Betreiber bieten ohne Erlaubnis Festgeldanlagen und Wertpapierdienstleistungen an – und verwenden den Namen der in Dänemark ansässigen Friheden Invest Holding Aps.
Unter dem Namen der Donau Capital Wertpapier GmbH ist der angebliche Anlageberater Karl Heinz Widmer tätig – allerdings arbeitet er gar nicht für das von der Bafin beaufsichtigte Unternehmen. Widmer wende sich per E-Mail an Verbraucher, um ihnen einen „Anlageberatungsvertrag gemäß Bafin-Vorgaben“ anzubieten. Solche Anlageberatungsverträge bietet Donau Capital Wertpapier allerdings gar nicht an.
Über die Website blue-forest-invest.com betreibt die angeblich in Berlin ansässige Blue Forest Investment Management GmbH ohne Erlaubnis Bankgeschäfte und Finanzdienstleistungen. Konkret werden Kapital- und Festgeldanlagen, finanzielle Beratung und die Vermögensverwaltung angeboten. Das Unternehmen behauptet von der Bafin beaufsichtigt zu sein. Dies trifft jedoch nicht zu, schreiben die Finanzaufseher. Die Blue Forest Management GmbH, die über eine Erlaubnis verfügt, steht mit der Website blue-forest-invest.com und der Blue Forest Investment Management GmbH nicht in Verbindung. Es handele sich um Identitätsmissbrauch.
Auch über die Website hehl-verwaltung.org werden unerlaubt Finanzdienstleistungen erbracht, darüber hinaus gebe es mutmaßlich unlautere Jobangebote („Hehl Testing“). Es liege ein Identitätsdiebstahl zu Lasten der KundenServiceCenter Hehl GmbH & Co. KG mit Sitz in Marxen vor.
Betrug mit Aktien
Seit einiger Zeit häufen sich Meldungen über Betrugsversuche, bei denen Aktien bekannter Unternehmen angeboten werden, heißt es von der Bafin. Die Käufer erhalten die Aktien jedoch nach Zahlung nicht, die Anbieter sind anschließend nicht mehr erreichbar. Für die Angebote fehlt in der Regel auch der Verkaufsprospekt, in einigen Fällen existieren die Aktien nicht einmal.
Aktuell ermittelt die Bafin gegen die angeblich in New York, London und Zürich ansässige Kantonal Finanz. Das Unternehmen täusche Anlegern vor, Aktien von Starlink Inc. und Rubrik Inc. kaufen zu können. Dazu fehle dem Anbieter die Erlaubnis, ein Wertpapierprospekt liege ebenfalls nicht vor. Vor Kantonal Finanz hatte die Finanzaufsicht schon einmal im März gewarnt: Das Unternehmen betrieb zuletzt die Website kantonalfinanz.com.
Den Kauf von Aktien bieten ohne Erlaubnis zudem unbekannte Täter über die Website fb-invest.eu an. Das Aktienangebot stamme nicht von der FB Invest UG mit Sitz in München, schreibt die Finanzaufsicht. Die Betreiber der Website werden auch nicht – wie behauptet – von der Bafin beaufsichtigt.
Verstoß gegen die Prospektpflicht
In Deutschland dürfen Wertpapiere – mit wenigen Ausnahmen – nicht ohne einen von der Bafin gebilligten Prospekt öffentlich angeboten werden. Die Finanzaufseher prüfen dabei, ob der Prospekt die gesetzlich geforderten Mindestangaben enthält sowie, ob der Inhalt verständlich ist und keine Widersprüche enthält. Ein Verstoß gegen die Prospektpflicht wird mit einer Geldbuße von bis zu 5 Millionen Euro beziehungsweise 3 Prozent des Gesamtumsatzes des letzten Geschäftsjahres geahndet. Anleger können in einer Datenbank online überprüfen, ob ein Prospekt bei der Bafin hinterlegt ist. Allerdings prüft die Bafin Angebote nicht auf ihre Seriosität und inhaltliche Richtigkeit.
Gegen die Prospektpflicht verstoßen hat jüngst folgende Firma:
Die Betreiber der Website www.baktat.io werben für ein Investment in BAKTAT Germany Token – ein Verkaufsprospekt wurde nicht veröffentlicht. Die Bafin hat vom Unternehmen Auskünfte zum Investment angefordert. Diese seien aber nicht übermittelt worden, teilt die Finanzaufsicht mit. Gegen die Betreiber wurde nun ein sogenanntes Auskunfts- und Vorlageersuchen erlassen. Damit müssen sie mit weiteren rechtlichen Schritten rechnen, wenn sie die Informationen nicht nachliefern.