Oktober-Fazit Kein Ausverkauf bis Halloween
Im Oktober feiern Menschen rund um die Welt Halloween und damit alles, was makaber und gruselig ist. Auch an den Aktienmärkten gilt der Oktober als schauriger Monat. Einige der größten Aktien-Crashs aller Zeiten haben im Oktober stattgefunden – etwa die Börsenpanik von 1907, der Börsen-Crash von 1929 und der Kurssturz von 1987. Auch im Jahr 2018 brachen die Aktienmärkte im Oktober ein.
Allerdings zeigt ein Blick auf die Gesamtstatistik, dass der Oktober in der Historie nicht der schlechteste Monat für die Aktienmärkte war. Für dieses marktpsychologische Phänomen gibt es einen Ausdruck: den sogenannten Oktober-Effekt.
Laut Definition beschreibt dieser die „wahrgenommene Marktanomalie, wonach die Aktienkurse im Oktober tendenziell sinken“. Man beachte: Wahrnehmung, nicht Realität. In der Definition heißt es weiter: „Der Oktober-Effekt wird hauptsächlich als psychologische Erwartung und weniger als tatsächliches Phänomen betrachtet, da die meisten Statistiken die Theorie widerlegen.“
Da aktuell viele Themen für Verunsicherung sorgen, scheinen viele Anleger in Bezug auf diesen Oktober nervös zu sein. Obwohl die Aktienkurse gerade leicht gestiegen sind, fürchten die Kunden hinter jeder Ecke den Auslöser für den nächsten Kurssturz. Ist die Sorge berechtigt? Fünf Themen, die Anlegern im Oktober möglicherweise Angst machen:
Erstens: Chinas Wirtschaft befindet sich noch im Zielkorridor
Chinas Wirtschaft ist im dritten Quartal 2019 mit einer annualisierten Rate von 6 Prozent gewachsen, nach 6,2 Prozent im zweiten Quartal. So schwach war das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in der Volksrepublik zuletzt vor mehr als zwei Jahrzehnten. Für die Märkte stellt dies einen erheblichen Sorgenfaktor dar. Denn ein Abschwung in China drückt für gewöhnlich auch auf das Wachstum in Europa und kann sich außerdem auch weltweit auswirken.
Obwohl diese Daten bei Investoren für Nervosität sorgen könnten, dürften Ängste schnell wieder verfliegen: Ein BIP-Wachstum von 6 Prozent ist immer noch beachtlich. Zudem liegt es noch innerhalb des Zielskorridors, den China für 2019 festgelegt hat. Einige BIP-Wachstumsprognosen für das vierte Quartal sind zwar auf annualisierte 5,9 Prozent heruntergeschraubt worden. Dennoch wird Peking voraussichtlich alles dafür tun, das 6-Prozent-Ziel im vierten Quartal zu erreichen.
Zweitens: Der US-chinesische Handelskonflikt dürfte andauern
Die USA und China haben recht unterschiedliche Vorstellungen davon, welche Ziele die Beratungen über eine Handelsvereinbarung erreichen sollen. Das könnte ein Scheitern der Verhandlungen wahrscheinlicher machen. Wie das Hin und Her in den Gesprächen die Märkte bislang bewegt hat, wissen wir zur Genüge. Allerdings besteht die Hoffnung, dass die Anleger nicht zu stark auf solche Meldungen reagieren werden. Kurzfristig wird es vermutlich noch mehr Auf- und Abbewegungen geben, jedoch keine schnelle, endgültige Einigung.
Drittens: USA melden schwache Konjunkturdaten
Im Oktober wurden in den USA eine Reihe enttäuschender Wirtschaftsdaten veröffentlicht. Die Einzelhandelsumsätze sind im September um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken, nachdem Analysten mit einem Anstieg um 0,3 Prozent gerechnet haben. Auch die Industrieproduktion im September fiel mit einem Rückgang um 0,4 Prozent schwächer als erwartet aus.
Der US-Arbeitsmarkt stimmt Wirtschafts-Experten zwar weiterhin optimistisch. Allerdings würden viele Verbraucher in den Vereinigten Staaten einen Konjunkturabschwung deutlich zu spüren bekommen, weil sie keine ausreichenden Ersparnisse haben. So hätten einer aktuellen Umfrage zufolge 60 Prozent aller Amerikaner nicht genug Geld für eine unerwartete Ausgabe von 1.000 US-Dollar, zum Beispiel für eine notärztliche Behandlung oder eine Autoreparatur.
Dennoch dürften die US-Wirtschaftsdaten kurzfristig robust bleiben, sodass die Finanzmärkte auf etwaige negative Daten positiv reagieren könnten: Negative Konjunkturdaten würden eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik der US-amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) wahrscheinlicher machen.
Viertens: Fed tagt Ende Oktober
Im Oktober 2018 waren die restriktiven Anmerkungen des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell der Auslöser für die Kursverluste an den Finanzmärkten. Ein unpopulärer Zinsentscheid – oder auch nur restriktive Äußerungen des Fed-Chefs – könnte demnach ausreichen, um einen erneuten Ausverkauf im Oktober 2019 anzustoßen. Da die Fed auf ihrer Pressekonferenz Ende Oktober sehr sorgfältig auf ihre Wortwahl achten dürfte, um Schlimmeres zu verhindern, scheint ein solches Szenario eher unwahrscheinlich.
Fünftens: Finanzmärkte dürften geopolitischen Entwicklungen trotzen
Politische Turbulenzen in vielen Teilen der Welt, etwa die anhaltenden Brexit-Verhandlungen zwischen London und Brüssel und die Proteste in Hongkong, könnten bei Investoren für Nervosität sorgen. Die Märkte sind jedoch vermutlich schon relativ abgehärtet gegenüber den meisten geopolitischen Turbulenzen: Solange uns eine extrem ungewöhnliche Entwicklung erspart bleibt, dürften diese Ereignisse kaum oder gar keine Auswirkungen auf die Aktienmärkte haben.
Fazit: Alles nur ein Spuk?
Dass einige Investoren zum Ende des Monats Oktober etwas ängstlich sind, ist verständlich. Zum aktuellen Zeitpunkt ist es jedoch eher unwahrscheinlich, dass die Beklemmung in einen echten Ausverkauf münden wird. Am furchteinflößendsten dürften an diesem Halloween die Gruselhäuser und Horrorfilme sein – nicht die Entwicklung am Aktienmarkt.