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in Stolls FondseckeLesedauer: 10 Minuten

Stolls Fonds der Woche Vom Comeback der Old Economy profitieren

Redakteur Sven Stoll
Redakteur Sven Stoll: Klassische Industrien, die materielle und greifbare Güter herstellen sind wieder gefragt. | Foto: Fotomontage von Jessica Hunold mit Canva

Die strikte Kurswende der Notenbanken und die Abkehr vom superbilligen Geld löste an den Finanzmärkten ein Börsenbeben aus. Erwischt hat es vor allem Technologiewerte, deren Kurse auch in diesen Herbsttagen wie trockene Blätter vom Börsenhimmel fallen. So verlieren die Papiere des Elektroautobauers Tesla nach enttäuschenden Zahlen auf Monatssicht ein Viertel an Wert.

Die Stimmung für spekulative Geldanlagen gleicht einem Sturm. Ein Hauptgrund für das Schlechtwetter ist der Dreh an der Zinsschraube. Liegen die Zinsen bei null oder darunter, kann man für Wachstumsunternehmen sehr hohe Bewertungen rechtfertigen. Doch steigen die Zinsen, wird es für Firmen, die von Fremdkapital abhängig sind, schwierig, ihr Wachstum auf Pump weiter zu finanzieren. Das betrifft insbesondere aufstrebende Internet- und IT-Werte, die nun einmal mehr vor den Trümmern ihrer Visionen stehen. Wer als Anleger erst im Herbst 2021 auf den längst losgefahrenen Technologiezug aufsprang, blickt nun auf horrende Verluste.

Und das waren wohl nicht Wenige!

So ist der durchschnittliche Anleger bei Cathie Woods Flaggschiff, dem Ark-Innovation ETF, gemäß den Fondszuflüssen mit einem Preis von rund 90 US-Dollar eingestiegen. Heute notiert der Ark-ETF bei 36 US-Dollar, weiß Peter Frech, Fondsmanager bei Quantex. Cathie Wood investiert mit Vorliebe in wachstumsstarke, dynamische Titel wie Zoom Video oder Roku. „Da die Nachrichten noch deutlich schlimmer werden können, empfiehlt es sich, im Zweifelsfall lieber jetzt etwas Risiko abzubauen. Praktischerweise kann man dies auch tun, indem man sich vor allem von hochriskanten und spekulativen Aktien und Themenfonds trennt. Diese sind ohnehin fast immer ein schlechtes Investment“, meint Frech.

Schmerzhafte Erinnerungen an die Dotcom-Blase

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Wie stark die Luft aus den Kursen entwichen ist, lässt sich auch an der Entwicklung vieler in Deutschland zugelassener Wachstumsfonds ablesen. So verloren Fonds wie der von Frank Thelen mit viel Medien-Tam-Tam aufgelegte 10XDNA Disruptive Opportunities oder ehemalige Highflyer wie der Echiquier World Next Leaders und der Morgan Stanley Global Endurance auf Jahressicht bis zu 60 Prozent an Wert.

Die Strategen setzen allerdings trotz der eingeläuteten Zinswende weiterhin unbeirrt auf die vermeintlichen Zukunftswerte. Das erinnert stark an die Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende. Seinerzeit überflügelten die Notierungen zahlreicher New-Economy-Highflyer, denen angeblich die Zukunft gehörte, die Langweileraktien der Old Economy. Doch die Zukunftsträume vieler digitaler Geschäftsmodelle zerplatzten damals. Einige Geschäftsideen überlebten die Bereinigung zwar, andere wurden in etablierte Geschäftsmodelle intergiert und dort erfolgreich weiter ausgebaut. Vor allem aber blieben die Hoffnungen vieler enttäuschter Kleinanleger, die seitdem keine Aktien mehr anfassen.

Comeback der Old Economy: Alte Werte, neuer Glanz!

Mit diesen Erfahrungen im Hinterkopf besinnen sich viele Investoren nach dem Ende der Nullzinspolitik heute deshalb wieder auf alte Weisheiten: Nämlich den Kauf von Aktien, deren Marktpreis einen wirtschaftlich begründeten Wert hat. In den Vordergrund von Anlageentscheidungen rücken damit wieder Kennziffern wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), Dividenden, Umsätze, Cashflows und Gewinnprognosen.

 

Die Trendwende dürfte noch eine ganze Weile anhalten. Denn Ökonomen sehen längerfristig höhere Inflationsraten. So sollen die Preise in Deutschland auch 2023 im Schnitt um 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigen. Und selbst 2026 erwarten die Experten eine erhöhte Rate um 3,2 Prozent. Für Wachstumswerte sind das keine guten Nachrichten, denn die leiden besonders unter der Verteuerung des Geldes. Viel besser sind deshalb die Aussichten für alte Industrien, Energiewerte oder Konsumgütererzeuger.

„Mit Blick auf die Zeit nach der Finanzkrise lässt sich feststellen, dass die Geschäftsmodelle der Old Economy sträflich übergangen wurden“, meint Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege von Fidelity. „Es fehlt heute nicht nur an Energie. Die Autoindustrie beklagt etwa einen Mangel an Aluminium, die Hersteller von Stahl brauchen mehr Magnesium und die Elektrobranche leidet unter Kupferknappheit. Investitionen gingen zurück und führten zu einer Überalterung der Infrastruktur“, gibt er zu bedenken.

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