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Allianz-Chef Bäte sorgt mit Karenztag-Forderung für Aufregung
Diese Forderung von Oliver Bäte sorgt für Aufsehen unter deutschen Arbeitnehmern: Der Vorstandsvorsitzende der Allianz plädiert für die Wiedereinführung des Karenztags in Deutschland – eine Regelung, bei der Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen müssen.
„Deutschland ist mittlerweile Weltmeister bei den Krankmeldungen“, kritisierte Bäte im Handelsblatt-Interview. „Ich schlage vor, den Karenztag wieder einzuführen. Damit würden die Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen.“
Deutsche Arbeitnehmer seien im Durchschnitt 20 Tage pro Jahr krankgemeldet – mehr als doppelt so viel wie der EU-Durchschnitt von acht Tagen, führte Bäte aus.
Hohe Krankheitskosten für die Wirtschaft
Die wirtschaftlichen Folgen des hohen Krankenstands seien laut Bäte erheblich:
- Arbeitgeber zahlen jährlich 77 Milliarden Euro an Gehältern für kranke Mitarbeiter.
- Zusätzlich fallen 19 Milliarden Euro Krankenkassenkosten an.
- Mit insgesamt sechs Prozent der Sozialausgaben liegt Deutschland deutlich über dem EU-Durchschnitt von 3,5 Prozent.
- Eine Angleichung an das EU-Niveau würde laut Bäte Einsparungen von 40 Milliarden Euro ermöglichen.
Bäte ist nicht der einzige Top-Manager, der Handlungsbedarf sieht. Auch Mercedes-Boss Ola Källenius hatte auf die wirtschaftlichen Folgen hingewiesen: „Der hohe Krankenstand in Deutschland ist ein Problem für die Unternehmen“, sagte er im November 2024 dem Spiegel.
Wie funktioniert ein Karenztag?
Der Karenztag bezeichnet den ersten Tag einer Krankschreibung, für den der Arbeitgeber keine Lohnfortzahlung leisten muss. Im Detail bedeutet das:
- Der erkrankte Arbeitnehmer erhält für den ersten Krankheitstag kein Gehalt.
- Die Lohnfortzahlung beginnt erst ab dem zweiten Krankheitstag.
- Bei längerer Krankheit gilt die Karenzregelung nur für den ersten Tag.
- In Ländern mit Karenztag-System ist häufig auch die Krankenkasse von der Zahlungspflicht für diesen Tag befreit.
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In Schweden beispielsweise müssen Arbeitnehmer am ersten Krankheitstag einen Abzug von 100 Prozent ihres Tagesgehalts hinnehmen. Ab dem zweiten bis 14. Tag zahlt der Arbeitgeber 80 Prozent des Gehalts.
Pro und Contra Karenztag
Der Karenztag wurde in Deutschland in den 1970er Jahren abgeschafft, ist aber in mehreren europäischen Ländern wie Schweden, Spanien und Griechenland nach wie vor gängig.
Was für einen Karenztag spricht:
- Reduzierung von Kurzzeitabwesenheiten
- Erhebliche Kosteneinsparungen für Arbeitgeber
- Entlastung des Sozialsystems
- Bewährte Praxis in anderen EU-Ländern
Die Nachteile eines Karenztags bei Krankheit:
- Soziale Härten vor allem für Geringverdiener
- Risiko des Präsentismus (Arbeiten trotz Krankheit)
- Gefahr verschleppter Krankheiten
- Zusätzliche finanzielle Belastung für Arbeitnehmer
Bäte beklagt mangelnde Leistungsbereitschaft
Bätes Vorstoß reiht sich in seine umfassendere Kritik am deutschen Sozialsystem ein. Erst im Oktober hatte der Allianz-Chef, der 2023 eine Gesamtvergütung von rund 6,4 Millionen Euro erhielt, die Arbeitseinstellung vieler Deutscher kritisiert. Er beklagte „einen Mangel an Fachkräften, die genug arbeiten können und vor allem motiviert sind, mehr zu arbeiten“.
Nun legte Bäte nach. In Ländern wie der Schweiz und Dänemark würden Menschen im Durchschnitt einen Monat länger pro Jahr arbeiten bei vergleichbarem Gehalt, sagte Bäte: „Wir müssen darüber sprechen, was wir uns in einer alternden Gesellschaft noch leisten können.“
Die Allianz gilt als beliebtester Arbeitgeber im deutschen Dienstleistungssektor.