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  • Ende der Magnificent 7: Was für eine Börsen-Rally spricht

Von in WirtschaftLesedauer: 5 Minuten
Donald Trump könnte im Fall einer erneuten Wahl zum US-Präsidenten den Börsen neuen Schwung verleihen
Donald Trump könnte im Fall einer erneuten Wahl zum US-Präsidenten den Börsen neuen Schwung verleihen | Foto: Imago Images / ZUMA Wire

An den Finanzmärkten steigt derzeit so ziemlich alles. Gold sowie zeitweise auch Bitcoin notieren auf Rekordniveau und der S&P 500 legt seit Ende Oktober wie am Schnürchen immer weiter zu. Und der Dax markiert einen Höchststand nach dem anderen. Gleichzeitig notieren amerikanische Staatsanleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit nur wenig tiefer als beim Rekordhoch Ende 2023.

Es ist schon ungewöhnlich, dass fast alle Asset-Klassen parallel an Wert gewinnen. Allerdings haben mit den neuen Höchstständen an der Wall Street auch die Fallhöhe und die Bewertungen der Aktien spürbar zugenommen. Da drängt sich die Frage auf, ob jetzt nicht der richtige Zeitpunkt gekommen ist, aufgelaufene Gewinne mitzunehmen.

Dafür könnte es allerdings noch zu früh sein. 

Denn noch ist das Umfeld für Aktien einfach zu positiv. Die erste Zinssenkung der amerikanischen Notenbank kommt zwar etwas später als ursprünglich erwartet, aber sie kommt – und zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der übernächsten Sitzung des Offenmarktausschusses am 12. Juni. Dafür sprechen auch die jüngsten Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell. Damit steuern die USA nicht nur auf ein Soft Landing, sondern auf ein Goldilocks-Szenario zu. 

Die US-Konjunktur zeigt sich nach wie vor robust. Eine Rezession ist nicht in Sicht. Schon seit Monaten übersteigt in den Vereinigten Staaten die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze die Prognosen der Volkswirte. Allein im Februar belief sich die Zahl der neuen Jobs auf 275.000 und übertraf damit deutlich die Erwartung von 198.000.

 

Wirtschaftswachstum und fallende Zinsen

Das bislang letzte Mal, dass weniger neue Stellen als prognostiziert entstanden, war im Oktober. Kurzum: der Arbeitsmarkt in den USA brummt. Es gibt aber nicht nur immer mehr Arbeitsplätze, sondern auch höhere Löhne. Die letzten Lohnerhöhungen lagen über der Inflation, wodurch die Menschen nicht nur nominal, sondern auch real mehr verdienen.

Zudem gibt es immer noch Rücklagen, die von den Coronahilfen stammen. Die amerikanischen Verbraucher verfügen somit über reichlich Mittel, um beherzt zu konsumieren, was bekanntermaßen gerade für die amerikanische Wirtschaft von hoher Bedeutung ist. Gleichzeitig stehen in diesem Jahr noch drei Senkungen der Leitzinsen im Raum.

Es gibt noch einen Grund, der für eine Fortsetzung der Rally am Aktienmarkt spricht. Der Anstieg des S&P 500 beruht nicht mehr hauptsächlich auf der guten Performance nur weniger Techkonzerne, also der Magnificent 7. Mittlerweile hat die Hausse an Breite gewonnen. Der S&P 500 Equal Weighted, der im Gegensatz zum üblichen S&P 500 die Unternehmen nicht nach deren Marktkapitalisierung, sondern alle gleich gewichtet, hat sich in den zurückliegenden Wochen ähnlich wie der amerikanische Standardwerte-Index entwickelt. Für einen zusätzlichen Schub bei den Unternehmensgewinnen dürfte der zunehmende Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) sorgen.

Donald Trump ist kein Schreckgespenst für die Börsen 

Es gibt jedoch auch Szenarien, die die Rally beenden könnten. Dafür kommen unter anderem Eskalationen der geopolitischen Konflikte infrage. Allerdings dürften – auch wenn das zynisch klingen mag – die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen eingepreist sein. Das gilt wahrscheinlich auch für die Spannungen zwischen China und Taiwan.

 

Auch von der US-Präsidentschaftswahl ist aus Sicht der Börsianer kaum eine böse Überraschung zu erwarten. Die Wall Street hat sich in der ersten Amtsperiode von Donald Trump ausgesprochen positiv entwickelt, auch wegen dessen damaligen Steuersenkungen. Jetzt will Trump erneut die Abgabenlast reduzieren. So unbeliebt wie der Immobilientycoon in Deutschland auch sein mag, die amerikanischen Anleger scheinen ihn zu mögen. Auch während der bisherigen Amtszeit von Joe Biden verlief die Entwicklung an den Aktienmärkten erheblich positiv.

Das vielleicht größte Risiko für die gute Stimmung an der Wall Street besteht in der immer weiter steigenden Staatsverschuldung der USA, die mittlerweile auf italienische Verhältnisse zusteuert. Das könnte Präsident Joe Biden bei einer Wiederwahl zu Steuererhöhungen veranlassen. Bei einer Wahl Trumps wären eher Ausgabenkürzungen zu erwarten, vor allem bei der Militärhilfe für die Ukraine und bei den Subventionen für grüne Industrien. Allerdings ist es den USA trotz aller Unkenrufe bisher immer gelungen, die steigende Staatsverschuldung zu finanzieren.

Die Rally könnte allerdings auch ohne negative Nachrichten an Schwung verlieren. Die Anleger könnten nach dem Motto sell on good news die Gewinne mitnehmen, sobald Zinssenkungen erfolgen. Auch wenn das Umfeld für die Aktienmärkte derzeit stimmt, gibt es wie immer an der Börse keine Einbahnstraße.

Abschließend sei angemerkt, dass hier keine Anlageberatung erfolgt und es sich bei den erwähnten Unternehmen nicht um eine Kaufempfehlung handelt.

Über den Autor: 

Oliver Zastrow
Oliver Zastrow. © Qcoon Gruppe

Oliver Zastrow arbeitet als Geschäftsführer bei der Qcoon Gruppe in Hamburg. Davor war er bei der Hamburger Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co. und der UBS Europe tätig.

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