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Olivier Paquier: Warum der Spätstart bei Axa IM ein Vorteil sein könnte

Als Nachzügler im ETF-Geschäft geht Axa Investment Managers einen anderen Weg als viele Mitbewerber: Der Vermögensverwalter setzt auf hochspezialisierte Produkte. Im Interview erklärt Olivier Paquier, Global Head of ETF Sales, wie Axa IM mit innovativen ESG-Ansätzen, aktiv gemanagten und Fixed-Income-ETFs und der Expertise eines Versicherungskonzerns im Rücken den hartumkämpften Markt aufmischen will. Kann diese Strategie den etablierten Giganten Marktanteile abjagen?
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Als Nachzügler im ETF-Geschäft geht Axa Investment Managers einen anderen Weg als viele Mitbewerber: Der Vermögensverwalter setzt auf hochspezialisierte Produkte. Im Interview erklärt Olivier Paquier, Global Head of ETF Sales, wie Axa IM mit innovativen ESG-Ansätzen, aktiv gemanagten und Fixed-Income-ETFs und der Expertise eines Versicherungskonzerns im Rücken den hartumkämpften Markt aufmischen will. Kann diese Strategie den etablierten Giganten Marktanteile abjagen?
DAS INVESTMENT: Herr Paquier, Sie blicken auf 20 Jahre Erfahrung im ETF-Markt zurück. Wie hat sich die Landschaft in dieser Zeit verändert?
Olivier Paquier: Vor zwei Jahrzehnten war die Welt der ETFs noch relativ überschaubar. In Regionen wie Lateinamerika oder Asien dominierten die US-ETFs lange Zeit aufgrund ihrer hohen Liquidität. Aber das Blatt hat sich gewendet.
Inwiefern?
Paquier: Die Ucits-ETFs haben in den letzten Jahren enorm aufgeholt. Die verbesserte Transparenz und Liquidität macht sie zunehmend attraktiv für Investoren weltweit und nicht nur in Europa. Ich war gerade erst auf Geschäftsreisen in Lateinamerika und Asien, und der Trend ist unübersehbar: Ucits-ETFs gewinnen massiv an Boden.
Welche spezifischen Trends beobachten Sie im europäischen ETF-Sektor?
Paquier: In Europa kristallisieren sich drei Trends heraus. Erstens: ESG. Das Thema hat in den letzten Jahren eine unglaubliche Dynamik entwickelt, getrieben durch regulatorische Anforderungen und eine steigende Nachfrage im Wealth-Management-Bereich. Zweitens: Fixed Income. Hier sehen wir einen klaren Aufholbedarf. Aktuell machen Fixed Income-ETFs nur etwa 20 Prozent des Marktes aus, was in keinem Verhältnis zu typischen Portfolioallokationen steht. Und drittens: aktiv gemanagte ETFs. Das ist ein relativ neuer, aber sehr vielversprechender Trend.
Können Sie das mit Zahlen untermauern?
Paquier: Wenn wir den gesamten Ucits-ETF-Markt betrachten, sehen wir folgende Verteilung: 75 Prozent sind passive Aktien-ETFs, 20 Prozent Fixed Income und die restlichen 4-5 Prozent verteilen sich auf Krypto, Rohstoffe und andere Produkte. Aktiv gemanagte ETFs machen zwar erst 2 Prozent des Marktes aus, vereinen aber bereits 5 Prozent der Zuflüsse in 2024 auf sich. Das zeigt das enorme Potenzial in diesem Bereich.
AXA IM kam relativ spät zur ETF-Party. Wie wollen Sie zu den etablierten Anbietern aufschließen?
Paquier: Sie haben Recht, wir sind spät dran. Aber wissen Sie was? Manchmal hat es Vorteile, nicht der Erste zu sein. Wir können aus den Erfahrungen anderer lernen und gezielt Bereiche besetzen, die bisher unterrepräsentiert wurden.
Wie sieht Ihre Strategie konkret aus?
Paquier: Wir verfolgen im Wesentlichen zwei Hauptansätze. Zum einen wollen wir den Zugang zu ESG-Investments durch ETFs vereinfachen. Die ESG-Landschaft ist komplex und für viele Anleger schwer zu durchschauen, für ein „modernes“ Portfolio muss man sie aber verstehen. Von einfachen ESG-Screenings über Paris-Aligned Benchmarks bis hin zu Impact Investing gibt es eine Vielzahl von Ansätzen. Unsere Aufgabe ist es, diese Konzepte für jeden Anleger zugänglich und verständlich zu machen.
Und der zweite Ansatz?
Paquier: Wir setzen stark auf aktives Management im ETF-Format, insbesondere im Fixed-Income-Bereich. Das ist ein wachsender Bereich, der bisher kaum besetzt ist. Die meisten Anbieter konzentrieren sich bei aktiven ETFs auf Aktienstrategien. Wir gehen einen Schritt weiter und bringen unsere langjährige Expertise im Anleihenbereich ein.
Das klingt ambitioniert. Aber ist der Markt nicht schon gesättigt?
Paquier: Auf den ersten Blick könnte man das denken. Aber wir sehen noch viele ungenutzte Möglichkeiten. Nehmen Sie zum Beispiel unseren aktiv gemanagten US-High-Yield-ETF. Es ist wahrscheinlich der aktivste ETF in diesem Bereich, wird aber zu Kosten angeboten, die mit passiven ETFs vergleichbar sind. So können wir Kunden das Beste aus beiden Welten bieten: aktives Management mit den Vorteilen eines ETFs (Transparenz, Liquidität und Kosteneffizienz). Oder um in Ihrem Bild zu bleiben: Ja, wir kommen spät zur Party. Aber wir bringen ein paar richtig gute Flaschen mit.
ESG scheint ein Kernfokus Ihrer ETF-Strategie zu sein. Gleichzeitig hört man von einer gewissen „ESG-Müdigkeit“ bei Anlegern. Wie stehen Sie dazu?
Paquier: Ich bin mir der ESG-Müdigkeit in Teilen des Marktes durchaus bewusst. Und ich kann verstehen, warum manche Investoren skeptisch sind. Aber wir müssen die Realität anerkennen: Der Klimawandel ist eine Tatsache, und immer mehr Anleger wollen darauf reagieren. ETFs sind ein effektiver Weg, um sehr konkret zur Dekarbonisierung der Wirtschaft beizutragen.
Wie genau soll das funktionieren?
Paquier: Nehmen wir als Beispiel die Paris-Aligned-Benchmarks. Diese zielen auf eine jährliche CO2-Reduktion von 7 Prozent ab. Das ist ein klarer, messbarer Beitrag zum Klimaschutz. Aber wir gehen noch einen Schritt weiter: In Kombination mit aktivem Management können wir nicht nur Überrenditen erzielen , sondern auch die Dekarbonisierung vorantreiben. So schaffen wir einen doppelten Mehrwert für unsere Kunden.
Aber richten sich diese Produkte nicht hauptsächlich an professionelle Investoren?
Paquier: Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Tatsächlich richten sich unsere Produkte an alle Anlegergruppen. Das ist ja gerade der Charme von ETFs – vom Kleinanleger bis zum größten Pensionsfonds können alle das gleiche Produkt zu den gleichen Konditionen erwerben. So demokratisieren ETFs komplexe Anlagekonzepte und machen sie für jeden zugänglich.
Aber wie unterscheidet sich Axa IM konkret von anderen Asset Managern im ETF-Bereich?
Paquier: Erstens sind wir seit langem Experten im Fixed Income-Bereich. Diese Expertise fließt nun in unsere ETF-Strategien ein. Zweitens – und das ist vielleicht noch wichtiger – sind wir eine Tochter eines Versicherungskonzerns. Das mag auf den ersten Blick nicht spektakulär klingen, hat aber weitreichende positive Konsequenzen.
Inwiefern?
Paquier: Unser Risikoprofil unterscheidet sich grundlegend von dem einer Bank. Als Tochter eines Versicherers haben wir einen anderen Blick auf Risiken und langfristige Investitionen. Das spiegelt sich in unseren Produkten wider und gibt uns die Möglichkeit, Strategien zu entwickeln, die vielleicht nicht sofort den höchsten Gewinn versprechen, aber langfristig stabil und nachhaltig sind.
Lassen Sie uns konkreter werden. Als Global Head of ETF Sales bei AXA IM – welche Ziele haben Sie sich für die nächsten 12 bis 18 Monate gesetzt?
Paquier: Unser Fokus liegt klar auf Wachstum und Expansion. Deutschland ist für uns ein Schlüsselmarkt, aber wir denken global. Wir haben erst vor 18 Monaten angefangen und haben jetzt schon 10 ETFs mit 2,6 Milliarden Euro unter Management. Das ist ein beachtlicher Start, aber wir wollen mehr.
Wie viel mehr?
Paquier: Unser Ziel ist es, in die Top 10 der Ucits-ETF-Anbieter nach verwaltetem Vermögen aufzusteigen. Das mag ambitioniert klingen, aber ich bin überzeugt, dass wir das Potenzial dazu haben. Wir setzen dabei auf eine Kombination aus innovativen Produkten, exzellentem Kundenservice und gezielter Expansion in Schlüsselmärkte.
Wie wollen Sie diese konkret umsetzen, gerade angesichts der starken Konkurrenz?
Paquier: Wir setzen auf eine klare Differenzierungsstrategie. Statt einfach bestehende Produkte zu kopieren, konzentrieren wir uns auf Bereiche, in denen wir einen echten Mehrwert bieten können. Nehmen Sie zum Beispiel unseren Nasdaq-100-ETF. Wir haben ihn als kostengünstigsten Ucits-ETF in diesem Segment auf den Markt gebracht, mit dem besten Tracking Error im laufenden Jahr. Das zeigt, dass wir auch im passiven Bereich Spitzenleistungen erbringen können.
Aber reicht Kostenführerschaft aus, um sich langfristig zu behaupten?
Paquier: Natürlich nicht. Das ist nur ein Baustein unserer Strategie. Wie bereits erwähnt, setzen wir stark auf aktive ETFs und ESG-Lösungen. Hier sehen wir enormes Potenzial, gerade im Fixed Income-Bereich. Viele Anleger suchen nach Möglichkeiten, aktives Management mit der Effizienz von ETFs zu kombinieren. Genau hier setzen wir an.
Sie erwähnten vorhin die Bedeutung des deutschen Marktes. Was macht Deutschland so attraktiv für Axa IM?
Paquier: Deutschland ist einer der größten und vielfältigsten ETF-Märkte in Europa. Wir sehen hier eine breite Palette von ETF-Investoren – vom Privatanleger über Vermögensverwalter bis hin zu großen institutionellen Kunden. Diese Vielfalt bietet uns enorme Möglichkeiten, aber sie erfordert auch eine sorgfältige Segmentierung und maßgeschneiderte Ansätze.
Wie gehen Sie mit dieser Herausforderung um?
Paquier: Wir haben ein dediziertes Team für den deutschen Markt aufgebaut, das die lokalen Besonderheiten und Bedürfnisse genau kennt. Zudem arbeiten wir eng mit Vertriebspartnern zusammen, um unsere Produkte optimal zu platzieren. Unser Ziel ist es, für jedes Kundensegment die passende Lösung zu bieten – sei es ein kostengünstiger Core-ETF für Privatanleger oder eine aktive ESG-Strategie für institutionelle Investoren.
Sie sind viel in der Welt unterwegs. Was war der ungewöhnlichste Ort, an dem Sie je ein Geschäftstreffen hatten?
Paquier: Oh, da fällt mir sofort ein Erlebnis ein! In meinen frühen 20ern, als ich gerade in die Branche eingestiegen war, wurde ich kurzfristig zu einer Veranstaltung nach Singapur geschickt. Ich dachte, es wäre ein kleines Event mit vielleicht 100 Leuten. Als ich auf die Bühne trat, stellte ich fest, dass ich vor 5000 bis 6000 Menschen in einem riesigen Auditorium sprechen sollte!
Das war sicherlich ein Schock.
Paquier: Absolut! Ich spürte förmlich, wie die Panik in mir aufstieg. Aber wissen Sie was? Es war eine unglaublich wertvolle Erfahrung. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich an meinen Präsentationsfähigkeiten arbeiten musste. Heute frage ich immer vorher nach der Zusammensetzung und Größe des Publikums – man lernt nie aus in diesem Job!



