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Online-Finanzanlagenvermittler „Digitale Tools machen die Finanzvermittlung persönlicher“

Video-Chat: Die Digitalisierung soll Vermittlern im Finanzvertrieb mehr Zeit schaffen um ihre Kunden zu beraten und neue Zielgruppen zu erschließen.
Video-Chat: Die Digitalisierung soll Vermittlern im Finanzvertrieb mehr Zeit schaffen um ihre Kunden zu beraten und neue Zielgruppen zu erschließen. | Foto: Foto von Anna Shvets von Pexels
Jamal El Mallouki, Crowddesk

Digitale Finanzanlagenvermittlung und persönliche Beratung: was zunächst wie ein Gegensatz klingt, passt hervorragend zusammen. Durch den digitalen Vertrieb von Anlageprodukten rücken Berater und Kunden näher zusammen. Wieso? Statt sich wie bisher mit langwierigen administrativen Aufgaben zu befassen, erhalten Berater durch die Digitalisierung des Finanzvertriebs mehr Zeit für den persönlichen Kontakt. Die Kundenberatung wird ausgebaut, während digitale Prozesse Verwaltungsaufgaben übernehmen.

Erhebliche Zeiteinsparung durch effizientere Prozesse ist einer der wesentlichen Gründe für einen konsequenten digitalen Wandel des Finanzvertriebs. Diese Vorteile ergeben sich, weil Berater keine Zeit mehr mit Fahrten zum und vom Kunden verlieren. Ebenfalls entfällt, dass Zeichnungsscheine händisch ins System übertragen werden müssen. Dieser Prozessschritt der manuellen Übertragung ins Kunden- und Vertriebsmanagementsystem ist erfahrungsgemäß eine häufige Fehlerquelle.

Vermittlung effizienter gestalten

Die Anwendung eines digitalen Vertriebskanals bringt noch weitere Vorteile mit sich: Statt auf Zeichnungsscheine zu warten, die per Post versendet werden, sind Finanzanlagenvermittler dank einer digitalen Zeichnungsstrecke unabhängig von Ort und Zeit. Auch werden potenzielle Fehler wie etwa falsche Zeichnungsscheine, ausstehende Kopien und Unterschriften minimiert und es entfällt das Risiko, dass diese Scheine verloren gehen. Das hat den einfachen Grund, dass der Investor im digitalen Zeichnungsschein keine unvollständigen Angaben machen kann. Seine Daten werden mit der Eingabe plausibilisiert, erst dann gelangt er zum nächsten Schritt.

Digitalisierung heißt für den Finanzvertrieb also weniger Papierkram und Zeitaufwand sowie keine umständlichen Wege. Viele Berater sind dennoch zurückhaltend und stellen sich die Frage, ob die Digitalisierung nicht zu mehr Anonymität in der Kundenberatung führt.

Neue Zielgruppen erschließen

Die Befürchtung, dass ein digitaler Finanzvertrieb zu einem anonymeren Verhältnis zwischen Kunde und Berater führen könnte, erfüllt sich in der Praxis nicht. Weil Berater weniger mit administrativen Aufgaben beschäftigt sind, können sie nicht nur die Investoren an sich binden, die ohnehin eigenständig eine digitale Kapitalanlage zeichnen. Sie haben im Gegenteil sogar mehr Zeit für beratungsintensive Kunden. Letzteres ist gerade mit Blick auf die zunehmende Regulierung – etwa steigt mit der ab August 2020 geltenden neuen Finanzanlagenvermittlungsverordnung der Verwaltungsaufwand – besonders wichtig. Die digitale Zeichnungsstrecke vereinfacht genau diese administrativen Schritte für die Vermittler, wodurch sie mehr Zeit für den individuellen Beratungskontakt haben.

Einen intensiveren Austausch mit seinen Kunden durch digitale Vertriebsinstrumente bestätigt auch Dieter Kern. Er ist nach Paragraf 34f Gewerbeordnung zertifizierter Finanzanlagenvermittler und seit mehr als 30 Jahren in der Branche tätig. Für ihn hat sich durch die digitale Finanzvermittlung die Qualität in Beratung und Vermittlung wesentlich verbessert. Er spart sich nicht nur mit der digitalen Dokumentenverwaltung viel Zeit, sondern auch, weil regulatorische Veränderungen automatisch im System hinterlegt sind. Somit ist eine rechtssichere Vermittlung gewährleistet. Die gewonnene Zeit nutzt Kern, um die Kundenberatung zu intensivieren und ein langfristiges Vertrauensverhältnis aufzubauen.

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Videoberatung stellt Alternative dar

Dieses Verhältnis ist die Basis für eine nachhaltige Beziehung zwischen Berater und Investor – und sollte deshalb auch möglichst unabhängig von äußeren Einflüssen sein. Schließlich zeigt die aktuelle Corona-Krise, wie schnell analoge Prozesse ins Stocken oder gar zum Erliegen kommen können. Finanzvertriebe, die bisher fast ausschließlich analog arbeiten, wissen um die akuten Herausforderungen und der fehlende direkte Kontakt zum Kunden macht sich für sie bemerkbar. Der ortsabhängige Vertrieb leidet derzeit besonders stark unter den Kontaktsperren, die im Rahmen der Corona-Pandemie gelten.

Die Videoberatung stellt eine Alternative dar, die sich in den meisten Fällen unkompliziert und schnell umsetzen lässt. Was jedoch trotzdem fehlt, ist eine digitale Zeichnungsstrecke. Nach der Online-Beratung erfolgt wieder der klassische Versand per Post. Eine solche Lösung ist daher kein wesentlicher Fortschritt. Mehr Beratungszeit und Rechtssicherheit ist damit für Berater nicht gewonnen. Und auch Kunden bleibt der umständliche analoge Weg nicht vollends erspart. Schließlich sorgt ein digitaler Finanzvertrieb für intuitivere Vermittlungsprozesse. Sprich, für den Kunden wird es einfacher zu investieren, da er Schritt für Schritt durch den Investitionsprozess geführt wird.

Finanzvertrieb krisensicher gemacht

Eine vollständig digitale Zeichnungsstrecke erweist sich als deutlich smarter als sein analoges Gegenstück. Sie ist krisenresistenter und somit unverzichtbar, wenn Berater ihr Geschäftsmodell zukunftssicher und unabhängig von externen Einflüssen machen wollen. Auch stellt das Fehlen von technischen Vorkenntnissen kein Hindernis dar. Wer sich für einen Premium-Anbieter entscheidet, entscheidet sich auch für einen unkomplizierten Prozess und damit für eine technologische Lösung, die sich einfach ins eigene System integrieren lässt.

Finanzberater und Maklerpools, die den Schritt in die Digitalisierung wagen, können damit nur gewinnen: eine bessere Beziehung zu ihren Kunden und die Möglichkeit ihr Umsatzpotenzial voll auszuschöpfen. In der Praxis ist der digitale Finanzvertrieb längst angekommen. So haben Crowdinvesting-Plattformen in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich online Kapital vermittelt – und das in einem Umfang von mehr als einer Milliarde Euro.


Über den Autor:

Jamal El Mallouki ist Geschäftsführer und Ansprechpartner in Marketing-, Produkt- und Rechtsfragen des Frankfurter Crowdinvesting-Fintechs Crowddesk. Neben LeihDeinerStadtGeld.de gründete er mit Johannes Laub auch LeihDeinerUmweltGeld.de, einen der ersten Anbieter für Schwarmfinanzierungen im Bereich der erneuerbaren Energien. El Mallouki seit 2015 Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Crowdfunding, wo er die Interessen der Crowdfunding-Branche bundesweit und international vertritt.

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