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Online leben in China Nicht ohne mein Smartphone

An seinen halbjährigen China-Aufenthalt 1997 erinnert sich Jonathan Tseng noch sehr gut: „Damals gab es dort kein Internet. Die meisten Haushalte hatten nicht einmal Telefon. Meine einzige Quelle für auswärtige Nachrichten war der Radiosender BBC über Kurzwelle. Aus technologischer Sicht war China tot.“ Tseng arbeitet heute als Research-Analyst für Fidelity in London, und als Tech-Fan interessiert ihn der chinesische Markt wie kaum ein anderer. „Die Situation hat sich komplett gedreht. Die junge Generation lebt ihr Leben quasi online und das deutlich ausgeprägter als ihre Zeitgenossen in jeder anderen Nation auf der Welt“, beobachtet Tseng.

Sherry Qin, Analystin bei Fidelity International

Mehr als zwei Stunden für den Alleskönner WeChat

Wie sich ein solches „Online-Leben“ abspielt, erklärt Tsengs junge Kollegin Sherry Qin. Sherry trägt eigentlich den chinesischen Namen Xiaoxi und hat nach ihrem Master-Studium in Shanghai 2015 als Analystin bei Fidelity in der chinesischen Metropole angeheuert. „Wenn ich morgens aufwache, checke ich erst einmal auf WeChat meine Nachrichten sowie das aktuelle News-Geschehen“, so Qin. In der Woche bestellt sie gern über einen Online-Lieferservice ihr Mittagessen ins Büro. Am Wochenende trifft sie sich mit Freunden zum Essen. Sowohl die Restaurantsuche als auch die Tischbestellung erfolgen übers Smartphone – und die Bezahlung danach ebenfalls. Wenn sie keine Lust hat, über die Mobike-App ein Rad zu leihen, bestellt sie über Didi eine Mitfahrgelegenheit im Auto. Auch ihre Einkäufe inklusive Bezahlung erledigt sie über ihr Smartphone. Abends im Fitnessstudio hört sie nicht nur über ihr mobiles Gerät Musik, sondern lässt gleichzeitig über WeChat die Fitnessdaten auswerten. „Ohne dass es mir bewusst war, habe ich an einem Tag WeChat 15-mal geöffnet und insgesamt 2,2 Stunden auf der Plattform verbracht“, stellt Qin fest.

WeChat zählt in China zu den wichtigsten Portalen. 2011 startete der heutige Internetriese Tencent WeChat als eine Art Kopie des westlichen Messenger-Dienstes WhatsApp, der seit 2014 zu Facebook gehört. Mittlerweile hat sich WeChat weiterentwickelt zu einer App für praktisch alles. „In der App sind 580.000 Miniprogramme von Drittanbietern installiert, mit denen Anwender alles tun können, was im Internet möglich ist“, sagt Qin. Rund eine Milliarde Nutzer hat der Dienst bereits.

Auch wenn WeChat eine Menge bietet, gibt es weitere beliebte Online-Dienste. Zum Beispiel Baidu, Chinas Antwort auf Google, das seit Jahren in der Volksrepublik gesperrt ist. Baidu ist mittlerweile aber mehr als eine Suchmaschine. „Der Internetriese versorgt beispielsweise deutsche Automobilhersteller wie Daimler mit der Technik für selbstfahrende Autos und investiert stark in künstliche Intelligenz“, erläutert Qin.

 Junge Chinesen brauchen kein Bargeld

Neben Tencent und Baidu zählt Alibaba zu den drei Großen des Internets in China, die in der Investmentwelt auch gern als „BAT-Aktien“ zusammengefasst werden. Wenn es um Onlineshopping geht, ist Alibaba für viele Chinesen erste Anlaufstelle. Über die drei Plattformen Alibaba, Ali-Express und Taobao bedient das Unternehmen den B2B, B2C und C2C-Bereich. Für viele Chinesen unverzichtbar ist zudem das Angebot der Alibaba-Tochter Ant Financial. Der mobile Bezahldienst Alipay ist ihr täglicher Begleiter, mit dem sie nicht nur im Internet, sondern so ziemlich überall mithilfe ihres Smartphones bezahlen können. Eine Alternative ist WeChat Pay. Im Gegensatz zu Deutschland hat sich in China das Bezahlen per Smartphone längst durchgesetzt, Auch Qin braucht zum Bezahlen weder Bargeld noch Kreditkarte, sondern nur ihr Smartphone.

Weniger bekannt als die BATs ist in Deutschland die Dienstleistungs-App Meituan Dianping, die seit dem vergangenen Jahr börsennotiert ist. „Wer in China Essen bestellt, ein Hotel sucht oder einen Reisegutschein ergattern will, bucht oft über Meituan Dianping“, so Qin. Mit Tencent hat das Unternehmen einen starken Investor im Rücken. „Der Internet-Gigant Alibaba hingegen hat den Großteil seiner früheren Anteile an Meituan verkauft und baut gerade mit Ele.me die Konkurrenz auf“, erklärt die Fidelity-Analystin.

Aber auch Meituan schläft nicht und hat sich das Bikesharing-Unternehmen Mobike gesichert, das nicht nur in China, sondern weltweit Fahrräder verleiht und auch den deutschen Markt bereits entdeckt hat. Wer lieber auf vier Rädern gefahren wird, bucht eine Mitfahrgelegenheit über Didi Chuxing. Der Ride-Share-Anbieter hat bereits 2016 Uber China übernommen. In Deutschland ist er, wenn überhaupt, über die Zusammenarbeit mit Volkswagen bekannt.

Hinweis: Die im Beitrag genannten Unternehmen dienen lediglich der Illustration des Themas und sind nicht als Anlageempfehlung gedacht. Ihre Nennung bedeutet nicht, dass sie als Position für unsere Portfolios in Frage kommen.

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