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Aktualisiert am 29.12.2023 - 00:54 Uhrin NewsLesedauer: 9 Minuten

Fonds der Woche Osteuropa lockt mit hohen Renditechancen

Ein lohnender Blick durchs Fernrohr
Ein lohnender Blick durchs Fernrohr: Die Länder Osteuropas sind von Wachstum geprägt und werden für Anleger wieder interessanter. | Foto: Jessica Hunold erstellt mit Canva

Vor fast 20 Jahren wollten viele Anleger im Osten Europas engagiert sein. Die Börsen haussierten und entsprechende Fonds wie der von Stefan Böttcher gemanagte Magna Eastern Europe gingen mit zweistelligen Jahresrenditen bis zu 60 Prozent förmlich durch die Decke. Politische Reformen, die wirtschaftliche Entwicklung und die günstigen Bewertungen beflügelten damals die Kurse. Doch bei Anlegern ist die Euphorie verflogen. Kaum jemand spricht heute noch von Investments im Osten und Süden Europas.

Verwunderlich ist das nicht, denn viele Fonds für die Region sind bis zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine bis unter die Decke mit russischen Werten bestückt gewesen. Quoten von 50 Prozent waren eher die Regel als die Ausnahme. Entsprechende Produkte verloren daher im vergangenen Jahr massiv an Wert. Der Templeton Eastern Europe Fund ging fast 70 Prozent nach unten, musste also rund zwei Drittel seines Wertes einbüßen. Mittlerweile sind die Russland-Aktien ausgelagert und liegen bei betroffenen Fonds in sogenannten „Sidepockets“. 

Andere Fonds schließen russische Titel von vorneherein aus. So investiert Fondsmanager Mehis Raud im Trigon New Europe ausschließlich in Aktienwerte der neuen Mitgliedstaaten der Europäischen Union und der Beitrittsländer. Das Portfolio verlor auf Sicht eines Jahres nur 3 Prozent. Trigon Asset Management ist eine unabhängige Investmentboutique deren Schwerpunkt speziell auf europäischen Schwellenländern liegt.

Robuste Wirtschaft in Osteuropa

Insgesamt war die Stimmung an den osteuropäischen Börsen durch die wirtschaftlichen Verflechtungen und die Nähe zu Russland im vergangenen Jahr schlechter als im Rest Europas. So verbuchte beispielsweise der polnische Leitindex WIG 20 bis Mitte Oktober Verluste von über 50 Prozent. Dabei zählt unser Nachbarland zu den dynamischsten Volkswirtschaften innerhalb der Europäischen Union. Die Infrastruktur wird ständig verbessert, denn gebaut wird in Polen überall. Neben Wohn-Apartments entstehen immer mehr neue Fabriken und Hotels. Die Arbeitslosenquote ist mit 4,9 Prozent auf dem niedrigsten Wert seit 30 Jahren. Für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes sorgen zudem gut ausgebildete Arbeitskräfte, deren Löhne im europäischen Vergleich immer noch niedrig sind.

 

Das Bruttoinlandsprodukt Polens legte in den zurückliegenden 25 Jahren im Schnitt um 4 Prozent pro Jahr zu, auch wenn es sich im vergangenen Jahr in Folge des Krieges abgeschwächt hat. Der Internationale Währungsfonds rechnet aber spätestens für das Jahr 2024 mit einer Konjunkturbelebung. Dann soll die Wirtschaft mit rund drei Prozent Wachstum wieder an Fahrt gewinnen.

Seit der Aufnahme in den europäischen Staatenbund haben Länder wie Polen und Ungarn zudem erhebliche finanzielle Mittel aus Brüssel erhalten, um ihre Volkswirtschaften zu modernisieren. Die Staatsverschuldung ist im Gegensatz zu Frankreich oder Italien moderat. Polen zählt außerdem zu den Ländern, die die Digitalisierung am schnellsten vorantreiben.

Allerdings leidet Polen genauso wie Ungarn, Lettland oder Litauen unter einer der höchsten Inflationsraten in Europa. Im November erreichte der Preisanstieg einen Wert von 16,1 Prozent. Wie auch in Deutschland müssen die Menschen mehr Geld für Energie und Lebensmittel ausgeben als noch im Vorjahr. Die Regierung steuerte mit der Senkung der Mehrwertsteuer und Abgaben auf Gas und Benzin dagegen. Die polnische Notenbank hob den Leitzins bisher in elf Schritten bis auf 6,75 Prozent an. Allen Befürchtungen zum Trotz gab es bislang dennoch weder Massenarbeitslosigkeit noch eine schwere Rezession.

Profis wittern Chancen

Die Analysten der US-Bank Morgan Stanley sehen nach einem herausragenden Aktienjahr in der Mena-Region in diesem Jahr Chancen in den aufstrebenden Märkten Europas. Aktien-Strategin Marina Zavalock sieht vor allem in Polen und Griechenland Renditepotenzial und rechnet mit einer fortdauernden Neubewertung. Die Länder würden sich aufgrund einer verhältnismäßig robusten Konjunktur und niedriger Bewertungen empfehlen. Zudem sei in den Aktienkursen das herausfordernde Konjunkturumfeld in Europa schon größtenteils eingepreist. Griechenland stufte sie auf Übergewichten hoch, Polen empfiehlt sie als taktisches "Overweight".

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Auch Fondsmanager Stefan Böttcher von Fiera Capital sieht die Region im Aufwind: „Wir erwarten für dieses Jahr, dass die Zentralbanken zu einer Kehrtwende und zu Zinssenkungen gezwungen sein werden. Die Folge dürfte eine nachhaltige Erholung der Vermögenspreise sein, gefolgt von einem Aufschwung bis Ende 2023. Wir sehen deutliches Aufwärtspotenzial verglichen mit dem weltweiten Schwellenländer-Universum.“

Im Magna Eastern European Fund hat Böttcher Aktien aus Polen zu 28 und griechische Titel mit 19 Prozent gewichtet. Zu seinen Top-Positionen zählt die griechische Alphabank. ”Bei griechischen Bankaktien setzt sich die dynamische Performance angesichts der hohen Sensibilität für EZB-Zinserhöhungen, unterschätzter Bilanzbereinigungen, der niedrigen Bewertungen und einer vergleichsweise robusten Makrosituationen fort”, kommentiert Böttcher. Mit 46 Prozent hat er Finanztitel hoch gewichtet.

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