Nicholas Ziegert von Ownly „Wir wollen die Herrschaft über Finanzdaten umdrehen“
DAS INVESTMENT: Herr Ziegert, wie kam es zur Gründung von Ownly?
Nicholas Ziegert: Mein Weg zu Ownly begann 2004 bei der Privatbank Warburg. Nach verschiedenen Stationen dort baute ich den Bereich für junge Unternehmer und Venture Capital Fonds auf. Als Business Angel entdeckte ich dann die Finanztechnologie für mich. Es war eine Zeit der Modernisierung bei Warburg, und ich wollte unternehmerisch tätig werden, um moderne Open-Banking-Themen auf das Wealth Management beziehungsweise Private Banking zu übertragen.
Es gibt viele Software-Anwendungen. Wie würden Sie Ihr Geschäftsmodell beschreiben?
Ziegert: Unser Kernkonzept ist es, für vermögende Kunden alle Finanzdaten in Echtzeit zusammenzubringen, auszuwerten und nutzbar zu machen. Wir haben sowohl ein B2C- als auch ein B2B-Modell. Für Endkunden bieten wir eine Lösung ab 29 Euro im Monat an. Unser Hauptfokus liegt aber auf dem B2B-Bereich, wo wir uns an kleinere und mittlere Family Offices, Vermögensverwalter und Finanzberater richten. Dort bieten wir eine modulare Software für wenige hundert Euro im Monat an.
Wie positionieren Sie sich im Vergleich zu Wettbewerbern?
Ziegert: Wissen Sie, in der Beratungsbranche knirscht es finanziell überall. Die Manschettenknöpfe und handgenähten Schuhe täuschen oft darüber hinweg, dass es gar nicht so eine Bonanza ist, wie man sich das vorstellt. Viele kleinere und mittlere Berater müssen jetzt schauen, wie sie ihr Geschäftsmodell erweitern können. Wir wollen ihnen ein leicht zu bedienendes Multi-Asset-Management-Tool bieten, das sowohl für sie als auch für ihre Endkunden attraktiv ist.
Wie komplex ist die Einrichtung Ihrer Software für einen klassischen Vermögensverwalter?
Ziegert: Die Basisversion können wir tatsächlich innerhalb von 48 Stunden aufsetzen. Die eigentliche Herausforderung liegt oft in der Integration der Bestandsdaten. Je nachdem, wie diese vorher verwaltet wurden, kann das ein paar Tage bis Wochen dauern. Aber nehmen wir mal an, ein Private Banker geht aus einer Bank raus und fängt neu an – das wäre der perfekte und einfachste Fall für uns. Allerdings gibt es auch komplexere Fälle, besonders wenn wir es mit internationalen Vermögen zu tun haben. Family Offices haben oft Konten im Ausland, sei es in der Schweiz, der EU oder Übersee. Das erhöht die Komplexität erheblich.
Wie sieht die Wettbewerbssituation in Ihrem Bereich aus?
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Ziegert: Es gibt einige Mitbewerber. Jeder von uns hat seinen eigenen „Sweet Spot“ in Bezug auf Kundengruppen und Komplexität. Interessanterweise ist die Branche trotz des Wettbewerbs recht kollegial. Wenn einer von uns mal Hilfe braucht, ist es nicht ungewöhnlich, dass wir uns gegenseitig um Rat fragen. Das zeigt, dass der Markt groß genug für uns alle ist und wir oft vor ähnlichen Herausforderungen stehen.
Was ist Ihre Vision für Ownly?
Ziegert: Mein mittelfristiges Ziel ist es, die Struktur der Herrschaft über die Finanzdaten umzudrehen. Der Endkunde, ein klassischer Millionär, soll Herrscher seiner Daten sein. Er soll die Struktur, die Software und die Daten haben. Er kann dann entscheiden, wem er Zugang gibt – sei es dem Steuerberater, dem Privatbanker oder wem auch immer. Das Herrschaftswissen soll nicht mehr bei den Beratern liegen, sondern bei denen, denen diese Daten gehören.
Das klingt mutig. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht überall in der Branche gut ankommt.
Ziegert (schmunzelt): Nun, ich habe noch keinen Privatbanker Luftsprünge machen sehen, wenn wir sagen, dass der Kunde verschiedene Vermögensverwaltungen in Echtzeit vergleichen kann. Aber für den Kunden ist es genau das Richtige. Wir müssen da kulturell und technisch noch hinkommen.
Welche Herausforderungen haben Sie bei der Entwicklung Ihrer Software erlebt?
Ziegert: In meiner ursprünglichen Geschäftsplanung hatte ich das Thema Bankdepotschnittstellen innerhalb von einem halben Jahr als erledigt abgehakt. Nun, sieben Jahre später, sind wir immer noch nicht da, wo wir sein wollten. Das war definitiv eine der größten Herausforderungen. Alle meine grauen Haare kann ich irgendwelchen Schnittstellen zuordnen.
Wo sehen Sie Ownly in den nächsten ein, zwei Jahren?
Ziegert: Unser Fokus bleibt das B2B-Geschäft. Es wird ein bisschen SAP-like: Wir haben eine Software-Grundlage, müssen aber oft noch individualisieren. Die Bandbreite reicht vom hochgranularen Family Office bis zum Vermögensverwalter, der junge Millionäre betreut. Das bedeutet viel Handarbeit und Manufaktur auf Basis unserer Software. Es wird kein Hockeystick-Wachstum zum Mond, sondern ein solides, mittelständisches, aber wachstumsstarkes Geschäft.