Ein Überblick Passiv investieren – die Basics
Eine Einordung vorab: In diesem Beitrag befassen wir uns ausschließlich mit liquidem Vermögen. Vermögensarten wie Humankapital, Unternehmensbeteiligungen oder Ansprüche an Rentenversicherungen lassen wir außen vor. Das hat zwei Gründe: Erstens ist die Aktiv-passiv-Debatte für die meisten illiquiden Vermögensarten irrelevant, weil sie letztlich nur aktiv bewirtschaftet werden können. Zweitens würde das den Rahmen unserer kleinen Einführung sprengen.
Was sind also Asset-Klassen? Asset-Klassen (Anlageklassen) sind sachlogische Gruppierungen von Vermögenswerten, die sich in Bezug auf Rendite, Risiko und Liquidität relativ ähnlich sind.
Die wichtigsten Asset-Klassen im Überblick:
- Aktien: Eigenkapitalbeteiligungen an börsennotierten Unternehmen
- Anleihen: Börsengehandelte Kredite an Staaten oder Unternehmen
- Immobilien: Wohn- und Gewerbeimmobilien
- Rohstoffe: Natürliche Ressourcen wie Öl, Basismetalle oder Agrarrohstoffe
- Edelmetalle: Untergruppe der Rohstoffe (wie Gold, Silber oder Platin)
- Sammlerobjekte: Kunst, Luxusautos, Luxusuhren, Edelweine u.a.
- Kryptowährungen: Bitcoin, Ethereum, Tether u.a.
Das sind die Asset-Klassen, in die man als Privatanleger mit akzeptablem Aufwand und zu vertretbaren Kosten investieren kann.
Entgegen einer landläufig verbreiteten Meinung ist ein Bankguthaben keine Asset-Klasse, sondern ein unbesichertes Darlehen vom Einleger an ein Kreditinstitut.
Finanzprodukte wie kapitalbildende Versicherungen, offene Immobilienfonds, Private Equity, Hedge-Fonds, aktiv gemanagte Investmentfonds und auch ETFs sind ebenfalls keine eigenen Asset-Klassen, sondern lediglich Verpackungen für echte Asset-Klassen. Solche Hüllen sind nicht per se schlecht. Sie unterscheiden sich primär in ihrer Materialdicke, wobei Hedge-Fonds (dick und teuer) am einen und ETFs (hauchzart und günstig) am anderen Extrem des Spektrums angesiedelt sind. Bei vielen Finanzprodukten führt die Verpackung neben Kosten und Transparenzverlust zu zusätzlichen Risiken, die die Asset-Klasse innerhalb des Finanzprodukts selbst gar nicht hat.
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Rendite und Risiko – welche Asset-Klassen sind die besten?
Um für sich selbst eine Antwort zu finden, in welche Asset-Klasse man investieren soll, muss man sich zunächst darüber klarwerden, welches Ziel man mit dem Investieren verfolgt. In der Regel wird die Antwort lauten: Eine möglichst hohe Rendite bei möglichst geringem Risiko erzielen. Daher werfen wir in Tabelle 1 einen Blick auf Rendite und Risiko unserer Haupt-Asset-Klassen (Kryptowährungen sind aufgrund ihrer zu kurzen Datenhistorie in der Tabelle nicht enthalten; Sammlermärkte fehlen wegen mangelnder Datenverfügbarkeit):
Tabelle: 1: Inflationsbereinigte Langfristrenditen der wichtigsten Asset-Klassen (in USD) von 1900 bis 2021 (122 Jahre)
Was lässt sich aus der Tabelle ablesen? Zunächst fällt auf, dass die Zahlen vermutlich deutlich niedriger sind, als die meisten von uns annehmen würden. Ein Grund dafür ist, dass es sich hierbei um reale Renditen handelt, also Renditen nach Abzug von Inflation. Ein weiterer Grund ist, dass uns die Medien, das Internet und Ratgeberbücher im Allgemeinen eine überzogene Vorstellung von realistisch erzielbaren Renditen antrainiert haben. Die nackten Zahlen in der Tabelle sind das, was die Kapitalmärkte über die letzten 120 Jahre hergegeben haben, ohne illusionäre Fantasieperformance.