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Herber Rückschlag für Neobroker
EU verbietet „Payment for Orderflow“-Provisionen
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Von Lesedauer: 5 Minuten
EU beerdigt Gebührenmodell
EU beerdigt Gebührenmodell: Neobroker ermöglichen einfachen und günstigen Zugang zu Wertpapieren per Smartphone. | Foto: Imago Images / Wirestock, Fotomontage: Sven Stoll mit Canva

Neobroker haben ihren Ursprung in den USA. Einer der bekanntesten ist Robinhood, der 2013 gegründet wurde und in kurzer Zeit zu einer der am schnellsten wachsenden Handelsplattformen für Wertpapiere geworden ist. Robinhood hat es geschafft, mit seiner benutzerfreundlichen mobilen App und der Einführung des kostenlosen Handels mit Aktien, ETFs und anderen Wertpapieren wie Optionen den Markt aufzumischen.

Schließlich ist das Smartphone mit seinen zahlreichen Apps mittlerweile unverzichtbar und unser täglicher Begleiter. Selbst die Geldanlage lässt sich bequem und jederzeit per Smartphone-App erledigen.

Schluss mit kostenlos? Neobroker-Geschäftsmodell vor Herausforderungen

Auch in Deutschland haben Neobroker inzwischen Hochkonjunktur. Scalable Capital oder Trade Republic bieten ihren Kunden einen einfachen digitalen Zugang zum Handel mit Aktien, ETFs und anderen Finanzinstrumenten. Die Werbeversprechen der Neobroker sind jedoch teilweise auf Kritik der Aufsichtsbehörden gestoßen. Insbesondere dann, wenn den Anlegern suggeriert wird, der Handel sei zu geringen Gebühren oder gar kostenlos möglich.

Denn: Die Vergütung der Neobroker erfolgte bisher überwiegend über „Payment for Order Flow“ (PFOF). Das bedeutet, dass die Broker direkt von den Handelsplätzen Geld dafür erhalten, dass sie die Aufträge ihrer Kunden genau an diese Börsen zur Ausführung weiterleiten. Die Neobroker verdienten ihr Geld also über Rückvergütungen direkt von den Handelsplattformen. Auf diese Weise war es für sie möglich, den Service für ihre Nutzer kostenlos anzubieten.

Damit soll nun Schluss sein: Nach übereinstimmenden Medienberichten sollen diese Provisionen ab 2026 verboten werden. Darauf haben sich die EU-Parlamentarier geeinigt. Das würde das Geschäftsmodell der Neobroker massiv beeinträchtigen.

Was bedeutet dieses Verbot für die Kunden?

Sollten die Pläne der EU tatsächlich umgesetzt werden – und davon ist nach derzeitigem Stand auszugehen – wird das Geschäftsmodell der Neobroker zumindest in Mitleidenschaft gezogen. Möglicherweise müssen wir uns von der „Geiz ist geil“-Kultur verabschieden. „Ein Verbot von PFOF wird für viele Anleger zu steigenden Kosten führen“, ist man sich bei Scalabale Capital sicher. Die Zeiten des komplett kostenlosen Handels dürften damit vorbei sein.

Broker und Direktbanken, die ihren Kunden bisher noch Handelsgebühren abverlangt haben, dürften sich freuen. Sie werden ab 2026 besser dastehen, wenn die Neobroker gezwungen sein werden, Gebühren einzuführen, da für sie das PFOF als wesentliche Einnahmequelle wegfällt.

 

Neobroker im Vergleich: Kostenlose Transaktionen ohne Ordergebühren

Noch haben die Neobroker drei Jahre Zeit, sich mit kreativen Gebührenmodellen auf die neue Situation einzustellen. Wenn sie scharf kalkulieren und extrem niedrige Ordergebühren oder Flatrate-Modelle für aktive Trader anbieten, können sie auch 2026 noch günstiger sein als die ganz großen Online-Broker.

Bislang gilt: Trade Republic wickelt die Geschäfte seiner Kundschaft über die Börse LS Exchange ab. Genau dafür fließt eine Provision an den digitalen Broker. Trade Republic selbst verlangt von seinen Kunden nur eine Fremdkostenpauschale von einem Euro, ETF-Sparpläne sind sogar komplett kostenlos. Ähnlich verfährt Scalable Capital. Der Anbieter nimmt entweder 0,99 Euro pro Trade - oder man kann gegen eine monatliche Gebühr von 2,99 Euro oder 4,99 Euro ohne Ordergebühren handeln.

Es gibt sogar Neobroker, die aufgrund ihres bisherigen Geschäftsmodells auch für konventionelle Transaktionen keine Gebühren erheben. Dies ist beispielsweise bei Finanzen.net Zero der Fall. „Man handelt nicht nur maximal einfach, sondern auch ohne Ordergebühren. Unsere Handelspartner übernehmen die Ordergebühren. Es fallen lediglich marktübliche Spreads und bei Kleinstorders ein Mindermengenzuschlag von 1 Euro an.“ Mit speziellen Abos sollte es hier auch in Zukunft möglich sein, sehr günstige Gebührenstrukturen anzubieten.

 

Lobbyarbeit oder Anlegerschutz? Kritik an der Regulierung von PFOF

Die Reaktionen von Experten und Investoren fallen unterschiedlich aus. So schreibt der Investor Christian W. Röhl, der in seinem Echtgeld-TV-Format Scalable Capital als Werbepartner hat, auf LinkedIn: „Ich sehe die Gefahr, dass die bestenfalls gut gemeinte, aber wohl eher gewissen Lobby-Einflüssen geschuldete Regulierung am Ende zu steigenden Gesamtkosten für Anleger führt und damit die Demokratisierung der Geldanlage wieder ein Stück zurückdreht.“  Stattdessen wären Transparenzpflichten - etwa ein gut sichtbarer Hinweis bei jeder Order, dass der Broker Rückvergütungen vom Handelsplatz erhält und man als Kunde die Handelsplätze vergleichen sollte - aus Sicht des Experten zielführender gewesen als ein Verbot.

Die Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Margarethe Honisch, kritisiert: „Das ist Lobbyarbeit vom Feinsten. Besser wäre Anlegerschutz durch Aufklärung und nicht durch sinnlose Verbote.“

Sophie Thurner, Mitgründerin der Investmentplattform beatvest, begrüßt hingegen die Entscheidung des EU-Parlaments. Sie sieht PFOF nicht als optimalen Weg für Kleinanleger. „Es setzt falsche Anreize, wie zum Beispiel, dass Kleinanleger zum Kauf und Verkauf von Finanzinstrumenten motiviert werden. Fakt ist: Je mehr (oft ungebildete) Kleinanleger in ihre Positionen hinein- und heraushandeln, desto mehr Geld verlieren sie“, so Thurner.

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