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Aus der CFP-Praxis Warum Performance-Analysen des Depots unverzichtbar sind

Marathon-Lauf
Marathon-Lauf: Langfristige Kapitalanlagen benötigen eine regelmäßige Kontrolle | Foto: Imago Images / Sven Simon

Millionen Deutsche besitzen ein Wertpapierdepot, vielen von ihnen vertrauen für dessen Betreuung einem Wertpapierberater oder Finanzplaner. Eine Sache haben diese Depots mit einem Marathonlauf alle gemein: Beide sind auf Langfristigkeit ausgelegt und die gesetzten Ziele zu erreichen erfordert Ausdauer. Der Faktor Zeit spielt also eine entscheidende Rolle – sowohl beim Laufen als auch beim Investieren.

Marathon-Performance variiert über die Zeit

Ähnlich wie bei einem Marathon geht es beim Performancelauf von Wertpapieren um viele Ecken und Kurven, es gibt Phasen mit Gegenwind und Rückenwind. Der Anleger macht immer wieder auch einen Zwischensprint, investiert über einen Sparplan, verkauft und kauft Positionen. Es entstehen laufende Gebühren und Einmalkosten wie Agio, Transaktionskosten oder Depotgebühren. Wie auch die Marathonstrecke können die Anlagen zeitweise steigen und fallen – entscheidend ist jedoch das Ergebnis beim Zieleinlauf.

 

 

 

Erstaunlich ist hierbei, dass fast alle Börsianer bei diesem Anlagelauf keine nachhaltige Performancemessung für ihr Depot besitzen – sie laufen eigentlich einen Marathon ohne Uhr. Dabei werden sie von ihrem Bankberater angefeuert und beklatscht, aber beim Zieldurchlauf bietet dieser in der Regel keine Performanceanzeige, mit der er die „geldgewichtete Rendite nach Kosten“ über lange Zeiträume für den Anleger abbilden kann.

Um dieses Dilemma aufzulösen, greifen wir bei MLP auf spezifische Software zurück, die in der Wertpapierberatung die Depotperformance auswertet und den Kunden so die „geldgewichtete Rendite nach allen Kosten“ anzeigt – sowohl über einen längeren Zeitraum als auch auf Jahresbasis.

„Schwabenrendite“ konkret ausweisen

Einer meiner Kunden aus dem Schwäbischen hat mich im Zwischenbewertungsgespräch zu seiner nun sechs Jahre laufenden Wertpapieranlage ganz simpel gefragt: „Lieber Herr Fess, was hab ich ‚neigetan‘ und wie war mein Zins?“ Inspiriert von diesem Kunden nenne ich die ehrliche geldgewichtete jährliche Rendite nach Kosten seither die „Schwabenrendite“. Zur Veranschaulichung der Depotperformance rechnete ich meinem Kunden zwei Anlagestrategien mit einer jeweiligen Gesamtanlagedauer von fünf Jahren vor.

Fall A

Im Fall A werden zu Beginn 100.000 Euro eingezahlt, dann nach einem Jahr 90.000 Euro zugezahlt und ein Jahr vor Ende 90.000 Euro ausgezahlt.

Fall A

Die hier dargestellte simple Berechnung der Banken geht von 40 Prozent Performance aus (140.000 Euro / 100.000 Euro) und ignoriert die Zahlungsflüsse komplett. Manche machen direkt den zweiten Fehler und teilen die 40 Prozent durch die Anlagedauer von 5 Jahren, sodass man auf 8 Prozent p. a. kommt. Andere berücksichtigen immerhin den Zinseszinseffekt und errechnen 7 Prozent p. a. Doch erst wer die Zahlungsflüsse berücksichtigt bekommt ein realistisches Bild seiner Performance – in diesem Fall eine annualisierte Gesamtperformance von 4,7 Prozent.

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Fall B

Im Fall B drehen wir die Zu- und Auszahlung rum. Der Kunde zahlt zu Beginn 100.000 Euro in sein Depot ein und entnimmt nach einem Jahr 90.000 Euro. Ein Jahr vor Ende der Gesamtlaufzeit schießt er 90.000 Euro nach.

Fall B

In beiden Fällen steht ein Endergebnis von 140.000 Euro. Wenn man die Zahlungsflüsse berücksichtigt, gehen wir im Fall A von einer geldgewichteten Gesamtperformance von 4,7 Prozent p. a. aus, und im Fall B von 13,2 Prozent p. a. Im zweiten Fall ist die Gesamtperformance also deutlich höher, da hier das durchschnittlich gebundene Kapital viel geringer war. In beiden Fällen unterscheidet sich die geldgewichtete, realistische Gesamtperformance deutlich von der vereinfachten Berechnung.

Analyse übersichtlich aufschlüsseln

Wer seine eigene Geldanlage auf die „Schwabenrendite“ überprüfen möchte, fragt bei der entsprechenden Depotbank nach einer geld- und zeitgewichteten Performanceanalyse über die gesamte Depotlaufzeit, abzüglich aller Depotkosten, Agio und Gebühren. Zusätzlich kann auch eine ex post Kostenaufstellung (Artikel 50 EU-Verordnung) und eine Entgeltaufstellung gemäß §§ 10-13 ZKG Zahlungskontengesetz mitangefordert werden, um die Kosten der Kontoführung übersichtlich und einfach nachzuvollziehen. Ein entsprechendes Musterschreiben vereinfacht die Kommunikation mit der Bank.

 


Holger Fess
                       Holger Fess
                        © MLP

Über den Autor:

Holger Fess ist Certified Financial Planner (CFP) und seit 2000 MLP-Berater in Darmstadt und Frankfurt. Zuvor war er 12 Jahre bei einer Großbank in Frankfurt als Berater und Geschäftsstellenleiter tätig. Sein Schwerpunkt liegt in den Bereichen ganzheitliche Finanzplanung, Vermögensmanagement und Ruhestandsplanung.

Wir präsentieren kontinuierlich Beispiele aus der Beratungspraxis und schauen dabei CFP-Zertifikatsträgern bei MLP über die Schulter – unter anderem bei Beratungen zu Praxisgründungen, Ruhestandsplanungen, Depotanalysen und Immobilienfinanzierungen. Tipps und Tricks inklusive.

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