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Aktualisiert am 30.10.2012 - 12:20 Uhrin Weltweite MarktanalysenLesedauer: 5 Minuten

Peter E. Huber: „Der US-Aktienmarkt ist derzeit richtig teuer“

Peter E. Huber
Peter E. Huber
Peter E. Huber ist Gründer der Fondsboutique Starcapital und Fondsmanager des globalen Aktienfonds Starcap Starpoint (WKN: 940076) und des vermögensverwaltenden Fonds Starcap Winbonds+ (WKN: A0J23B).

Wenn man heute mit Menschen spricht, stellt man fest, dass sie viele Sorgen haben: Angst vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone, Furcht vor einer bevorstehenden Rezession, Angst vor Inflation, Sorgen wegen der Staatsschuldenkrise.

Die Gründe sind also sehr vielfältig, aber ein gemeinsamer Nenner bleibt: Angst! Angst vor der Zukunft. Wer Angst hat, möchte mit seinem Vermögen kein Risiko eingehen. Er flüchtet deshalb mit seinem Geld in vermeintlich sichere Anlagen. Dies können Immobilien oder Gold sein, US-Dollar oder Schweizer Franken, deutsche Bundesanleihen oder amerikanische T-Bonds.

Aktien bleiben bei diesen Überlegungen aber außen vor, denn nach den Erfahrungen seit der Jahrtausendwende gelten sie als Hochrisikopapiere, an denen man sich nicht noch einmal die Finger verbrennen will.

Doch Angst ist ein schlechter Ratgeber. Die vermeintlich sicheren Anlagen haben inzwischen ein gefährlich hohes Preisniveau erreicht. Und es wird vergessen, dass die vermeintlich sichersten Dinge im Leben oft mit dem größten Risiko behaftet sind.

Denken Sie nur an die als absolut sicher geltenden offenen Immobilienfonds, die derzeit reihenweise geschlossen werden und nur mit hohen Preisabschlägen überhaupt noch verkauft werden können.

Zahlen lügen nicht

Vielleicht sollte man sich also doch einmal die Statistiken ansehen. Diese belegen, dass Aktien auf lange Sicht die Anlageform mit der höchsten Rendite und dem geringsten Risiko sind – trotz der hohen zwischenzeitlichen Kursschwankungen.

Dies liegt einfach daran, dass die Aktie der einzige Sachwert ist, der eine Wertschöpfung aufweist. Man partizipiert am Produktionsprozess und den Produktivitätsfortschritten der Wirtschaft. Dass man bei einer sinnvollen Streuung seines Vermögens an Aktien nicht vorbeikommt, ist hinlänglich bewiesen.

Zwei wichtige Fragen sind damit aber nicht beantwortet: Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Einstieg (Timing) und welche Papiere soll ich kaufen (Selektion)? Ein Komiker hat einmal gesagt, dass man Aktien billig kaufen und teuer verkaufen sollte. Wobei noch zu klären bleibt, warum das Gros der Anleger nachweislich genau das Gegenteil macht.

Sind Aktien heute billig oder teuer?

Nun – im Verhältnis zu den Anlagealternativen und der Höhe des Zinsniveaus (FED-Modell) sind sie sicher spottbillig. Nicht unbedingt jedoch im Vergleich zu ihrer durchschnittlichen historischen Bewertung.

Aus unserer Bewertungsübersicht (siehe Grafik) sieht man, dass hier beispielsweise der US-Aktienmarkt derzeit richtig teuer ist. Gerade für diesen Markt sind die Anleger aber besonders positiv gestimmt. Man erwartet keine Rezession, rekordhohe Gewinnmargen und eine expansive Notenbank.

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Absolut niedrig bewertete Märkte finden sich dagegen derzeit in einigen europäischen Ländern. Zum Beispiel in Italien, das weit unter seinem durchschnittlichen Shiller-KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) und dem historischen Buchwert notiert. Dies liegt daran, dass die Anleger für die weitere Entwicklung der italienischen Wirtschaft extrem negativ gestimmt sind.

Was wir damit sagen wollen: Nicht die aktuelle Lage beeinflusst die Preisentwicklung an den Aktienmärkten, sondern die Erwartungen der Marktteilnehmer hinsichtlich der künftigen Entwicklung der Unternehmensgewinne. Da man diese nicht vorhersagen kann, gibt die Aktienanlage nur Sinn, wenn man „billig“ kauft.

Ähnliches gilt für die Auswahl der einzelnen Aktien. Hier erzählen einem viele Experten: Wenn schon Aktien, dann nur beste Qualität. Gemeint sind Papiere wie Nestle, Apple, Linde, L‘Oreal oder BMW, die über beste Wachstumsaussichten und eine starke Stellung in den Emerging Markets verfügen (und entsprechend hoch bewertet sind).

Dies ist natürlich Unsinn, da niemand in die Zukunft sehen kann. Ein Unternehmen, das heute schlecht dasteht, kann in der Zukunft schneller wachsen (durch Rationalisierung, Restrukturierung, Erschließung neuer Geschäftsfelder) als ein Wachstumsgigant, der vielleicht demnächst einige wichtige Entwicklungen verschläft.

Man sollte nicht vergessen, dass auch Unternehmen wie Sony, Hewlett Packard, Solarworld, RWE oder Nokia vor nicht allzu langer Zeit noch zu den goldgeränderten Papieren zählten.

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