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Peter E. Huber: „Ein Rätsel, warum Immobilien einen sicheren Sachwert darstellen sollen“

Peter E. Huber
Peter E. Huber
Wenn nicht alles täuscht, neigt sich die seit dem Zweiten Weltkrieg andauernde Phase wirtschaftlicher Prosperität ihrem Ende zu:

- Die traditionellen Industriestaaten haben Jahrzehnte über ihre Verhältnisse gelebt und müssen jetzt ihre Schuldenprobleme in den Griff bekommen

- Die Banken haben einen beispiellosen Kredithebel aufgebaut und müssen ihre Kreditportfolios jetzt reduzieren, was zu einem Kreditklemme führt

- Die Unternehmen bauen deshalb lieber ihre Verschuldung ab als stärker zu investieren

- Die hohe Arbeitslosigkeit in den USA und Resteuropa (außer Deutschland) führt dazu, dass sich auch die privaten Haushalte eher entschulden, als weiter auf Kredit zu konsumieren (Deleveraging).

Der Abbau der viel zu hohen Verschuldung in allen Bereichen ist das zentrale Problem. Dies ist ein zutiefst kontraktiver Prozess, der sich langsam und schleichend vollzieht und viele Jahre andauert. Man kann daher mit Fug und Recht von einer Wendezeit sprechen. Kenneth Rogoff, amerikanischer Wirtschaftsprofessor und ehemaliger Chefökonom beim Internationalen Währungsfonds (IWF) spricht deshalb von der „zweiten großen Kontraktion“ nach 1929.

Warum setzt dieser Prozess gerade jetzt ein?


Weil die öffentliche Verschuldung und die Kreditexpansion ein Ausmaß erreicht haben, das keine weiteren Wachstumsimpulse mehr liefert, sondern im Gegenteil das Wirtschaftswachstum belastet. Weil jeder weiß, dass die Staatsschulden von heute die Steuern und Abgaben von Morgen sind und sich entsprechend verhält.

So sieht man recht deutlich, dass gerade in Ländern mit hoher Verschuldung die Jugendarbeitslosigkeit dramatisch ansteigt. Inzwischen ist fast jeder zweite Spanier unter 25 Jahren arbeitslos. In Griechenland sind es 46 Prozent, in Italien und Portugal befindet sich jeder dritte junge Mensch vergeblich auf der Suche nach Arbeit, in Großbritannien jeder fünfte. Das ist extrem unsozial.

Weitere Pleiten vorprogrammiert

Wir müssen uns darauf einstellen, dass die „große Kontraktion“ noch zu vielen Staatspleiten und Bankzusammenbrüchen (a la Hypo Real Estate, Northern Rock und Dexia) und den damit verbundenen großen Vermögensverlusten führen wird.

Deshalb ist auch die panische Angst vor einer Inflation völlig unbegründet, denn es besteht eher die Gefahr einer Deflation. Daran ändert auch nichts, dass derzeit überall die Notenpressen heiß laufen. Denn das neue Geld gelangt ja nicht über Lohnerhöhungen in den Wirtschaftskreislauf und wird damit auch nicht nachfragewirksam.

Die Kapitalmärkte haben sich längst auf diesen Kontraktionsprozess eingestellt. Gute Schuldner zahlen nur noch Mini-Zinsen und Aktien sind extrem niedrig bewertet. Größere Risiken sind allerdings in den vermeintlich sicheren Anlagen auszumachen, die dank der ungewöhnlich starken Risikoaversion breiter Bevölkerungskreise völlig unrealistisch bewertet sind:
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