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Aktualisiert am 31.03.2020 - 16:27 Uhrin AktienfondsLesedauer: 5 Minuten

Peter E. Huber geht in den Ruhestand „Gehen Sie jetzt unter die Rosenzüchter, Herr Huber?“

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Jetzt knallt es ja wieder mal an der Börse. Juckt es schon in den Fingern?

Huber: Ja, es juckt schon.

Worauf warten Sie?

Huber: Darauf, dass die Trendfolger alle draußen und die Depots abgesichert sind (lacht).

Weiß Markus Kaiser das?

Huber: Ja, klar, wir frotzeln damit ja immer. ‚Wenn du alles verkauft hast, steige ich ein’, sage ich dann (lacht).

Wobei er auch eine antizyklische Komponente in seinen Systemen hat.

Huber: Das stimmt, wenn es zu schnell zu stark runter geht, steigt er ein. Aber im Ernst: Jede Strategie hat Vor- und Nachteile. Eine gut gemachte Trendfolge ist eine gute Sache, weil sie extreme Einbrüche vermeiden kann. Bei mir haben dagegen gerade die Endphasen eines Abwärtstrends oft wehgetan, weil ich dann schon am Kaufen war.

Fondsmanager dürfen sich ja nie in eine Aktie verlieben. Aber Sie sind ja bald keiner mehr. Also: Haben Sie eine Lieblingsaktie?

Huber: Dummerweise ja. Ich mag seit längerem Samsung. Die haben eine starke Strategie, sind in einigen Bereichen Marktführer und steigen in interessante Geschäftsfelder ein. Zum Beispiel Biotechnologie und autonomes Fahren.

Damit kann man sich verzetteln.

Huber: Das machen sie nicht. Wenn sie irgendwo angreifen, dann richtig. Außerdem finde ich es besser, wenn Unternehmen auf mehreren starken Beinen stehen. Und das alles bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 6.

Kann man machen.

Huber: Genau. Aber auch Gazprom gefällt mir gut. Die Gaspreise sind jahrelang gefallen und das Unternehmen arbeitet trotzdem profitabel mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 3. Da fragt man sich, was passiert, wenn die Gaspreise mal wieder steigen. Und das werden sie. Erdgas ist von allen fossilen Brennstoffen der sauberste, die Nachfrage wird anziehen.

Zwei klassische Huber-Aktien.

Huber: Absolut. Niedrige Bewertung, eine ordentliche Dividendenrendite und bei dem, was sie tun, gute Perspektiven.

Blicken Sie bitte mal auf Ihre Karriere zurück. Was war das prägnanteste Erlebnis?

Huber: Das war das Attentat auf die Zwillingstürme. Ich kam nach Hause und sah, dass der Dax 1.000 Punkte tiefer stand. Ich schaltete den Fernseher an und sah, wie der zweite Flieger das Hochhaus traf. Das war schon sehr erschütternd. Aber dann habe ich an der Börse angerufen und gekauft. Einige Kollegen fanden das pietätlos. Auch mir hatte ja das Herz geblutet, aber ich konnte den Menschen in New York nicht helfen. Man muss manches auch trennen können.

Riskiert aber auch schnell mal einen Image-Verlust.

Huber: Kann sein. Aber wer mich kennt, weiß, dass das falsch ist. Ich habe eine Stiftung, die viele Projekte unterstützt. Ich beherzige ethische Grundsätze, indem ich keine Waffenhersteller oder sonstwie Schädliches kaufe. Trotzdem trenne ich das Handeln an der Börse von dem, was auf der Welt passiert. Natürlich finde ich es traurig, wenn die Kurse steigen, weil die Arbeitslosigkeit gestiegen ist. Aber ich kann das nicht ändern.

Mark Mobius stieg bei Franklin Templeton aus, gründete dann aber eine eigene Firma. Wann gründen Sie Huber & Cie?

Huber: Gar nicht. Es ist nicht meine Art, eine Firma zu verkaufen und ihr dann Konkurrenz zu machen. Das wäre unfair.

Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen alles Gute für die Rente.

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