Kosten stark gestiegen Pflegebedürftige zahlen bis zu 2.000 Euro monatlich
Seit September sind die Pflegeeinrichtungen in Deutschland verpflichtet, ihre Beschäftigten in Pflege oder Betreuung mindestens auf Tarifniveau zu bezahlen. Etwa 60 Prozent der dadurch entstandenen zusätzlichen Kosten müssen die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen tragen, so Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes. Laut der Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) liegen die sogenannten einrichtungseinheitlichen Eigenanteile (EEE) Mitte November 2022 um durchschnittlich 21 Prozent höher als rund ein Jahr zuvor.
Im Durchschnitt liegen die monatlichen pflegebedingten Kosten laut der Auswertung aktuell bei 697 Euro. Darüber hinaus müssen die Pflegedürftigen die Kosten für Unterkunft und Verpflegung in Höhe von durchschnittlich 836 Euro sowie die Investitionskosten von durchschnittlich 468 Euro tragen. Sie müssen somit in der Summe durchschnittlich 2.001 Euro monatlich bezahlen.
Eine Entlastung von den pflegebedingten Kosten gibt es durch die Anfang 2022 eingeführten Leistungszuschläge. Ihre Höhe richtet sich danach, wie lange ein Pflegebedürftiger in einer vollstationären Einrichtung wohnt. Bewohner, die bis zu einem Jahr in der Einrichtung leben, zahlen dadurch nach Erhalt der Zuschläge durchschnittlich 1.135 Euro selbst, Pflegebedürftige mit einem Wohnaufenthalt von einem bis zu zwei Jahren 896 Euro, bei zwei bis drei Jahren sind es 657 Euro. Ab einem Aufenthalt von mehr als drei Jahren fallen dann nur noch 358 Euro an.
Baden-Württemberg am teuersten
Des Weiteren stellte die WIdO-Analyse große regionale Unterschiede bei Pflegekosten fest. Die Spanne der pflegebedingten Kosten nach Abzug der Leistungszuschläge reicht demnach von 545 Euro pro Monat in Niedersachsen bis zu 878 Euro monatlich im Baden-Württemberg.
Das Problem werde sich in den nächsten Wochen und Monaten voraussichtlich noch verschärfen, sagt Reimann. Angesichts der allgemeinen Preisentwicklung in Deutschland würden die Tariflöhne weiter steigen. „Diese Entwicklungen werden sich auch in höheren Preisen für die professionelle Pflege niederschlagen“, befürchtet Reimann. Auch bei den Pflegediensten werde es zu weiteren Kostensteigerungen kommen. „Das wird in der ambulanten Pflege ebenfalls zu höheren Zuzahlungen oder zu Leistungseinschränkungen führen“, warnt die AOK-Chefin.
Unterdessen ist auch die Zahl der Pflegebedürftigen im vergangenen Jahr erneut deutlich gestiegen. Mit 4.879.179 erreicht sie einen neuen Höchststand.

