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Phaidros Funds Balanced Georg von Wallwitz: „Bullenmärkte sterben nicht an Altersschwäche“

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Die perfekte Metapher für den Börsenzyklus

Gibt es in der Kunst des Krieges also nichts, was die Akteure an den Finanzmärkten nicht schon wüssten? Sollen wir diese Lektüre ganz den barbarischen Private-Equity-Managern überlassen? Keineswegs. Sun Tsu hält nämlich die perfekte Metapher für den Börsenzyklus bereit, ein Bild mit hoher Anschaulichkeit und tiefem Erklärungsgehalt. Nur haben wir Finanzleute immer an der falschen Stelle gesucht. Den Börsenzyklus erklärt man sich am besten mit Geschichte aus dem Harem des Königs von Wu, den Sun Tsu von jedem Spaß befreite: Die Aktienmärkte meinen es mit den Anlegern ja meistens gut (Ausnahme: Japan), und daher sind die Marktteilnehmer meistens in Kicherlaune wie die Konkubinen des Königs von Wu.

Der Dow Jones ist im 20. Jahrhundert von 66 auf über 11.000 gestiegen, zwei Weltkriegen, einer Weltwirtschaftskrise, einer Grippeepidemie, einem erschossenen und einem aus dem Amt gejagten Präsidenten zum Trotz. Der DAX hat eine kürzere Historie, aber seit 1985, als er (zurückgerechnet) erstmals die Marke von 1.000 Punkten überschritten hat, hat er nicht nur die Crashs von 1987 und 1989, den 11. September, das Platzen des Neuen Marktes und die große Finanzkrise gesehen, sondern sich verzwölffacht.

Wenn sich Bankiers aus ihren Büros stürzen

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Da es den Finanzleuten also eigentlich automatisch gut geht und sie dafür im Grunde nicht viel tun müssen, kommt es oft zu einer gewissen Unaufmerksamkeit und Gutgläubigkeit gegenüber den Bilanzen der Unternehmen und den Versprechungen der Firmenlenker. Wenn es allen eigentlich gut geht, geht es den Marktteilnehmern wie den Konkubinen des Königs von Wu: Sie begreifen erst, dass es ernst wird, wenn es für einige zu spät ist. Irgendwann ist nämlich irgendjemand gewaltig genervt und verkauft seine Papiere, und immer mehr Gleichgesinnte machen es ihm nach.

Aber erst, wenn es Pleiten gibt wie Lehman und Bear Stearns 2008 oder Worldcom und Enron 2001/02, wachen Kleinsparer wie Großanleger auf. Oder wenn sich Bankiers aus ihren Büros an der Wall Street stürzen. Dann kehrt die Disziplin zurück, die Bilanzen werden wieder genau studiert, die Kredite fließen spärlicher und das Misstrauen ist allgemein. Wie im Feldlager. Sun Tsu sagt: „Töte einen, um 10.000 in Furcht zu halten“. Dieses sich alle paar Jahre wiederholende Phänomen erklärt den Börsenzyklus wie nichts anderes.

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