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Phasenwechsel in der Tech-Branche US-Handelskonflikt mit China verändert die IT-Welt

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Es ist aber keineswegs so, dass nur die chinesische Seite unter dem Zwist leidet. Für Apple beispielsweise ist das Reich der Mitte nach wie vor alternativlos. Fast jedes dritte IPhone verkauft der Konzern in China. Vor allem aber wird ausnahmslos jedes IPhone in China gefertigt. Beim Auftragsfertiger Foxconn beschäftigen sich 600.000 Menschen ausschließlich mit Apple-Produkten – eine Größenordnung, die sich nicht mal eben in einem anderen Land replizieren lässt. Zudem ist ein Großteil der Zulieferindustrie in China angesiedelt. 

Andere US-Größen wie etwa Cisco oder HP haben schon vor einigen Monaten begonnen, Produktionsstätten von China in Richtung Mexiko, Indien und Indonesien zu verlagern. Das ist nachvollziehbar. Auf Dauer Spielball im Streit zweier Großmächte zu sein, das muss man sich leisten können.

Für Investoren ist der Handelskonflikt aktuell höchst brisant, denn eine starke Abhängigkeit von China kann für bedeutende Kursverluste wie bei Apple sorgen. Daher müssen sowohl die Absatzmärkte als auch Lieferketten und Produktionsstätten derzeit von den Investoren engmaschig kontrolliert werden, um Risiken einzugrenzen.

Eine Phase der zwei Welten

Die Ratio hinter Trumps Eskalationskurs ist auf den ersten Blick leicht zu durchschauen. China hat in den vergangenen Jahren mit Blick auf den Schutz geistigen Eigentums wenig Federlesens gemacht. Die Produkte von Huawei stehen zudem im Verdacht, chinesischen Spionageversuchen technologisch Tür und Tor zu öffnen. Überdies hat China es sich zur Aufgabe gemacht, die US-Vormachtstellung im Tech-Sektor anzugreifen.

Das Problem: Der Tech-Sektor ist extrem vernetzt und von wechselseitigen Abhängigkeiten geprägt. Wer hier Großkonzerne auf die Auswechselbank setzt, nimmt in Kauf, ganze Lieferketten zu zerstören. Das kann sich die Branche aber nicht erlauben. Langfristig könnte Trump damit einen Phasenwechsel in der Entwicklung des globalen Tech-Segments eingeläutet haben – eine Phase der zwei Welten. 

Diese zwei Welten gibt es bereits im Internet-Segment. Auf der einen Seite dominieren Facebook, Google und Amazon den Markt, auf der anderen sind es Tencent, Baidu und Alibaba. Sollte sich diese Spreizung in der Hardware-Welt fortsetzen, dürften auf Sicht die westlichen Konzerne das Nachsehen haben. Denn das rein zahlenmäßig größere Kundenpotenzial, die günstigeren Produktionsbedingungen und der Nachholbedarf in den unteren Einkommensschichten garantieren den chinesischen Konzernen einen Vorsprung. Sollte US-Präsident Trump an seinem Kurs festhalten, dann werden die Verlierer auch im westlichen Kulturkreis zu finden sein. 

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