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Philipp Vorndran: „Wein trinke ich lieber aus“

Philipp Vorndran
Philipp Vorndran
DAS INVESTMENT.com: Spätestens nach dem Schuldenschnitt Griechenlands wurden Stimmen laut, die die europäische Gemeinschaftswährung als ein von Anfang an zum Scheitern verurteiltes Modell bezeichnen. Zu Recht?

Philipp Vorndran:
Nein. Bei einer klügeren Zusammensetzung könnte die Währungsunion ein absolutes Erfolgsmodell sein. Denn das Problem ist nicht der Euro per se, sondern die Heterogenität der Staaten, die man auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen versucht.

DAS INVESTMENT.com:
Und das funktioniert nicht?

Vorndran: Nein, nicht langfristig. Ich rechne damit, dass Griechenland demnächst freiwillig aus dem Euro austreten wird. In den nächsten fünf Jahren dürften Portugal, Zypern und Malta folgen. Auch um Spanien und Italien mache ich mir große Sorgen. Ich gehe davon aus, dass die zukünftige Euro-Zone aus den Kern-Staaten wie Deutschland und Frankreich bestehen wird. Auch ein paar finanzkräftige osteuropäische Nachbarn wie Tschechien und Polen, sowie eventuell die Nordlichter Dänemark und Schweden dürften hinzukommen.

DAS INVESTMENT.com:
Nun fluten die Notenbanken den Markt mit Liquidität. Eine Geldentwertung dürfte die Folge sein. Mit welchen Inflationsraten rechnen Sie mittel- bis langfristig?

Vorndran: Im Durchschnitt der nächsten fünf Jahre 4 Prozent jährlich mit Spitzenwerten von 6 bis 7 Prozent. Inoffiziell dürfte die Inflation somit sogar auf bis zu 10 Prozent steigen.

DAS INVESTMENT.com: Finden Sie es nicht ein bisschen übertrieben? Schließlich merkt man derzeit von einer derart hohen Inflation kaum etwas.

Vorndran:
Nein. Ich gehe von einer sogenannten Ketchup-Inflation aus. Dabei verhält es sich mit der Geldentwertung wie mit einer Ketchup-Flasche: Wenn man sie schüttelt, kommt erst gar nichts – und dann alles auf einmal. Darauf ist derzeit so gut wie niemand vorbereitet. Das sieht man daran, wie viel Vermögen in festverzinslichen Wertpapieren und auf dem Geldmarkt angelegt ist.

DAS INVESTMENT.com: Wie können sich Anleger denn auf die Inflation vorbereiten?

Vorndran: Indem sie das große Risiko einer realen Geldentwertung, die in den klassischen, bisher als risikoarm geltenden Anlagen steckt, erkennen und stärker in die Sachwerte umschichten.

DAS INVESTMENT.com:
Gold, Silber, andere Edelmetalle, Immobilien: Welche Sachwerte würden Sie Ihren Kunden empfehlen?

Vorndran: Bei Immobilien empfehle ich das privat genutzte Haus und die eigene Wohnung. Zinshäuser hingegen eignen sich nur begrenzt als Geldanlage, da sie illiquide sind und im Extremfall der Willkür des Staates ausgesetzt sind - Stichwort Zwangshypothek, Lastenausgleich, Mietobergrenzen, und ähnliches. Rund 10 Prozent des Portfolios sollten Anleger in Gold halten. Den größten Anteil aber sollten Qualitätsaktien ausmachen.
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