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Philipp Vorndran: „Wir halten an unseren Goldpositionen fest“

in Alternative InvestmentsLesedauer: 4 Minuten
Philipp Vorndran
Philipp Vorndran
DAS INVESTMENT.com: Welche Trends beobachten Sie gerade am Goldmarkt?

Philipp Vorndran:
Papiergold ist nach wie vor unter Druck, es werden weiterhin Gold-ETFs verkauft. Dabei handelt es sich derzeit um Größenordnungen von etwa 4 bis 6 Tonnen pro Tag.

Nach dem April-Preisrutsch könnte man meinen, dass insbesondere institutionelle Anleger den Preistrend beim Gold bestimmen. Ist es für Sie wichtig, deren Investitionsverhalten besonders im Blick zu haben?

Vorndran:
Natürlich schauen wir genau darauf, was bei den Goldfonds passiert. Kurzfristig besteht die Gefahr, dass die „schwachen Hände“ ihre Papiergoldpositionen weiter reduzieren. Erst wenn sich hier eine Trendumkehr zeigt, ist es ratsam, wieder über den Aufbau von Goldpositionen nachzudenken. An unseren bestehenden Positionen halten wir allerdings vollumfänglich fest. Wir sind überzeugt davon, dass wir in einigen Jahren sehr froh darüber sein werden.

Bevorzugen Sie derzeit andere Edelmetalle als Gold?

Vorndran:
Nein, im Rahmen unserer Asset-Allokation liegt der Fokus derzeitig eindeutig auf physischem Gold.

Wird der Goldpreis sich dieses Jahr noch erholen? Unter welchen Umständen ist eine Rückkehr über die 1.600-Dollar-Marke möglich?

Vorndran:
Leider haben auch wir keine Glaskugel. Im Moment fehlt der Trigger für steigende Kurse. Es gibt zwei Faktoren, die aus unserer Sicht die derzeitige Entwicklung umkehren könnten. Erstens: die robuste Nachfrage aus den Emerging Markets. Sollte der Preis in die Regionen von etwa 1.100 Dollar je Feinunze fallen, dürften die Goldkäufe der Chinesen und Inder stützend auf den Preis wirken. Und zweitens: Wenn wir sehen, dass den Gold-ETFs netto wieder Geld zufließt.

Welche „Game Changer“ könnten künftig den Goldpreis maßgeblich beeinflussen?

Vorndran:
Langfristig könnten die aggressiv-expansive Geldpolitik der Notenbanken und die stetig wachsenden Staatsschulden in Japan, den USA oder der Eurozone einen nachhaltigen Anstieg des Goldpreises auslösen. Möglicherweise kommt der Zeitpunkt, an dem die Kapitalmärkte die Hoffnung auf eine ordnungsgemäße Rückzahlung der Schulden aufgeben.

Es ist nicht auszuschließen, dass die Menschen im Laufe dieses Prozesses das Vertrauen in die Solvenz einzelner Staaten und das beliebig vermehrbare Papiergeld verlieren. Statt Anleihen werden sie dann Sachwerte kaufen.

Was sollte man derzeit kaufen: Goldaktien oder doch lieber den Barren?

Vorndran:
Das hängt von dem jeweiligen Unternehmen ab. Grundsätzlich sind Minenaktien und physisches Gold zwei unterschiedliche Dinge. Der Erfolg eines Minenbetreibers hängt schlussendlich nicht allein vom Goldpreis ab, sondern auch von anderen Faktoren, der Qualität seiner Bilanz beispielsweise.

Der kleine Bruder: Wie sehen Sie Silber-Investments?

Vorndran:
Der Silberpreis orientiert sich an den Goldnotierungen. Fällt Gold, fällt auch Silber – erfahrungsgemäß sogar noch stärker. Hinzu kommt, dass der kleine Bruder vielseitig verwendbar und deshalb abhängig von der Weltkonjunktur ist. Schwächt die sich ab, wirkt sich das auf den Preis aus.

In gewisser Weise ist Silber eine Wette darauf, dass sich der Wirtschaftsboom in den Schwellenländern fortsetzt. Zuletzt sind die Zweifel daran gewachsen, die Wachstumsdynamik lässt nach. Das spricht derzeit gegen Silber.

Was ist Ihrer Meinung nach das größte Vorurteil oder Missverständnis in Bezug auf Gold, das im breiten Markt besteht?

Vorndran:
Viele Investoren betrachten Gold als Krisenmetall, als Rohstoff, der keinerlei Nutzen stiftet. Ein Irrtum. Gold ist eine Währung, das Zahlungsmittel der letzten Instanz. Ein steigender Goldpreis ist immer das Resultat einer schwachen Währung – und an denen dürfte künftig kein Mangel herrschen. Ein Blick auf die Bilanzen der Notenbanken in den hochverschuldeten Industriestaaten reicht völlig aus, um das zu erkennen.

Ihr liebster Gold-Gegenstand: Der Barren im Tresor, die Gold-Armbanduhr oder…?

Vorndran: Das kommt drauf an. Für die Geldanlage ist es das 20 Franken Vreneli und für das Auge der Goldschmuck meiner Liebsten. Eine goldene Uhr besitze ich übrigens nicht, ich trage Swatch.

Was und wann war Ihre erste Begegnung mit einem Gold-Investment?

Vorndran: Das war bei meiner Taufe, da hat mir mein Patenonkel 10 alte Sovereign Goldmünzen geschenkt.


Teil 1 der Gold-Serie mit Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel, lesen Sie hier.

Teil 2 mit Martin Siegel finden Sie hier.

In Teil 3 kommt der Edelmetall-Experte Eugen Weinberg von der Commerzbank zu Wort. Lesen Sie hier.

In Teil 4 haben wir den Goldspezialisten Ronald-Peter Stöferle aus Österreich zum Gespräch geben.

In Teil 5 befragen wir Hannes Zipfel von Solit Kapital. Lesen Sie hier.

Teil 6 war das Interview mit Bernhard Wenger von ETF Securities.

In Teil 7 bat die Redaktion Nico Baumbach von Hansainvest zum Interview.


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