Tourismus, Standort, Mitarbeiter Philippinen – Urlaubsziel mit Anlagechancen

Zu den am stärksten aufblühenden Nationen unter den Frontier Marktes (Grenzmärkte) zählen die Philippinen. „Aufgrund der zunehmenden Verstädterung, der wachsenden Mittelschicht und der großen und jungen Bevölkerung erfreut sich die Inselgruppe einer großen Nachfrage, die durch einen florierenden Arbeitsmarkt und einen starken Geldfluss von in Übersee Beschäftigten gestützt wird“, erklärt James Johnstone, Portfoliomanager bei der britischen Fondsgesellschaft RWC Partners.
„Wir gehen davon aus, dass die Philippinen in den kommenden Jahren von zwei wichtigen Faktoren profitieren dürften: Der Verlagerung der Lieferkette weg von China und der Rückkehr des Tourismus“, erläutert Johnstone.
Liberalisierte und unternehmerfreundliche Wirtschaft
Zwischen den Jahren 1973 und 1986 litten die Philippinen unter der diktatorischen Herrschaft von Ferdinand Marcos. Mit der Rückkehr zur Demokratie wurde die Wirtschaft liberalisiert und unternehmerfreundlicher. Das spiegelt sich auch im jüngsten Doing Business Report 2020 der International Finance Corporation wider, in dem das Land sich von Platz 124 auf 95 verbesserte. Die Studie misst unter anderem regulatorische Faktoren, die sich auf Unternehmen auswirken. „Diese Indikatoren zeigen, dass die Philippinen ein kostengünstiges, wirtschaftlich solides und kosmopolitisches Umfeld bieten“, erläutert Johnstone.
Darüber hinaus wurden staatliche Unternehmen privatisiert und andere Branchen wie das Banken- und Versicherungswesen, die Schifffahrt, die Telekommunikation sowie die Energiewirtschaft dereguliert. Zudem gehören ermäßigte Körperschaftssteuersätze, Steuerbefreiungen und die zollfreie Einfuhr bestimmter Ausrüstungen und Materialien zu den Anreizen, die die Regierung zur Erleichterung der Geschäftstätigkeit bietet.
Wachsendes Outsourcing
Während die Philippinen früher vorwiegend landwirtschaftlich geprägt waren, hat sich die Wirtschaft mittlerweile in Richtung Produktion und Dienstleistungen verlagert. Daraus resultieren bessere unternehmerische Aussichten und ein breiteres Spektrum an Arbeitsplätzen. „Auch ausländische Investoren erkennen das Potenzial für Auslagerungen in die Philippinen, da die Arbeitskosten und die Lebenshaltungskosten niedrig sind und es einen Talentpool junger, gebildeter und englischsprachiger Fachkräfte gibt“, sagt Johnstone.
Das Outsourcing von Geschäftsprozessen auf die Philippinen macht mittlerweile knapp 15 Prozent des globalen Business Process Outsourcing (BPO) Marktes aus. BPO ist die Bezeichnung für das Auslagern ganzer Geschäftsprozesse von einem Unternehmen auf Externe. „Wir gehen davon aus, dass sich dieses Wachstum fortsetzen wird“, erklärt der Frontier-Markets-Experte.
Eine weitere wichtige Säule der philippinischen Wirtschaft ist der Sektor der überseeischen philippinischen Arbeitskräfte (OFW). Denn: Mehr als 10 Millionen Filipinos arbeiten im Ausland. Das macht die Inselgruppe zu einem der größten Exportländer für Arbeitskräfte.
ASEAN-Freihandelszone
Zwei Faktoren begünstigen die Verlagerung der Lieferketten von China auf die Philippinen: Die Arbeitskräfte und der strategische Standort. „Englisch wird in allen Schulen gelehrt und ist die bevorzugte Geschäfts- und Handelssprache. Die Philippinen sind mit einer Alphabetisierungsrate von mehr als 90 Prozent das drittgrößte englischsprachige Land der Welt.“
Zudem liegt die Inselgruppe günstig im Zentrum Ostasiens. An der Schnittstelle zwischen der östlichen und der westlichen Geschäftswelt gelegen, gilt das Land als Tor zum Markt der ASEAN-Freihandelszone.
Infrastruktur im Aufbau
Die Betriebskosten sind jedoch nach wie vor hoch und außerhalb der Großstädte fehlt es an Infrastruktur. Das zu ändern, ist das Ziel der derzeitigen Regierung. „In den kommenden zehn Jahren wird die Regierung im Rahmen des von Präsident Rodrigo Duterte initiierten Programms ‘Bauen, bauen, bauen‘ mehr als 160 Milliarden US-Dollar für den Ausbau der Infrastruktur ausgeben. Das Konzept soll, die Philippinen besser vernetzen, den Zugang zu den großen Städten erleichtern und eine nachhaltige Entwicklung fördern“, betont Johnstone. „Unsere Beteiligungen an Ayala Corp. und Robinsons Land dürften von den Infrastrukturausgaben profitieren.“
Erholung des Tourismus
Die Philippinen begrüßten im Jahr 2019 etwa 8 Millionen internationale Besucher. Damit machte der Tourismus 12,7 Prozent des BIP des Landes aus und sorgte für 5,7 Millionen Arbeitsplätze. „Wir gehen davon aus, dass sich der Gegenwind der Pandemie Ende 2021 in Rückenwind wandeln wird. Die Philippinen dürften von der Erholung des weltweiten Reiseverkehrs profitieren. Der Tourismus auf der Inselgruppe dürfte bis Ende 2022 das Vorkrisenniveau erreichen. Davon könnte unsere Beteiligungen an Bloomberry Resorts profitieren“, prognostiziert der Portfoliomanager.
Zwar schrumpfte die philippinische Wirtschaft 2020 um 9,6 Prozent. Die makroökonomischen Fundamentaldaten vor der Pandemie deuten jedoch darauf hin, dass sich das Land wirtschaftlich wieder erholen wird. „Zudem trägt die aktive Wirtschaftspolitik dazu bei, die konjunkturellen Schäden einzudämmen und den produktiven Motor intakt zu halten“, fasst Johnstone zusammen.