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Jahresausblick 2022 Pictet AM sieht Licht und Schatten an den Märkten

Ingenieure nutzen Augmented Reality im Produktionsablauf
Ingenieure nutzen Augmented Reality im Produktionsablauf: Die sieben „Amafant“-Aktien – Apple, Microsoft, Alphabet, Facebook (Meta), Amazon, Nvidia und Tesla – machen mehr als 35 Prozent der S&P-Performance aus. | Foto: Imago Images / Westend61
Walter Liebe

Zum Jahreswechsel lassen Asset Manager noch einmal das vergangene Jahr Revue passieren. Bei Pictet Asset Management fiel 2021 besonders erfolgreich aus. „16,5 Milliarden Euro Neugelder konnte Pictet AM einwerben. Das Kundenvertrauen bedeutet für uns Wertschätzung und Zuspruch, um auf dem Pfad einer robusten Wertentwicklung weiterzugehen“, sagte Walter Liebe, Leiter Intermediäre Deutschland.

Erfreuliche Aktienrenditen und weitere positive Entwicklungen

Simon Frank

Simon Frank, Senior Investment Advisor, stellte die positiven Entwicklungen in 2021 den negativen Aspekten gegenüber. Optimistisch stimmen ihn erfreuliche Aktienrenditen, die allerdings nicht in allen Bereichen verzeichnet werden konnten. Auf der Habenseite steht auch der verstärkte Fokus auf Nachhaltigkeit. Durch den COP26-Gipfel in Glasgow hat sich die Internationale Zusammenarbeit weiter verbessert. Ebenfalls erfreulich: 8 Milliarden Impfungen wurden 2021 verabreicht; damit ist mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung geimpft. Impfeuropameister ist Italien.

Negative Entwicklungen: Schwellenländer, China, Klimawandel

Frank listete auch eine Reihe negativer Faktoren auf. So zeigten sich einzelne Aktiensegmente, teils wider Erwarten, schwach: „Nicht alle Märkte liefen wie der S&P – Emerging-Markets-Aktien performten schlecht, vor allem China sorgte für lange Gesichter. Der Nasdaq Golden Dragon Index hat sich im Jahresverlauf halbiert. Hintergrund waren die Regulierungsmaßnahmen in China, die Angst der Anleger vor Spill-Over-Effekten sowie das drohende Delisting von China-ADRs in den USA.“ Viele institutionelle Anleger, führte Frank aus, könnten aufgrund regulatorischer Vorschriften nicht auf in Hongkong gelistete China-ADRs ausweichen.

Im Hinblick auf den Klimawandel wies Frank darauf hin, dass der CO2-Anteil in der Luft weiter steigt. Dieser Trend müsse gebrochen werden, um die Folgen des Klimawandels beherrschbar zu halten. Inzwischen zeige sich der Klimawandel bereits vor der Haustür: Die Jahrhundertflut an Ahr und Eifel ist ein Beleg dafür.

Auf kurze Sicht wenig zuträglich für die Märkte waren die Engpässe in den Lieferketten. Das Feststecken des Containerschiffs „Ever Given“ verkomplizierte die Lage zusätzlich. Hinzu kamen die Risse im chinesischen Immobilienmarkt, mit dem Straucheln des Immobilienkonzerns Evergrande unter den Augen der Weltöffentlichkeit.

Größere Probleme dürfte zukünftig die Rückkehr der Inflation machen. Frank: „Deflationsgefahren, die noch vor 24 Monaten die Welt umtrieben, sind vorerst perdu.“ Risiken in der Konjunkturentwicklung könnten jedoch die Polarisierung der Gesellschaft weiter vorantreiben. Der Sturm aufs Capitol zu Jahresanfang war ein Fanal für diese Entwicklung. „Die Spaltung der Gesellschaft zeigt sich auch in Deutschland überdeutlich, die derzeitige Impfdebatte ist hier nur das i-Tüpfelchen.“

Doch damit sind die negativen Entwicklungen nicht abgetan. Immer neue Corona-Wellen und -Mutanten, deren Ende noch nicht absehbar ist, verlangen Politik und Gesellschaft sehr viel ab. „Zudem sollten geopolitische Konflikte von weltweiter Bedeutung ein Warnsignal für die Welt sein“, so Frank.

ETF-Anleger kaufen eigentlich nur eine Handvoll Aktien

Liebe und Frank tauschten sich auch über die im Vorjahr getroffenen Erwartungen zum Jahr 2021 aus. „Die erwarteten niedrigen Inflationsraten sind nicht eingetreten, ein dauerhafter Schaden durch Covid-19 ist nicht eingetreten, auch eine straffere Fiskalpolitik sehen wir nicht. Die erwarteten 5 bis 10 Prozent Rendite globaler Aktien wurde locker übertroffen. Mit einem Plus von 50 Prozent stiegen anders als prognostiziert auch die Unternehmensgewinne, hier waren nur 15 Prozent veranschlagt worden.“ Ebenfalls entgegen den Erwartungen entwickelten sich die Schwellenländer und Japan – sie blieben Underperformer. Zwar konsolidierten Tech-Aktien wie erwartet. Doch die bärische Prognose für den US-Dollar traf nicht ein; der Dollar wertet gegen den Euro auf, während sich Gold und Schwellenländerwährungen schwach zeigten.

Im Hinblick auf die Konjunkturentwicklung kamen Frank und Liebe zum Schluss, dass sie solide wächst, obwohl die Wachstumsdynamik etwas nachlässt. So hat sich die Industrieproduktion auf Vorpandemieniveau erholt, wächst aber nicht weiter. Frank: „Unsere konservativen Erwartungen haben sich nicht bestätigt. Rohstoffe performten stark und auch die Aktienmärkte zeigten sich kraftvoll: Die Rendite für den US-Aktienmarkt lag bei 35 Prozent. Der chinesische Aktienmarkt hingegen verlor 11 Prozent, in Lokalwährung gerechnet ging es sogar um 20 Prozent nach unten.“ Frank verwies auf die massive Outperformance von Growth-Aktien am US-Aktienmarkt seit 10 bis 12 Jahren, also seit der globalen Finanzkrise. Er wies darauf hin, dass die sieben „Amafant“-Aktien – Apple, Microsoft, Alphabet, Facebook (Meta), Amazon, Nvidia und Tesla – mehr als 35 Prozent der S&P-Performance ausmachen, während die übrigen 493 Werte 65 Prozent zur Indexentwicklung beitragen. Frank verwies in diesem Zusammenhang daraufhin, dass ETF-Anleger damit praktisch die Performance von Einzelaktien kaufen. „Selbst marktbreite Indizes sind inzwischen stark von der Entwicklung einzelner Aktien abhängig. Hier entsteht ein großes Risiko für passive Strategien“, unterstrich Frank.

Anleger könnten daher auf nachhaltige Anlagen ausweichen. Obwohl sie 2021 stark gefragt waren, ist ihr Marktanteil mit 5 Prozent immer noch gering. Doch das werde sich in den nächsten Jahren deutlich ansteigen, so Frank.

Den Mitschnitt des Gesprächs zum Jahresausblick 2022 von Pictet Asset Management können Sie hier ansehen.

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