Pilnys Asia Insights Indien auf dem Weg zur neuen Werkbank der Welt
Der Ausbau des verarbeitenden Gewerbes ist dabei einer der wichtigsten Wachstumstreiber. In absoluten Zahlen rechnet Morgan Stanley damit, dass sich Indiens Bruttoinlandsprodukt von derzeit rund 3,5 Billionen Dollar bis 2031 auf 7,5 Billionen Dollar mehr als verdoppeln wird. Indien werde damit ab dem kommenden Jahr neben den USA und China eine von nur drei Volkswirtschaften sein, deren Wirtschaftsleistung um mehr als 400 Milliarden Dollar pro Jahr zulegt.
China verzeichnet geringeres Wirtschaftswachstum als restliche Schwellenländer Asiens
Zum ersten Mal seit mehr als drei Jahrzehnten verzeichnet China in diesem Jahr ein geringeres Wirtschaftswachstum als die restlichen Schwellenländer Asiens. Besonders groß ist der Abstand zu Indien. Dort legt das Bruttoinlandsprodukt mit rund 7 Prozent mehr als doppelt so stark zu wie in der Volksrepublik. Ökonomen erwarten, dass die Trendumkehr auch in den kommenden Jahrzehnten Bestand hat. China wird zwar weiterhin Asiens größte Volkswirtschaft bleiben, jedoch geht beim Wirtschaftswachstum Indien in Führung. Internationale Konzerne wollen daher ihr Asien-Geschäft stärker diversifizieren, nicht zuletzt wegen der zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China. Der Süden Asiens profitiert am stärksten von dieser Verschiebung.
In Ländern wie Indien, Vietnam, Malaysia und Thailand entstehen wichtige neue Produktionszentren. Bei der Summe der ausländischen Direktinvestitionen liegen die Staaten des südostasiatischen Asean-Verbands mit China fast gleichauf. Rechnet man die Investitionen hinzu, die Indien anzieht, dann liegt Asiens Süden klar vor der Volksrepublik.
Last but not least wird Indien China nach Prognosen der Vereinten Nationen schon 2023 als das bevölkerungsreichste Land der Welt ablösen, und der Abstand zwischen den beiden Ländern wird in den kommenden Jahrzehnten kräftig wachsen. Bereits in einem Jahrzehnt werden ausländische Unternehmen einen Markt mit mehr als anderthalb Milliarden Einwohnern vorfinden. Und während Chinas Gesellschaft rasch altert, profitiert Indien von einer vergleichsweise jungen Bevölkerung. Das Durchschnittsalter von derzeit rund 26 Jahren wird 2035 Prognosen zufolge auch erst bei 33 Jahren liegen – damit sind die Inder im Schnitt um zwölf Jahre jünger als die Chinesen.
Fazit: Das allgemeine Bestreben, China einzudämmen, bringt für Indien neue Chancen und weckt Erwartungen. Hoffen wir, dass diesmal Indien liefert und dass die Möglichkeiten im Äußeren auch positive Veränderungen im Inneren bewirken.
Über den Autor:
Karl Pilny gehört zu den bekanntesten Asienexperten Deutschlands. Der Wirtschaftsanwalt und Investmentexperte ist Autor zahlreicher Bücher über Asien sowie Gründer des „Asia Strategy Institute“ in Berlin. Außerdem ist Pilny Geschäftsführer von Asia 21 in Zürich.
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