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Pilnys Asia Insights
Geopolitik im Weltall: Nicht nur die Großmächte streben zu den Sternen
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Von Lesedauer: 8 Minuten
Weltraumraketen in China
Weltraumraketen in China: Die Volksrepublik ist bei weitem nicht das einzige Land in Asien, das in den Weltraum strebt | Foto: Imago Images / NurPhoto


Nicht nur die USA, Russland, Indien und China sowie eine Reihe arabischer Staaten greifen energisch nach den Sternen – einmal mehr wirkt Europa verzettelt und abgehängt – sondern auch kleinere Staaten.

So hat sich Vietnam verstärkt der Weltraum- und Satellitentechnologie zugewandt und mittlerweile in der Raumfahrt ein großes Potenzial. Dessen Ursprung reicht bis in die 1970er Jahre zurück, als Vietnam noch Teil des sowjetischen Blocks war. Doch schon damals entsandte die vietnamesische Regierung Ingenieure nach Frankreich, Indien und in die Sowjetunion, um diese entsprechend auszubilden. Durch die Beteiligung am Interkosmos-Programm, das die Partnerstaaten der Sowjetunion bei der Entwicklung von Weltraumtechnologien unterstützte, wurde der Grundstein für ein vietnamesisches Raumfahrtprogramm gelegt und am 17. Mai 1979 wurde Vietnam zum 9. Vertragsstaat von Interkosmos. 

Vietnam schon 1980 im Weltraum

In der Folge wurde Pham Tuan ausgewählt, in Begleitung des russischen Kosmonauten Gorbatko am 23. Juli 1980 ins Weltall zu fliegen, um wissenschaftliche Experimente durchzuführen. Damit war er der erste nicht-sowjetische Asiate im Weltraum und ist bis heute der einzige Vietnamese, der jemals die Erdatmosphäre verlassen hat. Zum Zeitpunkt der Weltallmission von Pham Tuan hatte Vietnam nur zwei internationale Vereinbarungen im Bereich der Raumfahrt unterzeichnet, was das geringe Gewicht des damals armen und isolierten Landes in der Raumfahrtindustrie verdeutlicht.

 

 

 

Mit der Auflösung der Sowjetunion geriet auch Vietnams Raumfahrtprogramm in eine Krise. Gleichzeitig begann mit 1986 mit den Đổi mới Reformen eine Liberalisierung, die den Grundstein für den wirtschaftlichen Aufstieg Vietnams legte und zu einer Normalisierung der Beziehungen zu anderen Staaten führte. Das ermöglichte neue Partnerschaften im Bereich der Raumfahrt- und Satellitenprogramme. Auf Wunsch des damaligen Premierministers Phan Van Khai wurde im Juni 2006 die „Strategie für die Erforschung und Nutzung von Raumfahrttechnologien für Vietnam bis 2020“ vorgestellt, die der Forschung und Innovation im Bereich der Weltraum- und Satellitentechnologien in Vietnam neue Impulse verleihen sollte und mittlerweile bis 2030 fortgeführt wird.

Unter der Obhut der Vietnam Academy of Science and Technology (VAST) wurde das Vietnam National Space Center (VNSC) errichtet, um eine Weltrauminfrastruktur auszubauen und Programme zur Weltraumtechnologie aufzugleisen.

Die wichtigsten Förderer Vietnams sind Japan und die ehemalige Kolonialmacht Frankreich

Die Satellitenstrategie wurde gemeinsam mit der Japanese Aerospace Exploration Agency (JAXA) entwickelt, zu der 2006 eine umfassende Vereinbarung unterzeichnet und schon 2012  das VNSC Projekt vorgestellt wurde. 2018 wurde das Raumfahrtzentrum Hoa Lac Hi-Tech Park in Hanoi eröffnet. Vietnam betreibt seither mehrere Satelliten für verschiedene Zwecke. Schon 1995 wurde das Telekommunikationsprojekt Vinasat-1 vorgestellt, bei dem erstmalig ein eigener Satellit im Orbit betrieben wurde. Zuvor hatten bereits 92 andere Staaten Satelliten im Weltraum in Betrieb genommen; in Südostasien war Vietnam das sechste Land mit einem eigenen Telekommunikationssatteliten im Orbit. Ein zweiter Telekommunikationssatellit Vinasat-2 wurde 2012 in Betrieb genommen, auch dieser wurde von Lockheed Martin entwickelt und mit einer Ariane-5-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana gestartet.

Ein weiterer Meilenstein der vietnamesischen Raumfahrt wurde im Folgejahr 2013 mit dem Start von VNREDSAT-1 erreicht. Der Erdbeobachtungssatellit wurde am 7. Mai 2013, vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana gestartet. Es ist Vietnams erster Fernerkundungssatellit, der hochauflösende Bilder übermittelt um die Auswirkungen des Klimawandels zu untersuchen, Naturkatastrophen vorherzusagen und das Ressourcenmanagement von Vietnam zu verbessern. PicoDragon schließlich war der erste Satellit „Made in Vietnam“ und wurde 2013 erfolgreich in den Orbit geschossen.

Satelliten sind nicht nur für die Wissenschaft und Wirtschaft, sondern auch für die nationale Sicherheit essenziell. Vietnams ziviles Satellitenprogramm ermöglicht nicht nur die Auswirkungen des Klimawandels zu untersuchen, sondern auch Chinas Aktivitäten im Südchinesischen Meer zu verfolgen und gegebenenfalls zu reagieren, um die territoriale Integrität Vietnams zu wahren. Denn Chinas Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer, der Ausbau und die Militarisierung künstlicher Inseln und der sich verstärkenden geopolitische Wettbewerb zwischen China und den USA stellen zunehmend die größten Sicherheitsherausforderungen für das langgestreckte Land dar.

 

 

 

Nun entdeckt auch Afrika das All. Mit chinesischer Hilfe will Dschibuti die erste Weltraumbasis des Kontinents bauen, der sich von einer eigenen Weltraumindustrie bessere Daten zum Klimawandel erhofft. Sie soll eine Milliarde Dollar kosten, sieben Abschussrampen haben und auf zehn Quadratkilometern strategisch ideal liegendem Land gebaut werden. Die Anlage wird wie viele andere Infrastrukturprojekte von China finanziert werden. Die Basis in Djibouti – ein ostafrikanischer Kleinstaat mit einer knappen Million Einwohnern – ist nicht einfach ein weiteres chinesisches Prestigeprojekt auf einem Kontinent, der zentral für die Belt-and-Road-Initiative (BRI) ist.

Abschussrampen in Afrika haben für China enorme geostrategische Bedeutung

Sie ist von größerer geostrategischer Bedeutung als viele Straßen und Flughäfen, die China in anderen afrikanischen Ländern finanziert hat. Nicht nur für China – und für Djibouti, das damit seine geopolitische Bedeutung weiter ausbaut, sondern auch für einen Kontinent, der im Weltraum bisher kaum eine Rolle gespielt hat. Bislang ist Afrika der einzige Kontinent ohne eigene Weltraumbasis. Für den Start von Satelliten sind afrikanische Länder auf die USA, die EU oder Russland angewiesen, wofür hohe Gebühren die Ablieferung von sensiblen Daten fällig werden.

Die erste Weltraumbasis Afrikas entsteht nicht zufällig in Djibouti – ein kleiner Staat am Roten Meer, nahe einer der weltweit wichtigsten Handelsrouten. Die USA unterhalten in Djibouti die größte Militärbasis in Afrika, China eröffnete dort 2017 seine erste Militärbasis im Ausland. Auch die frühere Kolonialmacht Frankreich sowie Italien und Japan betreiben dort Militärbasen. Für China ist Djibouti ein Vorzeigepartner für den Erfolg der BRI par excellence. Chinesisches Geld hat in Djibouti zahlreiche Gebäude gebaut, die Regierung unterstützt dafür chinesische Positionen in der UNO. 

 

 

Mit der geplanten Weltraumbasis wird die Partnerschaft noch enger: die Regierung stellt vereinbarungsgemäß China Land bei der Hafenstadt Obock zur Verfügung um den Bau einer Schnellstraße, eines Hafens und von Stromleitungen zu ermöglichen. Die erste Abschussrampe soll schon Ende 2024 fertig sein, die ganze Basis bis 2028. Danach ist eine gemeinsame chinesisch-djiboutische Führung der Weltraumbasis für die nächsten dreißig Jahre vorgesehen. China hat seine Aktivitäten im Weltraumbereich in den letzten Jahren verstärkt, was seinen geopolitischen Rivalen nicht entgangen ist. Die Basis wird auch Djiboutis geopolitische Position weiter stärken.

So verkündete Djiboutis Präsident, die Weltraumbasis werde es seinem Land erlauben, die Abhängigkeit von den Einnahmen aus den Militärbasen zu reduzieren. Satelliten in den Weltraum zu schießen, kostet Geld, die Nachfrage ist groß, die Wartelisten an vielen Orten sind lang. Auch andere afrikanische Länder haben vor kurzem den Weltraum entdeckt. 2021 und 2022 ließen etwa Äthiopien, Kenia, Mauritius, Angola und Uganda Satelliten ins All schießen. Afrika hat nur etwa fünfzig Satelliten im All, eine noch kleine Zahl verglichen mit anderen Weltregionen. Immerhin wird das Volumen der Weltraumindustrie in Afrika inzwischen auf 19 Milliarden US-Dollar und bis 2025 auf 22 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Die Afrikanische Union hat eine Weltraumbehörde angekündigt, die ihren Standort in Ägypten haben soll. Afrikas wachsendes Interesse am Weltraum hat auch mit dem Glauben zu tun, dass Satellitendaten im Umgang mit dem Klimawandel helfen können – sie ermöglichen es Dürren präziser vorherzusagen. Die neue Basis in Djibouti könnte bewirken, dass in anderen afrikanischen Ländern weitere Weltraumbasen entstehen. Die geografischen Voraussetzungen sind gut, denn 15 afrikanische Länder liegen am Äquator, dem besten Standort für den Start von Raketen. Wie zum Beispiel Kenia, von wo in den 1980er Jahren von einer italienischen Basis aus Satelliten ins All geschossen wurden.

Was die Mäuse umtreibt kann der Katze nur Recht sein: China schickte vor kurzem sein elftes bemanntes Raumschiff ins All. Der Start des Raumschiffs Shenzhou 16 vom Weltraumbahnhof Jiuquan am Rande der Wüste Gobi folgte einen Tag auf Chinas Ankündigung, bis 2030 einen eigenen Taikonauten auf den Mond zu bringen. Es ist der elfte bemannte Weltraumflug Chinas, das seit 2003 – als erst drittes Land nach den USA und Russland – Raumfahrer mit eigenen Mitteln ins All bringen kann.

Angesteuert wird die Raumstation Tiangong („Himmelspalast“), die mittlerweile voll in Betrieb ist. Das erklärte Ziel Chinas ist es noch vor dem Jahr 2030 eine bemannte Mission auf den Mond zu schicken. China bereite sich auf einen „kurzen Aufenthalt auf der Mondoberfläche und eine gemeinsame Erkundung durch Menschen und Roboter“ vor – womöglich eine chinesische Reaktion auf die Ankündigung der USA bis Ende 2025 und damit erstmals seit den Siebzigerjahren wieder einen Astronauten auf den Mond zu schicken. 

Vor vier Jahren hatte China als erstes Land ein Gefährt auf der Rückseite des Mondes gelandet. Das Pentagon warnte 2022 in einem Bericht davor, dass China die amerikanischen Fähigkeiten im Weltall bis zum Jahr 2045 übertrumpfen könnte, weswegen die USA eine Zusammenarbeit der NASA mit China ausschließen. 

Daher kooperiert China auch in diesem Bereich umso enger mit Russland, was den Druck auf die USA und Europa erhöhen dürfte.

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