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Pimco-Bond-CIO Andrew Balls
„Anleihen bieten Anlegern wieder Ertrag und Risikoschutz“
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Pimco-Bond-CIO Andrew Balls „Anleihen bieten Anlegern wieder Ertrag und Risikoschutz“

Andrew Balls, Investmentchef Fixed Income bei Pimco
Andrew Balls, Investmentchef Fixed Income bei Pimco | Foto: Pimco

DAS INVESTMENT: Ist nun der richtige Zeitpunkt, um in Anleihen zu investieren?

Andrew Balls: Ja, im Großen und Ganzen sind wir der Meinung, dass Anleihen bei den derzeitigen Renditeniveaus weiterhin attraktiv sind. Außerdem bieten sie ein gutes Gleichgewicht zwischen der Generierung von laufenden Erträgen und der Abfederung von wirtschaftlichen Abwärtsszenarien. Ein unsicheres Umfeld ist in der Regel gut für festverzinsliche Wertpapiere, und wir glauben, dass Anleihen ihre traditionellen Qualitäten der Diversifizierung und des Kapitalerhalts wieder stärker zur Geltung bringen werden.

Gleichzeitig besteht das Potenzial für eine positive Kursentwicklung im Falle weiterer wirtschaftlicher Verwerfungen. In diesem aktuellen Umfeld – und insbesondere angesichts der Herausforderungen im Bankensektor – wollen wir jedoch bei der Gesamtrisikopositionierung vorsichtig sein.

Wie werden sich die Renditen entwickeln? 

Balls: Die Neubewertung der Märkte auf breiter Front, die wir im Vorjahr erlebt haben, hat die aktuellen Renditeniveaus – historisch gesehen ein starker Indikator – deutlich nach oben getrieben. Aus heutiger Sicht gehen wir in unserem Basisszenario für die 10-jährige US-Schatzanweisung weiterhin von einer Renditespanne zwischen etwa 3,25 Prozent bis 4,25 Prozent aus. In anderen Szenarien erwarten wir eine breitere Spanne, die sich angesichts der zunehmenden Risiken für die Wirtschaft und den Finanzsektor möglicherweise nach unten verschieben wird.

Inwieweit sind weitere Zinserhöhungen in den Anleihemärkten eingepreist?

Balls: Nun, wir glauben, dass die Zentralbanken wahrscheinlich kurz vor dem Ende ihres Zinserhöhungspfades stehen. Der Höchstsatz für die Leitzinsen dürfte nun niedriger ausfallen, als die Märkte bisher angenommen haben. Natürlich wird die Normalisierung und schließlich die Lockerung der Geldpolitik mehr Zeit in Anspruch nehmen. Gleichzeitig wird die Inflation näher an das Zielniveau heranrücken müssen. In der Zwischenzeit ist auch ein Anstieg der Arbeitslosigkeit wahrscheinlich.

 

 

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Auch wenn die Fed mit einem Leitzins von knapp unter fünf Prozent wahrscheinlich kurz vor dem Abschluss der Zinserhöhungen steht – etwaige Zinssenkungsmaßnahmen werden vor allem davon abhängen, wie sich der Kompromiss zwischen Finanzstabilität und Inflationsrisiken entwickelt. Da sich die Inflation weiterhin nur langsam abschwächen dürfte, werden Maßnahmen zur Normalisierung oder sogar Lockerung der Politik wahrscheinlich mit einer Verzögerung erfolgen.

Im Euroraum wird das inflationäre Umfeld wahrscheinlich noch länger anhalten. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird noch länger als die US-Notenbank an der Zinsschraube drehen. Die europäische Inflation liegt in Bezug auf die Preise etwa zwei Quartale hinter den US-amerikanischen zurück. Bei den Löhnen noch weiter. Höhere Gaspreise, eine schwächere Währung und ein weniger flexibler Arbeitsmarkt sprechen für eine längere Phase erhöhter Inflation in Europa. Infolgedessen halten wir einen EZB-Leitzins von 3,5 Prozent bis vier Prozent für angemessen.

Welche konkreten Folgen werden die Konkurse von Finanzinstituten wie der Silicon Valley Bank haben?

Balls: Unsere allgemeinen Überlegungen zu den amerikanischen und europäischen Zinssätzen haben wir ja bereits besprochen. Man kann jedoch mit Sicherheit sagen, dass die Aussicht auf eine erhebliche Verschärfung der Kreditbedingungen, insbesondere in den USA, erhöht sind. Ursache hierfür sind Bankzusammenbrüche, eine größere Volatilität bei Bankaktien, steigende Kapitalkosten und das anhaltende Potenzial für den Abzug von Einlagen aus anfälligeren kleinen und mittelgroßen US-Banken. Damit steigt natürlich auch das Risiko einer schnelleren und tieferen Rezession.

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Dennoch spricht viel dafür, dass dies nicht das Jahr 2008 ist. Die Haushalte haben immer noch einen Überschuss an Ersparnissen, die Gesamtverschuldung der Unternehmen im Verhältnis zum Bip scheint überschaubar. Auch das Verhältnis zwischen Zinsen und Einkommen ist nach wie vor niedrig. Bisher sind die Verluste der Banken im Allgemeinen auf steigende Zinssätze zurückzuführen, die den Wert von Vermögenswerten mit langer Laufzeit verringern, und nicht auf riskante Kreditvergabe oder Kreditausfälle.

Die größten systemrelevanten Banken in den USA, die regelmäßigen Liquiditäts- und Kapitalstresstests unterzogen werden, sind nach wie vor finanziell gesund. Sie haben sogar von den Einlagenabflüssen bei kleineren Banken profitiert. All dies bedeutet, dass die Zentralbanken wahrscheinlich weniger schwer heben müssen, um das gleiche Ergebnis zu erzielen: strengere finanzielle Bedingungen, die das Kreditwachstum, die Nachfrage und schließlich die Inflation bremsen.

 

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