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Pimco-Experte Josh Anderson „Für den Abbau notleidender Kredite müssen kreative Lösungen her“

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Notleidende Kredite auslagern

Theoretisch könnten Banken in Betracht ziehen, die NPL zum niedrigsten möglichen Preis auszugliedern, ohne dass sie zusätzliches Kapital aufbringen müssen. Doch ein Ausgliedern ist zugegebenermaßen schwierig. Und realistisch gesehen könnte es eher nach einem Angebot von Bezugsrechten aussehen, bei dem die Aktionäre als Eigenkapitalgeber die Bewertungslücke zwischen dem aktuellen Buchwert und dem Geldwert der NPL schließen. Die Aktionäre könnten dann entscheiden, ob sie die NPL kaufen (und so die Bewertungslücke schließen) möchten, oder ob sie Kapitalerhöhungen und die damit verbundene Verwässerung vorziehen.

Während die Aktionäre einerseits niedrige Renditen erhalten oder nach Veräußerung der NPL geringfügige Verluste erleiden können, können ihre Aktien dieser nun zu einer „Good Bank“ gewordenen Bank andererseits deutlich an Wert zulegen, wodurch mögliche Verluste in Verbindung mit den NPL ausgeglichen werden können. Folglich gibt es eine ganze Reihe von Faktoren, die berücksichtigt werden müssen. In der Tabelle wird dieses Konzept näher erläutert.

Quelle: Pimco 

Es bleibt schwierig

Auch wenn die Wirtschaftlichkeit dieses Ansatzes überzeugend erscheinen mag, gibt es jedoch in Bezug auf seine Umsetzung strukturelle Schwierigkeiten. In den Rechtssystemen der einzelnen Länder müssen geeignete finanzwirtschaftliche Rahmenbedingungen und Rechnungslegungsvorschriften bestehen, die eine Übertragung der NPL an Aktionäre erleichtern. Ferner bestehen auch rechtliche Risiken, da die Privatanleger einen Kapitalverlust erleiden können.

Allerdings würden viele Aktionäre in Anbetracht einer möglichen Verwässerung natürlich sehr energisch reagieren und das Management dazu anhalten, ihre Interessen zu schützen. Wenn die theoretische Ausgliederung von NPL durch ein liquides Konstrukt erzielt werden könnte, wie beispielsweise über handelbare Beteiligungspapiere und Schuldverschreibungen, könnten Aktionäre ihre Position auch finanzieren (möglicherweise mittels einer Finanzierung durch die verkaufende Bank) und so das von ihnen anfänglich einzusetzende Kapital reduzieren.

Die Entscheidung, wie Europa seinen Problemen mit NPL begegnen sollte, wird wahrscheinlich in den kommenden 18 bis 24 Monaten fallen. Unserer Einschätzung nach sollte es zumindest als eine Option in Betracht gezogen werden, faule Kredite an bestehende Aktionäre auszugliedern oder, was wahrscheinlicher ist, ihnen zu gestatten, die Bewertungslücke zwischen dem Geldwert und dem aktuellen Buchwert der NPL durch das Angebot von Bezugsrechten zu schließen.

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