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Pimco-Portfoliomanager über aufstrebende Märkte Warum bei Schwellenländer-Aktien Vorsicht geboten ist

Smartphone-Produktion in China: In Asiens Indizes finden sich viele Firmen der New Economy – ein großer Unterschied zu anderen Schwellenländermärkten.
Smartphone-Produktion in China: In Asiens Indizes finden sich viele Firmen der New Economy – ein großer Unterschied zu anderen Schwellenländermärkten. | Foto: imago images / VCG

In vielen Schwellenländern hat bereits eine Erholung eingesetzt – auch getrieben durch Gesundheitsmaßnahmen und Konjunkturpakete weltweit. Der Weg aus der Krise dürfte jedoch holprig und je nach Land unterschiedlich verlaufen. Dennoch gibt es Grund zur Zuversicht: Die massiven geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen könnten die Volatilität an den Märkten weiter begrenzen, die bereits jetzt nahe der tiefsten Stände seit 20 Jahren liegt, und Investitionen in Schwellenländern anschieben.

Pimco nutzt einen Top-Down-Ansatz, um zu beurteilen, wie sich die globalen Entwicklungen auf die Schwellenländer-Märkte auswirken. Im Fokus stehen dabei Geschäfts- und Liquiditätszyklen sowie das politische Geschehen. Es ist davon auszugehen, dass Zentralbanken die Konjunktur noch lange Zeit stützen. Die Wirkung wird sich allerdings in einigen Ländern durch den Trend zu populistischer Politik abschwächen. Länderspezifische Risiken gewinnen damit an Bedeutung. Derzeit stehen die US-Präsidentschaftswahl und ihre Auswirkungen auf die Beziehungen zu China und anderen Schwellenländern im Mittelpunkt der Analysen.

Die sich aufhellende Konjunktur hat einen positiven Einfluss auf die aufstrebenden Märkte. Üblicherweise sind die Renditen dort am höchsten, wo der globale Einkaufsmanagerindex – ein guter Indikator für die Wirtschaftslage – unter seinem langfristigen Durchschnitt von 51,4 Punkten liegt und steigt. Das ist derzeit der Fall. Relevanter als die Form der Erholung – V, U, L oder W – ist ein stetiger Anstieg. Weitere Hürden im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie sind zu erwarten, könnten aber lokal stärker auf einzelne Regionen beschränkt sein. Wir rechnen damit, dass der Produktionsindex zu seinem Mittelwert zurückkehrt und damit in Schwellenländern in den kommenden Quartalen höhere Erträge erzielt werden können.

Corona-Krise vergrößert die Kluft an den Anleihemärkten

Makrofaktoren sind im Anlageprozess von entscheidender Bedeutung. In der Regel orientiert sich Pimco bei Multi-Asset-Portfolios in Schwellenländern an Vermögenswerten. Zum einen ist das die Bilanz, die weitgehend von der Höhe der Staatsverschuldung bestimmt wird, zum anderen eine Gewinn- und Verlustrechnung, die das nominale Wachstum stärker miteinbezieht. Kommt die Wirtschaft aus einer tiefen Rezession, rücken typischerweise Vermögenswerte in den Fokus, die sensibler auf Wachstumsmärkte reagieren. Das Corona-Virus könnte diesen Zyklus allerdings verändern.

Die schrumpfende Wirtschaft während des Lockdowns und die antizyklische Finanzpolitik haben weltweit zu einem deutlichen Anstieg der Staatsverschuldung geführt. Es ist davon auszugehen, dass die Erholung von Land zu Land unterschiedlich verlaufen wird. Die bereits jetzt stark ausgeprägte Kluft zwischen Investment-Grade- und Hochzinsanleihen könnte sich dadurch weiter vergrößern. Eine genaue Makroanalyse wird damit noch wichtiger.

Starke Schwankungen bei Währungen und Aktien

Das zyklische Risiko in den Schwellenländern bleibt bestehen, da sie stärker als Industriestaaten vom nominalen Wachstum abhängig sind. Obwohl die Währungen gegenüber dem US-Dollar mittlerweile aussichtsreicher abschneiden, bewertet Pimco die Anlageklasse aufgrund von Schwankungen weiterhin neutral. Katalysatoren für eine Übergewichtung wären eine stärkere, nicht von den USA angeführte Erholung und ein aufstrebender chinesischer Immobilienmarkt.

Auch bei Aktien bleibt die Aufstellung defensiv. Aktien sind weltweit teuer – die Schwellenländer bilden da keine Ausnahme. Die deutliche Erholung der Erträge ist in die aktuellen Bewertungen eingepreist und begrenzt den Aufwärtstrend, nicht aber die Volatilität der Papiere. In den Schwellenländerindizes haben Hersteller fossiler Brennstoffe und Banken ein hohes Gewicht – ein Grund für das in vielen Ländern schwache nominale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts. Eine Ausnahme ist Asien mit einem höheren Anteil von Unternehmen der New Economy.